Deutsch will IKG stärker öffnen

Der bisherige Vizepräsident Oskar Deutsch ist vom Kultusrat zum Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien (IKG) gewählt worden. Deutsch will die IKG in Zukunft stärker auch für Nichtjuden öffnen.

„Wir wollen uns als Teil der österreichischen Gesellschaft präsentieren“, meinte Deutsch am Mittwoch in einer Pressekonferenz, bei der das neue IKG-Präsidium vorgestellt wurde. „Wir wollen die Türe öffnen“, kündigte er eine Offensive in der Öffentlichkeitsarbeit der Kultusgemeinde für die Zukunft an.

So wolle man künftig mehr auf die nicht jüdische Gesellschaft zugehen. Das werde auch über neue Medien, wie etwa Facebook, geschehen. Grundsätzlich wolle man zeigen, dass es ein „vibrierendes jüdisches Leben“ in Wien gebe. Deutsch verwies etwa auf die zahlreichen Schulen, Synagogen sowie das Kulturprogramm.

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

APA/Herbert Neubauer

Oskar Deutsch kündigte eine Offensive in der Öffentlichkeitsarbeit an

Wahl als „Vertrauensbeweis“

Zu seiner Wahl zum neuen Präsidenten und damit zum Nachfolger von Ariel Muzicant meinte Deutsch, dass das ein „Vertrauensbeweis“ für die jahrelange Arbeit, die er selbst als Vizepräsident geleistet habe, sei. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich diesen Vertrauensvorschuss in der Zukunft werde erfüllen können.“ Deutsch würdigte auch Muzicant für dessen jahrzehntelange Tätigkeit in der Gemeinde. Dieser habe etliche Aufgaben, wie etwa die Sanierung der Immobilien bis hin zu den jüdischen Friedhöfen, gelöst.

Keine Änderung wird es in der Haltung der IKG zur FPÖ geben. „Ich habe keine andere Meinung, als die, die bisher von Dr. Ariel Muzicant vertreten wurde“, meinte Deutsch. Man werde auch künftig auf Sager, wie etwa jenen von FPÖ-Obmann Heinz Christian Strache zu den „neuen Juden“, hindeuten. Diese Linie bei den Freiheitlichen habe bereits mit Jörg Haider begonnen.

Oskar Deutsch (Mitte.), Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde und die Vizepräsidenten Judith Adler und Chanan Babacsayv

APA/Herbert Neubauer

Mit den Vizepräsidenten Judith Adler und Chanan Babacsayv (rechts) will Präsident Oskar Deutsch (Mitte) die IKG stärker öffnen

Erste Frau im Präsidium der IKG

Auch die neu gewählten Vizepräsidenten der Kultusgemeinde stellten sich bei der Pressekonferenz kurz vor. Judith Adler ist etwa die erste Frau im Präsidium der IKG. Chanan Babacsayv ist zudem das bisher jüngste Mitglied an der Gemeindespitze.

Der Kultusrat hat Deutsch am Dienstagabend nicht nur zum Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, sondern auch zum Präsidenten des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs gewählt. Deutsch kam auf 22 Pro-Stimmen bei einer Enthaltung.

Organisator der European Maccabi Games

Deutsch ist Geschäftsführer der Alvorada Kaffeehandelsges.m.b.H und gehört wie sein Vorgänger Ariel Muzicant der Liste „Atid“ (hebräisch: Zukunft) an. Muzicant, der am 12. Februar 60 Jahre alt geworden war, hatte bereits vor langem angekündigt, sich in den Ruhestand zu begeben - mehr dazu in IKG-Chef Muzicant tritt zurück.

Deutsch kam am 25. April 1963 in Wien zur Welt und besuchte die American International School in Wien. Als Mitglied in der Finanzkommission der IKG war er nicht unwesentlich für die Entschuldung der Gemeinde verantwortlich. Über sich meinte er: „Ich bin nur in einem Punkt extrem: Ich bin extrem unextrem.“

Im Vorjahr organisierte Oskar Deutsch die European Maccabi Games in Wien. Man habe dabei zeigen können, „dass Hitler nicht gewonnen hat und wir Juden heute da sind“, resümierte er selbstbewusst.

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