Sanierung: AUA verkauft elf Flugzeuge

Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) muss saniert werden. Die Führung der Airline legt ein neues Sparprogramm vor. Dieses sieht einen massiven Umbau der Kollektivverträge vor. Zudem sollen elf Flugzeuge verkauft werden.

Das Sparpaket soll im März starten und heuer 200 bis 220 Millionen Euro bringen, danach sollen es 260 Millionen Euro sein. Der neue AUA-Chef Jaan Albrecht legt das Sparprogramm dem Aufsichtsrat in der kommenden Woche vor.

AUA-Vorstandschef Jaan Albrecht am Dienstag, 10. Jänner 2012, während einer PK der Austrian Airlines Group (AUA)

Helmut Fohringer

Neuer AUA-Chef Albrecht

Aus dem erhofften Gewinn für 2011 wurde nichts. Im Gegenteil: Nach bisheriger Hochrechnung sehe es so aus, dass der operative Verlust 2011 vergleichbar hoch lag wie 2010, sagte Albrecht vor Journalisten.

Laut AUA-Bilanz gab es 2010 einen Betriebsverlust von 64,7 Millionen Euro, in der Lufthansa-Konzernbilanz wurde der operative Verlust aus Wien damals mit 66 Millionen Euro ausgewiesen. Auf die Frage, ob es nun heuer (2012) ein positives Ergebnis geben soll, nickte Albrecht. Ob einstellig oder zweistellig, wurde nicht beantwortet.

Geringere Wartungskosten durch Flugzeugtausch

Derzeit verfügt die AUA über 81 Flugzeuge. Albrecht kündigte für heuer aber den Verkauf von elf Boeing-Flugzeugen an, es gebe schon Angebote dafür. Die Erlöse aus diesen Verkäufen seien nicht in den 200 bis 220 Millionen Euro enthalten, die man - zu zwei Dritteln aus Kosteneinsparungen, zu einem Drittel aus Zusatzerträgen - noch hereinzuspielen hofft.

Abhängig vom Markt sollen diese „ausgeflotteten“ Maschinen in der Folge durch bis zu sieben Airbus A319 und A320 ersetzt werden. Durch den Tausch sollen die Wartungskosten reduziert werden. Für die Flugzeug-Neuanschaffungen zur Umflottung seien von der Lufthansa doppelstellige Millionenbeträge zu erwarten, um das finanzieren zu können. Ende Jänner will die AUA zudem weitere Streckenausdünnungen bekanntgeben.

Spekulationen, wonach der Tausch der Maschinen dazu dienen könnte, ältere und damit teurere Piloten abzubauen, erteilte AUA-Sprecherin Ursula Berger eine Absage. „Alle Mitarbeiter, die derzeit bei uns mit Boeing zu tun haben, werden auf Airbus umgeschult“, so Berger auf Nachfrage von wien.ORF.at.

Radikaler Umbau der Kollektivverträge

Die AUA muss wieder bei den Personalkosten ansetzen, versicherte aber, ohne weiteren Jobabbau auskommen zu wollen. Ohne Gegensteuern lägen die Personalkosten 2012 auf dem Niveau von 2009, obwohl seither 1.500 Leute abgebaut wurden. Den Rotstift ansetzen will der Vorstand bei den zahlreichen Automatismen (Vorrückungen etc.) und diversen „Altlasten“ in den Kollektivverträgen.

Vorstand Peter Malanik kündigte an, Änderungen in allen Kollektivverträgen zu verhandeln. In bestehende Gehälter werde nicht eingegriffen. Die Piloten sollen künftig auch länger fliegen. Laut europäischer Flugsicherheitsbehörde dürfen Piloten 900 Stunden im Jahr fliegen. Der AUA-Kollektivvertrag erlaubt 800 Stunden, tatsächlich sind es laut Malanik „700 plus“ Stunden. „Da ist sicher noch das eine oder andere drin, das soll sich ändern.“

Albrecht ist - ungeachtet erster Kritik aus der Belegschaft - überzeugt, dass die Reform ohne Arbeitskämpfe vonstattengehen wird. Die Verhandlungen würden aber komplex, stünden mit allen Belegschaftsgruppen zugleich an. „Wir sind unter Zeitdruck“, sagte Malanik. Derzeit hat die AUA 5.800 Mitarbeiter, 2009 waren es 7.257. Damals lagen die Personalkosten bei 448 Mio. Euro, 2011 bei voraussichtlich 411 Mio. Euro, bis Ende 2012 würden sie wieder auf 438 Mio. Euro steigen. Das will der Vorstand abbremsen.

Gewerkschaft erzürnt

Auch wenn sich Albrecht zuversichtlich gab, dass das neue Personalkosten-Sparpaket ohne Arbeitskampf bei der Airline durchgeht, wird in der Gewerkschaft bereits an Protesten gefeilt. Für 20. Jänner sei eine Betriebsversammlung für das kaufmännisch-technische Personal anberaumt, sagte GPA-djp-Vizechef Karl Proyer.

„Wir lassen uns nichts über die Öffentlichkeit ausrichten“, sagte Proyer in Richtung Albrecht. „Anordnen kann man uns auch nichts.“ Er verwies auf den bestehenden Kollektivvertrag, der bis Ende 2012 vereinbart sei, da gebe es klare Regelungen. Außerdem verwies er auf die Zusagen und Vereinbarungen in den bestehenden Sparpaketen. „Da gibt es genau nichts zu verhandeln.“

„In der Betriebsversammlung am 20. Jänner wird es klare Antworten geben“, sagte der Gewerkschafter. Die Versammlung selbst sei schon vor Weihnachten einberufen worden, als erste Pläne für ein neues Paket öffentlich diskutiert wurden. „Eigentlich finden wir das spannend, wie man glaubt, mit dem KV-Partner umgehen zu können.“ Bei der AUA gilt seit längerem wieder ein Personalaufnahmestopp, die von den letzten Jobabbauprogrammen verschonten Mitarbeiter waren von einem fünfprozentigen Gehaltsverzicht getroffen.

AUA-Appell an „Flughafen und Politik“

Die AUA will den Standort Wien für den Luftverkehr insgesamt billiger machen, um „annähernd“ mit anderen Standorten in Europa vergleichbar zu sein, hieß es. Albrecht nannte vor allem München, Frankfurt, aber auch Mailand und Paris. Mit Austro Control und dem Airport Wien sollen die Gebühren wieder neu verhandelt werden.

„Wenn Flughafen Wien und Politik mitspielen, haben wir jede Voraussetzung, dass die AUA wieder wachsen kann.“ Die AUA werde ihren Teil liefern. Vom Eigner wisse er, „wenn die AUA ihre Hausarbeit gemacht hat, spielt die Lufthansa auch mit“, so Albrecht. Er bedauerte auch, dass man keinen einzigen Star-Alliance-Partner habe, der Wien anfliege. Er kündigte deshalb zusammen mit dem Airport Wien eine Roadshow an.

Auch die Verträge mit den großen Lieferanten sollen auf Sparpotenziale neu durchforstet werden. Mit dem neuen Paket soll die AUA ihren Nachteil bei den Stückkosten - gegenüber der unmittelbaren Konkurrenz immerhin 20 Prozent - ausbügeln.

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