AUA: Management gibt sich gesprächsbereit

Das Management der krisengeschüttelten Lufthansa-Tochter Austrian Airlines, die am Mittwoch überraschend den Kollektivvertrag für das Bordpersonal aufgekündigt hatte, gab sich am Donnerstag gesprächsbereit. Die Gewerkschaft schloss jedenfalls einen Pilotenstreik nicht aus.

„Wenn wir jetzt eine Basis erreicht haben, um vernünftig über eine Reform der AUA zu diskutieren, dann freuen wir uns auf die nächsten zwei Wochen und auf den Verhandlungstisch“, sagte ein Unternehmenssprecher am Donnerstagnachmittag zur APA.

Es gehe darum, die 6.000 Jobs bei der AUA abzusichern und nicht darum, Gehälter zu kürzen. Der Vorstand wolle die „Vorrückungsautomatik, die wir uns in dieser Zeit nicht mehr leisten können, abschütteln“ sowie Arbeitszeiten flexibilisieren. „Wir müssen es schaffen, die AUA ein für allemal in die schwarzen Zahlen zu fliegen“, wurde bekräftigt. „Wenn wir es schaffen, ein Programm vorzustellen, das eine Zukunft verspricht - und die sehen wir -, dann wird auch die Lufthansa als Eigentümerin investieren.“

Verhandler zum Flugdienst abberufen?

Vida-Gewerkschafter Rudolf Kaske schäumte, da ihn AUA-Vorstand Peter Malanik erst im Nachhinein über die KV-Auflösung informieren habe wollen. In einem offenen Brief an Malanik sprach Kaske von einem „Affront gegen die gelebte Sozialpartnerschaft“ - immerhin handle es sich dabei „um keine ‚Pipifax-Angelegenheit‘“.

Dass vida-Vertreter die KV-Gespräche am Dienstag einseitig abgebrochen hätten, scheine ihm wie ein „Scheinargument“, so Kaske. „Denn wie sonst darf ich die Tatsache interpretieren, dass der Verhandler der Gewerkschaftsseite just für den Termin des Gesprächs per SMS eine kurzfristige Abberufung zum Flugdienst erhalten hat?“ Zumal zuvor schriftlich zugesichert worden sei, dass der vida-Verhandlungsführer Wolfgang Hable für die Dauer der KV-Gespräche vom Flugdienst freigestellt werde.

Appell „Fouls“ zu unterlassen

Auch zur Kritik, dass man den Jänner und Februar ungenutzt verstreichen hätten lassen, äußerte sich Kaske: Die WK habe der Gewerkschaft auf Malaniks Bestreben hin einen Termin am 23. Jänner „diktieren“ wollen. Dazu habe Malanik noch die „Freundlichkeit“ gehabt, der Gewerkschaft einen „einseitig neugefassten“ KV-Entwurf für das Bordpersonal zu übermitteln, der laut Gewerkschaftsjuristen an die 180 Änderungspunkte beinhalte. „Die Abarbeitung aller Änderungswünsche würde ganz sicher mehrere Monate in Anspruch nehmen“, so Kaske.

Kaske appellierte an den AUA-Vorstand, „künftig enger zu kooperieren und Fouls zu unterlassen“ und betont, dass die Einigung auf einen neuen KV nur dann möglich sei, wenn sich alle Beteiligten an die Vereinbarungen halten.

„Maßnahmen kündigt man nicht an, die setzt man - wenn notwendig“, so Kaske. Einen Pilotenstreik schloss der Gewerkschafter gegenüber dem ORF-Radio jedenfalls nicht aus. Er schlage dem AUA-Vorstand vor, wieder mit der Belegschaftsvertretung Gespräche über den Kollektivvertrag für das Bordpersonal aufzunehmen und dann mit der Gewerkschaft zu sprechen. Der billigere Tyrolean-KV ist für ihn jedenfalls „überhaupt kein Thema“. Zumal ein Unternehmen ohnehin nicht über die Personalkosten sanierbar sei.

Problematische Rückstellungen als Konsequenz?

2.300 der 6.000 Mitarbeiter wären von dem Zwangsumstieg auf den um 20 bis 25 Prozent billigeren Vertrag der Tyrolean betroffen. Für den Gewerkschafter Karl Proyer von der GPA-djp würde das auch einen „Rattenschwanz an rechtlichen Problemen nach sich ziehen“. Bei tatsächlicher Umsetzung des AUA-Plans „müsste das Unternehmen so viele Rückstellungen machen, dass das wahrscheinlich überhaupt nichts bringt“. Das AUA-Management solle sich zudem bei ihren Sparbemühungen nicht nur auf den KV konzentrieren. „Der Vorstand soll sich auch um andere Dinge kümmern.“

220 Millionen müssen heuer eingespart werden

Personalkosteneinsparungen sind Teil eines Gesamtprogramms, mit dem die österreichische Lufthansa-Tochter AUA heuer 220 Mio. Euro aufbringen will - sowohl aus Zusatzerträgen als auch via Sparmaßnahmen. Zugeständnisse werden zudem von Lieferanten und Geschäftspartnern verlangt, dazu gehört etwa auch die Flughafen Wien AG. Bei Behörden und Steuern hofft die AUA ebenfalls auf Erleichterungen. Seit 2008 baute die AUA rund 1.500 Beschäftigte ab - mehr dazu in 700 gegen neuen AUA-Vertrag.

Beim Bodenpersonal - auch hier sind Einschnitte geplant - glätteten sich die Wogen zwischen Arbeitnehmervertretern und Management indes wieder etwas. Vergangene Woche habe die GPA ein Gespräch mit den AUA-Vorständen Jaan Albrecht und Peter Malanik geführt, das „trotz der nicht leichten Situation eigentlich bemüht gelaufen“ sei, sagte Proyer. Der von der AUA übermittelte KV-Vorschlag für das Bodenpersonal sei jedenfalls vom Tisch.

Nun werde „mit der nötigen Verantwortung" weiterverhandelt“. Er stellte aber auch klar: „Zum Holen gibt es bei den Beschäftigten am Boden gar nichts. Wenn jemand mit knapp 2.000 Euro am Schalter sitzt, wirkt es dilettantisch, wenn er einen 20-Euro-Beitrag leisten soll.“

Links: