Was Kinder bei einer Scheidung fühlen

Trauer, Schmerz, Schuldgefühle oder Wut: Kinder reagieren mit unterschiedlichen Emotionen auf eine Trennung oder Scheidung der Eltern. Radio-Wien-Psychologin Karin Busch-Frankl über die Auswirkungen einer Trennung auf Kinder und Eltern.

Seit 1. Februar gibt es in Österreich die verpflichtende Beratung für Eltern bei einvernehmlichen Scheidungen. Dabei soll den Eltern bewusst gemacht werden, welche Auswirkungen die Trennung auf ihre Kinder haben kann. Denn Trennung und Scheidung stellen auch im Leben eines Kindes eine dramatische Veränderung dar. Wenn die elterliche Beziehung sehr konfliktreich ist, kann sich die Trennung jedoch auch erleichtern für die Kinder auswirken.

Was bedeutet eine Trennung für Kinder?

Dennoch verändern sich Rituale, gewohntes Umfeld und die Bezugspersonen, welche bisher für das Kind wichtig waren und ihnen Sicherheit gaben. Kinder werden in solchen Phasen nicht gefragt, wo ihre Bedürfnisse liegen, obwohl sie von einer Trennung ebenso betroffen sind.

Ein Kind sieht traurig aus, im Hintergrund streiten sich die Eltern

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Trennung und Scheidung wirken sich auch auf das Leben der Kinder aus

Im Vorfeld einer Trennung gibt es meist eine Zeit des Konfliktes und der Streitigkeiten. Je nach Entwicklungsalter erleben Kinder die Zeit vor der Scheidung, die Trennung und die Zeit der Neuorientierung unterschiedlich. Kleine Kinder bis etwa drei Jahre bekommen nur atmosphärisch eine Missstimmung mit, sie können die Situation aber nicht noch zuordnen beziehungsweise die Bedeutung erfassen.

Ab dem dritten Lebensjahr spüren Kinder stärker, wenn ihre Eltern unglücklich sind. Besonders in den so genannten sensiblen Phasen, etwa in der ödipalen Phase mit etwa vier Jahren erfährt die Trennung vom gleichgeschlechtlichen Elternteil eine zusätzliche Dramatik. Der alterstypische Konflikt kann nicht ausgetragen werden.

Reaktionen der Kinder auf Scheidungen

Scheidungen bringen immer auch Schuldgefühle mit sich, sowohl bei den Eltern als auch bei den Kindern. Dadurch kommt es häufig zur Verdrängung und zum Wegschieben der schwierigen Situation. Die Folge ist, dass zu wenig mit den Kindern gesprochen wird. Kinder verstummen und haben somit keinen Raum für ihre Trauer und ihren Schmerz. Das kann zu verschiedenen Reaktionssymptomen führen: Etwa Angst, einen Elternteil nicht mehr zu sehen oder dass jeder Streit zu einem Beziehungsabbruch führt.

Kinder fühlen sich auch verlassen und verraten und in ihren Bedürfnissen nicht wahrgenommen. Es entsteht Wut, wobei das Kind oftmals Schwierigkeiten hat, diese Wut auszudrücken. Es möchte nicht auf einen Elternteil wütend sein, da es die psychische Belastung der Erwachsenen spürt.

Ebenso haben Kinder in Trennungsphasen Angst, die Beziehung zu ihren Eltern zu gefährden und sind dadurch besonders „brav“. Diese „braven“ Kinder leiden im Stillen und können depressive Symptome bekommen. Schwierigkeiten in der Schule, regressive Tendenzen aber auch psychosomatische Beschwerden können auftreten. Besonders jüngere Kinder leiden unter Schuldgefühlen, wollen Vermittler zwischen den Eltern sein und kommen dadurch in einen Loyalitätskonflikt.

Wie sollen Eltern mit ihren Kindern umgehen?

Trennung und Scheidung sind eine Angelegenheit der Eltern. Daher sollten Eltern ihre Kinder nicht instrumentalisieren und außerhalb des Konflikts lassen. Eltern sollten ihre Kinder auch von Schuldgefühlen entlasten. Außerdem sollte man mit den Kindern nicht über alle Schwierigkeiten sprechen oder über den anderen Elternteil schlecht reden. Wenn, sollte man mit den Kindern altersgerecht über die Trennung sprechen und ihnen Raum und Zeit geben, die Trennung zu verstehen und zu verarbeiten.

Sendungshinweis:

Radio-Wien-Magazin, 18. Februar 2013

Eltern müssen ihren Kindern erklären, dass sie auch nach der Trennung immer noch die Eltern bleiben, auch wenn sie kein Paar mehr sind. Nach der Trennung ist es wichtig, dass die Kinder so viel Kontakt wie möglich zum getrennten Elternteil haben. Dabei soll das Kind entscheiden, mit wem es die Zeit verbringen mag. Das dient auch dazu, eine gewisse Kontinuität einzuhalten.

Getrennte Eltern sollen auch weiterhin wichtige Entscheidungen gemeinsam treffen, Erziehungsfragen gemeinsam zum Wohle des Kindes entscheiden und sich miteinander absprechen. Darüber hinaus sollten sich Eltern von den Kindern keinen Trost erwarten und in jedem Fall professionelle Hilfe und Beratung in Anspruch nehmen.

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