Die Kunst der rethorischen Pause

Wann kann die Stille, das Nichts-Sagen, die bewusste Pause, aussagekräftig sein und wie setzt man die rhetorische Pause richtig ein - Tipps hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Wenn sie bewusst eingesetzt wird, dann kann die Pause etwas Unglaubliches: nämlich die Wirkung des Gesagten und sogar des Nicht-Ausgesprochenen zu steigern. Sie schafft dies, weil sie buchstäblich Raum gibt: Raum zum Spüren und zum Denken, Raum für Assoziationen und für das Gedächtnis. Sie steigert auch die Spannung. Dabei gibt es verschiedene Arten von Pausen.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 25.10.2018

Die Kunstpause ist eine Art gedachtes Satzzeichen, etwa ein Ausrufezeichen, ein Doppelpunkt, ein Fragezeichen. Man erkennt die bewusst gesetzte Pause an der Betonung am Ende des ihr vorangehenden Satzes. Auch kann man mit einer Pause beginnen, dann handelt es sich um eine sogenannte Startpause. Routinierte Vortragende warten ab, bis Ruhe im Raum eintritt und sie die volle Aufmerksamkeit erhalten.

Eine dritte Art ist, nach einem wichtigen Absatz oder Satz eine Gedankenpause zu machen, so wirkt die Aussage gewichtiger, sie hängt quasi im Raum und setzt sich im Gedächtnis fest, will überlegt werden.

Frau steht vor einem Flipchart

Colourbox.de

Die rethorische Pause richtig einsetzen

Im Prinzip muss die rhetorische Pause nicht lange sein, eine wohlgewählte Sekunde reicht da schon. Ausschlaggebend ist eben die richtige Stelle im Gespräch oder Vortrag.
Zum Beispiel beim Fragenstellen: Wenn man nach der Antwort des anderen nicht sofort weiterspricht, so kommt es oft, dass das Gegenüber dann noch wichtigere, tiefergehende Dinge sagt, vielleicht sogar Inhalte preisgibt, die er oder sie gar nicht ausplaudern wollte.

Eine andere Möglichkeit ist, in einer Erzählung besonders wenn es spannend wird eine Pause zu machen. Oder einem Vortrag an bestimmten Stellen, wie nach Schlüsselaussagen. Diese Pausen dienen dann zum Nachdenken, zum Sickernlassen der message.

Zuviel rethorische Pausen

Bewusst gesetzte Pausen lassen den Sprechenden souveräner und intelligenter wirken. Sie helfen auch dabei, sich gewählter auszudrücken, weil man ja selbst Zeit zum Nachdenken gewinnt. Und sie können helfen, eine gute Beziehungsebene aufzubauen, weil man durch sie die Zeit für ein Lächeln und Augenkontakt hat.

Aber zu oft verwendet wirkt das Stilmittel aufgesetzt, künstlich und untergräbt die Authentizität. Wie bei rhetorischen Fragen kann es so wirken, als ob man selbst alles wüsste und die anderen zum Publikum degradiert werden. Das lassen sich Menschen nicht gefallen. Solche RednerInnen stürzen dann in der Beliebtheitsskala ab.

Auch kann eine rhetorische Pause zu lange sein. In diesem Fall verliert man die Aufmerksamkeit des Zuhörenden, er oder sie driftet weg und hört mitunter nicht mehr zu, wenn Sie weitersprechen. Ein dritter Fehler ist die falsche Stelle. Wer einfach nur zögerlich spricht und Pausen willkürlich im Text macht, der unterbricht seinen eigenen Redefluss und sorgt dadurch für einen nicht gewollten Störfaktor im Gespräch. Ein derart geführter Dialog kann dann als lähmend, uninteressant oder unprofessionell empfunden werden.

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Nana Walzer