„Offener Bücherschrank“ im Nitsch-Look

Wiens erster „offener Bücherschrank“ in Neubau feiert seinen zweiten Geburtstag. Zum Jubiläum wurde er von Hermann Nitsch gestaltet. Blut kam dabei keines zum Einsatz, ein Partitur-Aufdruck des Orgien-Mysterien-Theaters ziert den Schrank.

Initiator Frank Gassner tauschte die bereits etwas in Mitleidenschaft geratene Selbstbedienungsbibliothek im öffentlichen Raum nun gegen ein stabileres Modell aus. Das neue Design der Mini-Bibliothek verweist nur indirekt auf jene Spielart von Nitschs Kunst, mit der der geborene Niederösterreicher in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für heftige Debatten sorgte. Schließlich ziert ein vergrößerter Schwarz-weiß-Aufdruck einer auf 1998 datierten Partitur für sein Orgien-Mysterien-Theater die Außenseite des Schrankes.

Nitsch vor offenem Bücherschrank

APA/HERBERT PFARRHOFER

Nitsch vor offenem Bücherschrank

Gassner, der mehr als zehn Jahre lang mit dem Künstler zusammengearbeitet hat, verwies auf die Verbindung zwischen dem Schrank-Standort (Ecke Zieglergasse/Westbahnstraße) und der Nitsch’schen Biografie. Schließlich habe sich der gebürtige Weinviertler in einem mittlerweile geschlossenen Wirtshaus ums Eck dereinst seinen ersten Rausch angetrunken.

Künstler spendete Bücher

Er unterstütze das Projekt, da er das Prinzip des offenen Bücherschranks - Druckwerke können unkompliziert und kostenlos entnommen und eingestellt werden - gerade in einer „Zeit der Überkommunikation“ gut finde, verlieh Nitsch unter anderem seinem Handy-Unmut Ausdruck.

Nitsch selbst spendete zum Jubiläumstag selbst einige Bücher von ihm bzw. über ihn. Mittlerweile gibt es neben dem „Ursprungsschrank“ in Neubau je einen am Brunnenmarkt in Ottakring sowie im Heinz-Heger-Park am Alsergrund. Zuletzt eröffnete von einer anderen Initiative auch ein Bücherschrank in Margareten - mehr dazu in Neuer Bücherschrank in Margareten.

Laut Gassner sind seine drei Projekte rein privat finanziert. Die Stadt sei zu einer monetären Unterstützung nicht bereit gewesen.

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