Ablehnung für Straßenstrich in City

Die Debatte um die Umsetzung des neuen Prostitutionsgesetzes reißt nicht ab. Für die Grünen ist es auch denkbar, dass im ersten Bezirk eine Erlaubniszone eingerichtet wird. Das sorgt nun für erhebliche Aufregung - etwa bei der Wirtschaftskammer.

Die Sozialsprecherin der Wiener Grünen, Birgit Hebein, hatte betont, dass man darüber nachdenken könne, den Straßenstrich auch in der Innenstadt zu erlauben. Denn derzeit wird in Wien fieberhaft überlegt, ob und wo sogenannte Erlaubniszonen eingerichtet werden könnten. Aufgrund der seit Anfang November geltenden neuen Regelung ist das Anschaffen auf der Straße in Wohngebieten nicht mehr erlaubt.

Als Konsequenz haben sich kurzfristig etwa der Prater oder Bereiche in Auhof im Westen Wiens als neue Prostitutions-„Hotspots“ etabliert. Dort - also vor allem in Auhof - gibt es aber bereits Klagen von Anrainern.

Dass nun etwa im ersten Bezirk die Straßenprostitution erlaubt werden könnte, sorgte am Freitag für heftige Kritik: „Die Tourismus-und Freizeitwirtschaft Wiens spricht sich entschieden gegen die Straßenprostitution aus“, zeigt sich Josef Bitzinger, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wirtschaftskammer Wien, entrüstet.

WK: „Damen neben dem Stephansdom?“

„Sollen die Damen vielleicht neben dem Stephansdom stehen dürfen? Das Herz des touristischen Wiens darf auf keinen Fall ins falsche Rotlicht gerückt werden“, so Bitzinger in einer Aussendung. Doch auch im Prater bringe die neue Regelung große Unruhe, beklagte der Touristiker. Im Familien- und Freizeitparadies werde dies mit großer Sorge betrachtet. Sowohl der Prater als Tourismusmagnet als auch die Messe Wien würden darunter leiden, warnte er.

Geschlossenen Kritik kommt von Opposition

Mit „Nein danke, hatten wir schon“, kommentiert die Obfrau der FPÖ-Inneren Stadt, die Nationalratsabgeordnete Heidemarie Unterreiner, den Vorstoß: Wie seinerzeit etwa in der Krugerstraße würden die Anrainer unter den negativen Begleitumständen genauso leiden wie ganze Bezirksteile unter dem neuen Schmuddelimage, befürchtete sie in einer Aussendung.

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„Statt das Problem der Straßenprostitution in Wien zu lösen, brachte es die rot-grüne Stadtregierung zustande, Chaos ohne Ende zu schaffen“, befand der Sicherheitssprecher Wiener ÖVP, Wolfgang Ulm. Es sei bezeichnend, dass selbst die Sozialsprecherin der Grünen das selbst geschaffene Gesetz kritisiert. In Wohngebieten, so forderte er, dürfe es keine Erlaubniszonen geben. Der Vorschlag Hebeins, im ersten Bezirk eine Erlaubniszone einrichten zu wollen, sei wohl dem heutigen Faschingsbeginn geschuldet, mutmaßte der ÖVP-Politiker.

Hilferuf des WU-Rektors

Auch in anderen Bezirken werden Erlaubniszonen eher skeptisch betrachtet. Unter anderem hat sich Christoph Badelt, der Rektor der Wirtschaftsuniversität Wien, dagegen ausgesprochen, im Nahbereich der Uni eine solche einzurichten - da es solche Überlegungen gibt. Laut „Presse“ befürchtet Badelt unter anderem negative Reaktionen aus dem Ausland. Nicht nur das Image der WU, auch jenes der Stadt wären gefährdet.

SPÖ: Erlaubniszone im ersten Bezirk kein Thema

Aus dem Büro der zuständigen Stadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) hieß es dazu, das Prostitutionsgesetz müsse Zeit bekommen, um wirken zu können. Zunächst sei festzustellen, dass die Entflechtung von Straßenprostitution und Wohngebiet gelungen sei. Die Szene sei in Bewegung, die Steuerungsgruppe sei jetzt gefragt, sie müsse arbeiten und Lösungen finden. Die Steuerungsgruppe soll kommende Woche erneut zusammentreten.

Eine Erlaubniszone im ersten Bezirk sei kein Thema, hieß es. Die Verordnungsverfahren für die drei ausstehenden Erlaubniszonen seien im Laufen. Hier gelte es, die Ergebnisse abzuwarten. Nach knapp zwei Wochen eine Bilanz zu den Auswirkungen des Prostitutionsgesetzes zu ziehen, sei zu früh.

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