Streit über einheitliche Bahn-Tickets

Ab Dezember bekommen die ÖBB auf der Strecke Wien-Salzburg private Konkurrenz: Die Bahngesellschaft Westbahn nimmt ihren Betrieb auf und will einheitliche Tickets. Laut ÖBB sei dies nicht möglich. Die Bundeswettbewerbsbehörde sieht kein Problem.

Angesichts des bevorstehenden Starts der privaten Bahngesellschaft forderte der VCÖ am Donnerstag eine gegenseitige Anerkennung von Fahrkarten zwischen den ÖBB und dem privaten Mitbewerber. Unterstützung dafür gab es am Freitag von der privaten Bahngesellschaft. Die ÖBB betonten allerdings, dass dieses Vorhaben gesetzlich nicht umsetzbar sei.

Dem widersprach aber die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Für diese ist die Rechtsansicht der ÖBB, wonach eine gegenseitige Ankerkennung von Zugtickets wettbewerbsrechtlich unzulässig sei, nicht nachvollziehbar. „Die Anerkennung wäre kartellrechtlich durchaus möglich“, sagte Behördensprecher Stefan Keznickl.

ÖBB: Anerkennung von Tickets nicht möglich

Die ÖBB betonten, dass dieses Vorhaben gesetzlich nicht umsetzbar sei. Schon vor Monaten habe die Westbahn den ÖBB vorgeschlagen, Tickets des Mitbewerbers gegenseitig anzuerkennen, was von den ÖBB abgelehnt worden sei, hieß es in einer Pressemitteilung der privaten Konkurrenz.

„Eine kurzsichtige Entscheidung, denn von einem attraktiveren und einfacherem Angebot für die Kunden würden alle Anbieter profitieren“, zeigt sich Westbahn-Geschäftsführer Stefan Wehinger überzeugt. Eine Einigung bis 11. Dezember sei nun nicht mehr zu erzielen, das Angebot der Westbahn gelte aber weiterhin.

Laut ÖBB ist die Anerkennung von Mitbewerber-Tickets wettbewerbsrechtlich aufgrund möglicher Kartellbildung ausgeschlossen. Die Staatsbahnen weisen in einer Aussendung auf die Verkehrsverbünde hin, jene Plattform, in der die gegenseitige Anerkennung von Tickets unterschiedlicher Verkehrsunternehmen geregelt ist. „Eine Forderung zur Anerkennung der Tickets außerhalb der Verbünde ist aus Kundenperspektive nachvollziehbar. Die rechtlichen Rahmenbedingungen lassen dafür jedoch - aufgrund möglicher Preisabsprachen und Kartellbildung - keinen Platz“, so die ÖBB.

VCÖ forderte gegenseitige Anerkennung von Tickets

Durch die Liberalisierung gewinnt ein einheitliches Ticketsystem und die gegenseitige Anerkennung von Fahrkarten für die Passagiere einmal mehr an Bedeutung, wie der VCÖ bei einer Pressekonferenz am Donnerstag betonte.

Fahrgäste in Österreich sind laut VCÖ mit verschiedenen Ticketsystemen und einem Tarifdschungel konfrontiert. Es fehlt ein bundesweiter Taktfahrplan, ein einheitliches Ticketing-System und eine koordinierende Stelle, „die darauf achtet, dass die Liberalisierung den Fahrgästen und dem Gesamtsystem Öffentlicher Verkehr zugutekommt“, sagte Expertin Bettina Urbanek.

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