Gegen schlechtes Reden wehren

Warum sich manche Menschen gern über jeden und alles „das Maul zerreißen“ und was wir tun können, um uns dagegen zu wehren - Tipps hat Kommunikationsexpertin Nana Walzer.

Wenn Menschen schlecht über andere reden, diese also runtermachen, als inkompetent hinstellen, sie lächerlich machen, dann dient dies dazu, sich selbst, also den Redenden aufzuwerten. Indem sie andere abwerten, machen sie sich selbst größer, als sie sind. Sie stellen sich damit selbst als gescheiter, besser, attraktiver, geeigneter etc. als den anderen hin.

Sendungshinweis:

„Radio Wien am Nachmittag“, 1.11.2018

Dahinter stecken ein bestimmtes Ungleichgewicht der Persönlichkeit, meist unterstützt durch eine persönliche Lebensgeschichte. So leiden diese Menschen etwa unter Minderwertigkeitsgefühlen und mangelnder Selbstsicherheit. Das kann dazu führen, dass sie das Bedürfnis haben, ähnliche Gefühle bei anderen auszulösen, nach dem Motto: Anderen soll es auch so gehen wie mir.

Daher greifen sie besonders gerne Menschen an, die leichte Beute sind, also die auf dieses Machtspiel einsteigen. Oder aber sie versuchen erfolgreiche Menschen unterzukriegen, damit diese mal sehen sollen, wie es ist, sich kleiner zu fühlen. Das führt dann zur sogenannten „Neidgesellschaft“, wo jeder den anderen das Recht auf Glück, Zufriedenheit, Erfolg und alle Anzeichen eines gelingenden Lebens madig zu machen versucht.

Zwei Frauen sprechen miteinander

colourbox.de

Im Umfeld von „verbalen Luftverschmutzern“

Negativität ist leider hochansteckend. Sofern Menschen nicht völlig empfindungslos sind, werden sie von der schlechten Stimmung mitgerissen, ob sie es wollen oder nicht. Sofern wir Stimmungslagen bewusst wahrnehmen, haben wir eine Wahl: mache ich beim schlechten Reden mit oder steige ich aus? Oder gehe ich dagegen an?

Machen wir mit, so steigern wir die Negativität. Ignorieren wir die schlechte Stimmung, so können wir uns selbst vielleicht raushalten. Gehen wir dagegen an, so müssen wir damit rechnen, dass dies zu einem offenen oder verdeckten Konflikt führt. Menschen, die schlecht reden wollen bestätigt werden, nicht ausgebessert.

Sind wir selbst die Opfer von Abwertungen, so haben wir die Wahl zwischen Opfer-, Täter- und Retter-Rolle. Wir lassen es entweder geschehen und fühlen uns schlecht. Dann hat der andere gewonnen. Oder wir schlagen zurück, dann befinden wir uns in einem Kampf mit ungewissem Ausgang. Oder aber wir versuchen, den anderen in seiner psychischen Befindlichkeit zu verstehen und ihm auf andere Art und Weise zu Aufmerksamkeit und Selbstwertgefühl zu verhelfen. Dies ist aber zugegebener Weise nicht einfach.

Dem schlechten Reden keine Macht geben

Zunächst einmal hinterfragen, wo das schlechte Reden herkommt. Will der Mensch, der schlecht redet, sich selbst aufwerten oder vielleicht an einer bestimmten Situation nicht schuld sein? Oder will da jemand nur seine schlechten Gefühle rauslassen, Dampf ablassen und sucht dafür ein williges Opfer? Oder spürt derjenige vielleicht gar nicht, was er da anrichtet – fehlt ihm schlicht das Einfühlungsvermögen?

Je nach Ausgangslage kann man dann verschiedentlich vorgehen, aber in keinem Fall sollte man mitspielen, also die Erwartungen des anderen erfüllen. Wir können das schlechte Reden entweder ignorieren, den anderen damit konfrontieren und uns abgrenzen. Im Falle der offenen Auseinandersetzung ist es sinnvoll, dies möglichst sachlich zu tun und am besten im Beisein von anderen.

Link:

Nana Walzer