Ammoniakaustritt: 39 Leichtverletzte
„Bei einer Großkühlanlage ist es zu einer Undichtheit gekommen. Dabei ist Ammoniak ausgetreten,“ sagte der Branddirektor der Wiener Feuerwehr, Gerald Hillinger, gegenüber Radio Wien. Gegen 20.45 Uhr wurde Entwarnung gegeben. Das Leck sei geschlossen und die Gefahr gebannt, so Hillinger. Laut Wiener Rettung wurden 39 Menschen leicht verletzt. 29 mussten zur Überwachung die Nacht in Krankenhäusern verbringen.
APA/Philipp Schalber
Katastrophenzug der Rettung im Einsatz
Kurz vor 19.00 Uhr trafen die ersten Meldungen über einen Chemieunfall ein. Zunächst hieß es, dass Anrainer über Augenschmerzen und Atemprobleme klagen würden. Über Lautsprecher wurde Anrainern empfohlen, Fenster zu schließen und in den Wohnungen zu bleiben. Die Feuerwehr löste Alarmstufe zwei aus. Chemiker waren im Einsatz, um den Gefährdungsgrad festzustellen. Die Rettung war mit dem Katastrophenzug zum Unglücksort ausgerückt.
Der Bereich um die Anlage wurde für etwa eineinhalb Stunden großräumig abgesperrt. Die Baumgasse war ab der Schlachthausgasse gesperrt, die Erdbergstraße ab Schlachthausgasse, die Litfaßstraße ab Rennweg/Simmeringer Hauptstraße und der Franzosengraben ab Erdbergstraße.
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U-Bahn-Betrieb eingestellt
Die Wiener Linien stellten den Betrieb der U-Bahn-Linie U3 zwischen Simmering und Kardinal-Nagl-Platz ein. An den Haltestellen der öffentlichen Verkehrsmittel bildeten sich Menschentrauben. Taxis waren äußerst schwierig zu bekommen. Taxifahrer wurden von ihren Zentralen über die Sperren informiert. Die Lenker sollten das Gebläse abstellen und die Wagenfenster geschlossen halten.
Ein Konzert in der Arena wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt. Ein Konzert im Gasometer startete dagegen planmäßig, obwohl einige anreisende Besucher wegen der Sperren nicht zum Veranstaltungsort gelangen konnten, wie ein enttäuschter Fan berichtete.
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Eine der meistproduzierten Chemikalien
Bei Ammoniak handelt es sich um ein farbloses Gas mit einem stechenden Geruch. Wenn Menschen es einatmen, kommt es zu Reizungen der Atemwege. In höherer Konzentration kann es zu Verätzungen, Erstickungsanfällen und Lungenödemen kommen. In der Natur entsteht das Gas laut der Homepage Ammoniak.org nur in kleineren Mengen durch Zerfallsprozesse in Laub und Tierkot. Ammoniak ist allerdings eine der meistproduzierten Chemikalien der Welt.
Der große Vorteil von Ammoniak liege darin, dass man es als FCKW-freies Kühlmittel einsetzen kann. Es wird etwa in Kühltheken großer Supermarktketten und Eislaufhallen und -plätzen verwendet und ist aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften herkömmlichen Kühlmitteln überlegen. Gewonnen wird es, indem Stickstoff und Wasserstoff unter hohem Druck und bei einer Temperatur von 600 Grad Celsius zu NH3 umgesetzt werden. Das Gas verflüssigt sich bei einem Druck von etwa acht, neun Bar bei 20 Grad Celsius.
Beim Umgang mit der Chemikalie sind die Benutzung von Atemschutz und Schutzbrille äußerst wichtig. Wird sie eingeatmet, reagiert sie aufgrund der Feuchtigkeit ätzend auf die Schleimhäute und die Augen. Im schlimmsten Fall kann das bis zum Atemstillstand führen.