Detektive gegen unfreundliche Taxler

Teure Umwege und verweigerte Fahrten: Bei einem ADAC-Test schnitten Wiener Taxler im Europavergleich schlecht ab. Nun kündigte die Taxiinnung Maßnahmen an. Detektive sollen sich auf die Suche nach schwarzen Schafen machen.

Das schlechte Abschneiden beim ADAC-Test war nur der Anfang, auch der Wien Tourismus kam bei einer Studie zu einem vernichtenden Ergebnis für die Wiener Taxifahrer. Demnach war ein knappes Viertel der Fahrten zu beanstanden - mehr dazu in wien.ORF.at.

Die Taxiinnung reagiert nun mit dem Einsatz von Berufsdetektiven, die sich undercover durch die Stadt chauffieren lassen und Missstände dokumentieren. Werden grobe Verfehlungen festgestellt, müssen betroffene Lenker mit dem Entzug ihrer Lizenz rechnen.

Keine einmalige Aktion

Wann das „Mystery-Shopping“ startet, steht noch nicht fest. Man sei noch in der Koordinierungsphase. „Wir nehmen dafür viel Geld in die Hand“, verwies Christian Gerzabek, Fachgruppenobmann in der Wiener Wirtschaftskammer, am Mittwoch auf die budgetierten 40.000 Euro „in der ersten Tranche“.

Die Detektive sollen nämlich zwecks ständiger Qualitätskontrolle zu einer permanenten Einrichtung werden. Und dieser Schritt sei bereits vor Veröffentlichung des Tests, bei dem Wien nur den 22. von 24 Plätzen belegte, beschlossen worden, versicherte er in einer Pressekonferenz.

Mehrere Taxis

dpa/ Uwe Anspach

„Erhebliche Defizite“ eingestanden

„Der Taxitest war nur eine kleine Blitzlichtaufnahme“, da von den ADAC-Prüfern nur zehn Fahrten getätigt worden seien. „Aber ich gebe zu, dass es Mängel gibt“, gestand der Innungschef teils „erhebliche Defizite bei Lenkern“ ein. Die bereits im Vorjahr in Kraft getretene Reform der Taxiprüfung habe hier allerdings schon einiges verbessert. So werde höheres Augenmerk auf die „persönliche Qualität“ der Lenker und auf Deutschkenntnisse gelegt. Außerdem: „Die Ortskenntnisse sind nicht so schlecht, wie es immer heißt.“

Mehr zum Thema:

Das miese Abschneiden Wiens wurde unter anderem auch damit begründet, dass die Englischkenntnisse der hiesigen Fahrer zu wünschen übrig ließen. Diesen Punkt gedenkt die Innung allerdings nicht zu forcieren. „Wir leben in einer Stadt, in der Deutsch gesprochen wird“, argumentierte der Fachgruppenobmann. Außerdem sei dieses Kriterium etwa beim Testsieger Barcelona auch nicht abgefragt worden.

2.500 Unternehmer kämpfen um zwölf Mio. Fahrten

Das Wiener Taxigewerbe ist jedenfalls laut Wirtschaftskammer von harter Konkurrenz geprägt. Aktuell sind 2.500 Unternehmer registriert, die mit 4.500 Autos ihre Fahrgäste durch Wien chauffieren. Insgesamt absolvieren 6.000 Lenker jährlich zwölf Millionen Fahrten, wobei diese Zahl eine Schätzung ist. Genaue Daten gibt es laut Wirtschaftskammer nämlich nicht. Fest stehe jedenfalls, dass seit der Einführung der Nacht-U-Bahn im September 2010 die Anzahl der Fahrten um rund zehn Prozent eingebrochen ist, so Fachgruppengeschäftsführer Andreas Curda.

Tarife im Überblick

Die Tarife sind in Wien behördlich festgelegt. Die Grundtaxen liegen bei 2,50 bzw. 2,60 Euro. Bei Tag werden zudem 1,30 Euro je Kilometer verrechnet. Nachts ist man mit 1,49 bis 1,08 Euro je Kilometer unterwegs. Hinzu kommt die Zeitgebühr, die tagsüber bei 27 Euro und in der Nacht bei 24,60 Euro pro Stunde liegt.

Wie viel Umsatz die Taxibranche im Jahr macht, kann man laut Wirtschaftskammer ebenfalls nicht beziffern. Allerdings geht es dem Gewerbe laut Fachgruppenobmann Christian Gerzabek „sehr schlecht“. Das sei auch damit zu begründen, dass die Anzahl der Fahrzeuge einfach zu hoch sei: „Wir haben um mindestens 1.000 Taxis zu viel“, und die Zahl der Autos steige leider nach wie vor. Hier sei die Politik gefordert, die Anzahl der Lizenzen zu reduzieren.

In Sachen Durchschnittslohn weiß die Innung ebenfalls nichts zu berichten. Allerdings besteht der Arbeitsalltag der Taxler offenbar hauptsächlich aus Warten. Gerzabek zufolge verbringen die Lenker zwei Drittel ihrer Dienstzeit an ihrem jeweiligen Standort im stehenden Wagen.

Link: