Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot

Rund 25 Jahre hat Ulrike Guérot in unterschiedlichen Positionen am Projekt EU mitgearbeitet. Heute sagt sie, die EU sei kaputt. In „Menschen im Gespräch“ erzählt sie, warum sie stattdessen auf eine „Republik Europa“ hofft.

Besonders die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen EU-Ratspräsidenten Jaques Delors hat die Wissenschaftlerin stark geprägt und ihr wertvolle Einblicke in seine Arbeit gegeben. „Ich hatte Quality Time mit Jaques Delort auf den Flügen von und zu Veranstaltungen. Da bekommt man ein Verständnis dafür, z.B. wie das gelaufen ist 1989 mit der Wiedervereinigung.“ Lehraufträge führten sie später u.a. nach Washington und New York, und in Berlin gründete sie das Institut „European Democracy Lab“.

Ulrike Guérot

Donauuniversität Krems

Professur in Krems als Probe aufs Exempel

Dass sie im letzten Jahr die Professur an der Donauuni Krems für Europapolitik und Demokratieforschung angetreten hat, ist eine Folge EU-Enttäuschung. „Das Schlüsselerlebnis war für mich der Europäische Rat 2012, da ging es um diesen Teufelskreis zwischen Bankschulden und Staatsschulden, der geschlossen werden sollte über die Bankenunion.“ Trotz akuter Krisen schleppten sich die Verhandlungen mühsam dahin. „Mir ist klar geworden, es fehlt jetzt jeder politische Wille, dieses Projekt Europa zu vollenden.“

Gewissermaßen zur Bewältigung ihrer eigenen Trauer beschloss sie, ein Buch zu schreiben und zu analysieren, warum die EU in der jetzigen Form scheitern musste. Doch es wurde viel mehr daraus: die Idee einer völlig neuen europäischen Ordnung, die im Titel „Warum Europa eine Republik werden muss“ mündete. Das Zusammentreffen mit dem Schriftsteller Robert Menasse brachte die Idee der Republik mit der Vorstellung eines „Europa der Regionen“ zusammen. Und das führte Guérot nach Krems - als Testregion für ihre Ideen.

„Ohne Yogamatte funktioniere ich nicht“

Die zweite große Leidenschaft im Leben der Politikwissenschaftlerin ist Yoga. „Ich reise immer mit meiner Yogamatte und bin auch ziemlich in diese Denkschule, in Sanskrit und Yoga-Sutren und Patanjali eingetaucht.“ Wobei sie darin auch Parallelen zu den humanistischen Werten entdeckt hat: „May all beings be happy and free“, mögen alle Lebewesen glücklich und frei sein, „das ist im Grunde die Variante der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit.“ Und ein gutes Motto für Europa.

Sendungshinweis: „Menschen im Gespräch“ mit Ingrid Rehusch und Ulrike Guérot, am 23.Jänner, 19.00 Uhr

Wie sie es geschafft hat, zielstrebig ihre Karriere zu verfolgen und gleichzeitig als Alleinerzieherin ihre zwei Söhne groß zu ziehen, weiß sie heute selbst nicht mehr so genau. „Es gab dann bei mir eben doch mal Tiefkühlpizza. Sind meine Kinder deswegen unglücklich? Nö.“ So wirklich richtig kann man es Ihrer Erfahrung nach als Frau sowieso nicht machen. „Jede Frau muss authentisch sein und dann ist es gut, so wie sie es macht.“

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Das komplette Interview mit Ulrike Guérot zum Nachhören

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