Missverständnisse vermeiden

Wer ist schuld, dass man falsch verstanden wird? Man selbst oder das Gegenüber? Wie kommt es zu Missverständnissen und wie kann man sicherstellen, dass beim anderen auch der Inhalt ankommt, den man tatsächlich gemeint hat? Kommunikationsexpertin Nana Walzer hat Tipps.

Es gibt einen interessanten Satz im Kommunikationstraining der lautet: Die Verantwortung, ob eine Message, also ein bestimmter Inhalt, beim Empfänger ankommt, trägt immer der Sender. Wer will, dass er gehört und verstanden wird, muss sich nicht nur einfach, klar und deutlich ausdrücken, sondern auch sein Gegenüber miteinbeziehen: Was weiß dieser Mensch über das Thema, welche Wünsche hat er, was macht im Angst und was hofft er?

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 2.3.2017

Die Gefühle und Vorannahmen eines Menschen können nämlich die Bedeutung, die der Empfänger einer Aussage zuschreibt, sehr verzerren – und sogar dazu führen, dass nur gehört und verstanden wird, was gehört und verstanden werden will…

Wie kommt es zu Missverständnissen

Typische Informationsfilter – das sind unsere gewohnheitsmäßigen „Brillen“, die wir aufhaben und durch die wir das Gesagte und Gemeinte sehen und verstehen – sind beispielsweise unsere besonderen Interessen, Bedürfnisse und Erwartungen, aber auch unsere Vorurteile, Vorkenntnisse und Erfahrungen. Sie alle führen dazu, dass wir nicht das hören, was von anderen tatsächlich gesagt wird, sondern nur das, was wir hören wollen.

Sogar wenn das nur ungenau oder kaum Verstandene unsere Ängste bestätigt. Eigentlich wollen wir nämlich mit unseren Vorannahmen Recht behalten. Und dazu ist uns auch das Mittel des Missverständnisses recht. Hat jemand beispielsweise den inneren Glaubenssatz „Keiner mag mich“ oder „Niemand versteht mich“, dann wird er sich unbewusst so verhalten, dass diese Vorannahme tatsächlich bestätigt wird, auch wenn er dazu andere falsch verstehen oder missinterpretieren muss.

Frau kehrt Mann den Ruecken zu

Colourbox.de

Wenn jemand beispielsweise eifersüchtig ist, weil er (vielleicht durch frühere Beziehungserfahrungen) davon ausgeht, dass sowieso kein Mensch bei ihm bleibt, dann wird er zum Beispiel so lange unangenehme Fragen stellen, Vorwürfe machen oder vielleicht dem anderen etwas in den Mund legen bzw. sein Verhalten dahingehend falsch interpretieren, bis er tatsächlich verlassen wird.

Wie kommt was an

Die sicherste Methode um herauszufinden, ob und vor allem wie etwas angekommen ist, besteht im Nachfragen. Wenn wir Feedback, also die Meinung des anderen einholen, dann wird schnell klar, was hängengeblieben ist. Wichtig dabei ist, keine Prüfungsfragen zu stellen, also nicht zu sagen: „Und jetzt wiederhol mir, was ich gesagt habe!“, sondern offene Fragen zu stellen, etwa: „Wie siehst Du das?“ oder „Was ist Dir wichtig?“

Link:

Nana Walzer
Nana Walzer: „Die Kunst der Begegnung“