Neues Winterquartier für Obdachlose

Die tagelange Kälte sorgt weiter für einen Ansturm in Wiens Notschlafquartieren. Mit dem Winternotquartier Lacknergasse wurden nun die Notschlafstellen aufgestockt. Mehr als hundert Freiwillige wollen dort helfen.

In Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien (FSW) wurde das neue Notquartier eingerichtet. Der Speisesaal wurde dafür im Tageszentrum Haus St. Josef in der Lacknergasse umfunktioniert. Geöffnet sei täglich ab 18.00 Uhr, informierte Caritas-Generalsekretär Alexander Bodmann. Neben einem Schlafplatz gibt es auch warmes Essen, Duschmöglichkeiten und saubere Kleidung. Genächtigt wird im Schlafsack auf Isomatten auf dem Boden. Es stehen 45 Plätze für obdachlose Männer zur Verfügung. Die Einrichtung gibt es vorerst befristet bis 30. April.

Winterquartier für Obdachlose

APA/Fohringer

Schlafplatz auf Isomatten

Über Unterstützung darf sich die Caritas nach eigenen Angaben ebenfalls freuen: Allein in den vergangenen drei Tagen hätten sich mehr als 100 Freiwillige gemeldet, um im neuen Winternotquartier mitzuarbeiten.

Auslastung derzeit bei 100 Prozent

Der Bedarf an Schlafplätzen für Obdachlose bleibt hingegen weiterhin groß: Laut FSW betrug die Auslastung in Wiens Notquartieren in der Nacht auf Freitag nahezu 100 Prozent. So haben etwa in der Gruft unter der Mariahilfer Barnabitenkirche wieder 80 Frauen und Männer und in der zweiten Gruft in Neubau 67 Personen geschlafen, berichtete die Caritas. Die zweite Gruft bietet vor allem wohnungslosen Ausländern ein Dach über dem Kopf.

Der FSW fördert bzw. betreut derzeit 480 Notquartiersplätze in Wien. FSW-Geschäftsführer Peter Hacker berichtete, dass es ein tägliches Monitoring gebe, wie die Kapazität und Auslastung in den Notquartieren in der Nacht gewesen sei. Damit könne man jeden Tag aktuell abschätzen, ob die Kapazität aufgestockt werden müsse. Er versicherte, dass es noch Reserven in puncto Schlafplätzen gibt. Um in Kältesituationen Plätze in Hilfseinrichtungen aufstocken zu können - so wie es derzeit passiert -, gibt es beim FSW eine Rücklage in der Höhe von 200.000 Euro.

Kapazitäten werden überall aufgestockt

Mehr Unterbringungsmöglichkeiten wurden nicht nur bei der Caritas geschaffen. Im Frauennachtquartier von Wieder Wohnen gibt es nun fünf Betten mehr. Das Rote Kreuz hat im Haus Hermes im Bezirk Landstraße nunmehr rund 20 zusätzliche Schlafplätze eingerichtet. Bei Bedarf kann um weitere 40 Plätze aufgestockt werden. Außerdem wurde die Kapazität in der Tagesbetreuung erweitert. So stehen im „Josi“ nun 30 zusätzliche Plätze zur Verfügung.

Zusätzlich stehen Obdachlosen in 16 Wohnungen der VinziRast 48 Wohnplätze zur Verfügung. Dort sind zwar zwei Euro pro Nacht zu bezahlen, dafür dürfen Betroffene auch ihre Hunde mitnehmen.

Caritas in Alarmbereitschaft

Die Caritas-Mitarbeiter sind seit Tagen jedenfalls in Alarmbereitschaft, so Klaus Schwertner von der Caritas. Man sei auch in der Nacht unterwegs, um zumindest winterfeste Schlafsäcke an Obdachlose zu verteilen, wenn diese nicht in eine Nachtunterkunft wollen, so Schwertner. So wolle man verhindern, dass es Kältetote gibt.

Obdachloser mit Koffer und Rucksack auf einer Bank

APA/Helmut Fohringer

Niemand soll auf der Straße schlafen müssen

Wolldecken als Sachspende gefragt

Die Caritas bittet weiterhin um Spenden für das „Gruft Winterpaket 2011“. 50 Euro kostet solch ein Paket, das aus einem Schlafsack, einem warmen Essen und der Möglichkeit, sich in der Gruft aufzuwärmen, besteht. Wärmende Wolldecken sind hingegen als Sachspenden sehr gefragt. Diese werden in der Gruft gesammelt und gratis an Obdachlose weitergegeben.

40 Menschen 2010 in Österreich erfroren

2010 sind in Österreich laut Aufzeichnungen des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) 40 Menschen erfroren. Im Jahr davor waren es 41. Während 2009 in den Spitälern 300 Personen wegen Erfrierungen behandelt wurden, enthält die Datenbank für 2010 keinen einzigen Fall.

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