Offene Fragen zur Rettungsgasse

Nun hat auch in Österreich das Zeitalter der Rettungsgasse begonnen. Entgegen erster negativer Erfahrungen bei Staus in Westösterreich hat das neue Modell in Wien bisher gut funktioniert. Allerdings gibt es noch Unklarheiten.

Ihre Bewährungprobe in Wien hat die Rettungsgasse am vergangenen Dienstag bestanden. Auf der A22 zwischen Korneuburg-Ost und -West reihten sich die Autofahrer im Stau an den Fahrbahnrändern auf. In der Mitte blieb Platz für die Einsatzfahrzeuge.

Noch nicht alle Unklarheiten beseitigt

Eine klarere Definition wünschen sich viele Autofahrer bei der Frage, wann ist es ein Stau, wann nur zäher Verkehr? Muss die Rettungsgasse gebildet werden, wenn der Verkehr anstatt mit 80 nur mehr mit 30 km/h rollt?

Laut Gesetz muss die Rettungsgasse bei „stockendem Verkehr“ gebildet werden. „Stockender Verkehr heißt, wenn absehbar ist, dass der Verkehr zum Stillstand kommt. Eine Rettungsgasse muss immer vorausschauend gebildet werden. Wenn man zum Stehen kommt, sollte man die Rettungsgasse gebildet haben, aber wenn es langsam dahingeht und der Verkehr fließt, kann man fahren“, erläuterte Bernhard Lautner von der ASFINAG am Montagfrüh gegenüber Radio Wien.

Rettungsgasse auch bei Abfahrten

Als Problemzone für die Rettungsgasse könnte sich in Wien aber die Tangente (A23) erweisen. Dort sind Staus zwischen 7.00 und 9.00 Uhr sowie zwischen 17.00 und 19.00 Uhr an der Tagesordnung.

Probleme erwartet die Radio-Wien-Verkehrsredaktion auch an den Auf- und Abfahrten. So ist etwa die Ausfahrt Gürtel sehr oft verstopft, sodass der Stau bis auf die Tangente zurückreicht. „Wenn es sich um eine mehrspurige Abfahrt handelt, muss die Rettungsgasse gebildet werden“, so Lautner.

„Aufgelöst werden darf die Rettungsgasse, sobald klar ist, dass der Verkehr wieder flüssig in Bewegung gerät und mit keinem weiteren Stillstand mehr zu rechnen ist“, sagte der ASFINAG-Experte.

So soll es funktionieren

In der Theorie sieht die Bildung einer Rettungsgasse so aus: Alle Fahrzeuge auf der linken Spur müssen sich möglichst weit links zur Fahrbahn einordnen. Jene auf der rechten Spur müssen so weit nach rechts wie notwendig. Dabei darf der Pannenstreifen befahren werden. Bei mehrspurigen Fahrbahnen gilt: Wer auf der linken Spur unterwegs ist, muss noch weiter nach links, alle anderen müssen nach rechts ausweichen - mhr dazu in Rettungsgasse ab 1. Jänner Pflicht

Grafik Rettungsgasse

APA/Martin Hirsch

Grafik zur Bildung einer Rettungsgasse

Zeit zur Eingewöhnung nötig

Mit der Einführung der Rettungsgasse wurde eine langjährige Forderung von Einsatzkräften umgesetzt. Positive Reaktionen darauf kamen etwa vom Österreichischen Roten Kreuz, dem Arbeiter-Samariter-Bund, dem Bundesfeuerwehrverband und den Autofahrerclubs ARBÖ und ÖAMTC.

Dass noch nicht alles perfekt laufe, ist für Othmar Thann, Direktor des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV), klar: „Es wird noch ein bisserl dauern, Menschen sind keine Maschinen. Aber ich denke, bis zum Sommer wird sich alles eingespielt haben.“

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