Kunsthalle: Noch keine Übernahme

Die neu gegründete Kunsthalle Wien GmbH hat in der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch noch keinen Beschluss zur Übernahme der Geschäfte des bisherigen Trägervereins der Kunsthalle gefasst. Die Übergabe soll bis 10. April erfolgen.

„Der Due-Diligence-Bericht liegt noch nicht in der endgültigen Fassung vor“, begründete Aufsichtsratsvorsitzende Sonja Hammerschmid nach der Sitzung. Der frühere Kunsthallen-Leiter Gerald Matt, gegen dessen Amtsführung verschiedene Vorwürfe erhoben worden waren, habe erst am Dienstag seine Stellungnahme abgegeben, die eingearbeitet werden müsse. Am 10. April gibt es die nächste Aufsichtsratssitzung. „Zu diesem Zeitpunkt sollten wir alle nötigen Unterlagen auf dem Tisch haben“, prognostizierte Hammerschmid.

Vertragsauflösung nicht Sache der GmbH

Nicht auf den Tisch bekam der Aufsichtsrat die mit dem Verein geschlossene Vereinbarung zur einvernehmlichen Auflösung des Vertrages mit Gerald Matt. „Die geht die GmbH auch nichts an“, sagte Hammerschmid: „Wir übernehmen den Geschäftsbetrieb.“ Sie gehe davon aus, dass allfällig darin eingegangene finanzielle Verpflichtungen vom Verein getragen würden: „Sollte darin etwas enthalten sein, was den künftigen Betrieb tangiert, werden wir das als Teil des Prüfberichts auf den Tisch bekommen und uns ansehen.“

Die Bewerbungsfrist für die bereits erfolgte Ausschreibung der kaufmännischen Leitung läuft noch bis 3. April. Bis zur dann folgenden Bestellung eines kaufmännischen Geschäftsführers stehe der interimistische Geschäftsführer Franz Patay zur Verfügung, hieß es nach der Sitzung.

Internationale Ausschreibung für Geschäftsführung

Auch die Stelle der künstlerischen Geschäftsführung werde nun international ausgeschrieben und von einer international besetzten Findungskommission bewertet. Details über einen genauen Zeitplan gebe es aber noch keinen, wie es aus dem Büro des Kulturstadtrates Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) gegenüber Radio Wien hieß.

Hammerschmid will einen „Neustart, der es dem Haus ermöglichen wird, selbstbewusst an Erfolge der Vergangenheit anzuknüpfen und sein internationales Renommee weiter auszubauen“. Auch Franz Patay erkennt in der aktuellen Situation die Chance einer positiven Zäsur: „Die Kunsthalle Wien kann nun ungebremst auf einen Neubeginn zusteuern.“

Stillschweigen über Vertragsauflösung

Heftig spekuliert wurde nach dem Matt-Rücktritt über Details der einvernehmlichen Vertragsauflösung. Die in Medien kolportierte Drittel-Lösung zwischen dem Trägerverein der Kunsthalle Wien und dem langjährigen Kunsthallen-Direktor, wonach ein Drittel des bis 2014 laufenden Gehalts ausbezahlt werde, ein weiteres Drittel, wenn sich die Vorwürfe gegen ihn nicht erhärteten, wollte Vereins-Präsident Häusle „weder bestätigen noch dementieren“.

Schwere Vorwürfe gegen Matt

Matt wird vorgeworfen, Mitarbeiter für private Tätigkeiten beschäftigt zu haben. Weiters soll er potentiellen Sponsoren angeboten haben, ihnen die österreichische Staatsbürgerschaft zu verschaffen. Staatsanwaltschaft und eine Wirtschaftsprüfungskanzlei untersuchen den Fall derzeit.

Man habe über die Vertragsinhalte Stillschweigen vereinbart und werde versuchen, bei der Betriebsübernahme auch die neue GmbH dazu zu verpflichten. „Ich finde das nicht unüblich“, sagte Häusle.

Die Wiener Grünen zeigten sich bezüglich einer Einschätzung der vertraglichen Abgangsregelungen für Matt zurückhaltend. „Wir als Grüne sind dafür nicht zuständig. Ich kann nicht in diese Verträge eingreifen“, so der Kultursprecher der Wiener Grünen Klaus Werner-Lobo: „Die Grünen haben der Kunsthalle Matt nicht eingebrockt, also können wir ihn auch nicht auslöffeln.“

Für ÖVP ist Vorgangsweise „inakzeptabel“

Kritik kam diesbezüglich von der ÖVP, die dieses Vorgehen als „nicht akzeptabel“ bezeichnete. Das könne „in die Millionen gehen, die die Öffentlichkeit dann zu tragen hätte. Hier ist volle Transparenz gefordert und nicht Stillschweigen zwischen Freunden, die sich gegenseitig auf Kosten der Steuerzahler Abschiedsgeschenke machen“, hieß es.

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