Der Sommer wird eisig

Zwar versprechen die nächsten Tage Temperaturen über 30 Grad, trotzdem wird es in Wien eisig bleiben - zumindest in den Eissalons der Stadt, wo die Verkäufer auf exotische Sorten und Bio setzen. Statt Schoko und Erdbeere gibt es Senf und Spargel.

„Die Österreicher haben heute eine offenere Esskultur“, sagte Silvio Molin-Pradel vom Eissalon am Schwedenplatz. Neben Mango, dem Eis des Jahres 2012, bieten die Wiener Eisverkäufer neue Kreationen wie Ingwereis, Feigeneis, Diabetikereis und Sojaeis an.

Eissorten

ORF/Marina Delcheva

Die diesjährige Eissaison punktet durch Vielfalt und Sortenreichtum

Eisgeschmack aus der ganzen Welt

„Vor 20 Jahren hat man in Österreich noch nicht einmal gewusst, was Tiramisu ist“, so Molin-Pradel. Seit 1932 ist der Salon am Schwedenplatz in Familienbesitz und bietet heute insgesamt 135 Eissorten an - je 25 Sorten pro Tag, die ständig wechseln. Darunter sind Exoten wie Mustarda - Topfeneis mit Senfgewürz -, Avocado und Safran. Seine Kunden würden diese Vielfalt vom Eissalon erwarten und selbst neue Sorten vorschlagen, sagte der Betreiber.

Eistipp:

Eis schmeckt am besten, wenn es bei einer Temperatur zwischen minus 18 und minus 25 Grad Celsius gelagert wird.

Grundsätzlich wecken exotische Eissorten die Neugier der Wiener. Sogar Ziegenkäse- und Mohneis werden gerne gekauft, doch auch die Probierlust hat ihre Grenzen: „Man kann auch aus Hühnern Eis machen. Aber würden Sie das kaufen?“, fragte Molin-Pradel. Auch bei Zanoni & Zanoni wurden manche Geschmackssorten schnell aus dem Sortiment genommen: „Wir haben Tomate und Basilikum probiert, aber das kam nicht gut an“, so Luciano Zanoni.

Gefrorenes Joghurt und Biozutaten

Nicht nur die Geschmäcker, sondern auch die Eisarten werden immer vielfältiger. In diesem Jahr hat Zanoni & Zanoni in der Innenstadt eine Joghurteria eröffnet, die Frozen Joghurt verkauft. Dabei wird Joghurt unter ständigem Rühren gefroren und mit frischem Obst, Nüssen und süßen Saucen serviert. Im Vergleich zum herkömmlichen Eis enthalte das gefrorene Biojoghurt keinen Zucker und kaum Kalorien, so Zanoni.

Frozen Joghurt

ORF/Marina Delcheva

Frozen Joghurt entwickelt sich zum Sommertrend

Seit einem Jahr lockt der Eisgreißler im ersten Bezirk mit natürlichen Zutaten in seine Diele. „Wir verwenden Biomilch von unseren Kühen und Früchte von unserem eigenen Hof“, sagte Georg Blochberger, der Geschäftsbesitzer. Er stellt 18 Eissorten in seiner Familienmanufaktur in Krumbach her. Der Eisverkäufer legt Wert auf Bio und regionale Zutaten aus der eigenen Landwirtschaft. Doch nicht alle verwendeten Produkte, etwa Cocos und Schokolade, sind rein biologisch, wie Blochberger selbst sagte.

Klassiker funktionieren noch immer

Die Eisklassiker Vanille, Erdbeere und Schokolade sind trotz der Vielfalt noch immer Bestseller, bestätigten die Eisverkäufer. Der Eissalon Tichy in Favoriten verzichtet auf kulinarische Experimente und setzt seit 60 Jahren auf Tradition. „Wenn etwas gut funktioniert, warum soll ich es ändern?“, so Kurt Tichy. Zwar gebe es jedes Jahr ein paar neue Sorten und Diabetikereis, doch die beliebtesten Produkte seien seit Jahren sein Haselnusseis und seine Eismarillenknödel, so der Besitzer.

Eistüte in Hand

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Das klassische Erdbeereis ist weiterhin beliebt

Spezialangebot für Allergiker und Diabetiker

In fast allen Eissalons in Wien wird mittlerweile ein eigenes Eis für Diabetiker oder Allergiker angeboten. Diabetikereis enthält beispielsweise keinen Zucker. Das Sojaeis ist rein pflanzlich und ist für Laktoseallergiker geeignet. Hinzu kommen zahlreiche Sorbeteissorten, die nur auf Frucht- und Wasserbasis hergestellt werden und Lighteis mit wenigen Kalorien.

Biodruck und Diäteis

„Unsere Kunden legen viel Wert auf regionale und natürliche Produkte“, sagte Blochberger. Auch andere Eissalons spüren in dieser Saison einen verstärkten Biodruck seitens der Kunden. „Ich verwende Biomilch, weil die Qualität besser ist“, sagte Molin-Pradel. Alles könne der Eisverkäufer jedoch nicht auf Bio umstellen, weil manche Zutaten gar nicht in dieser Qualität erhältlich seien. Zudem würde eine reine Bioproduktion die Eispreise um ein Vielfaches erhöhen, so Molin-Pradl.

Tatsächlich verwenden immer mehr Eisanbieter regionale und natürliche Produkte. Trotzdem ist das Eis fast nie ausschließlich biologisch. Oft sind nur die verwendete Milch, der Zucker, Topfen oder die Früchte bio. Kokos, Schokolade und Aromen stammen selten aus biologisch-kontrolliertem Anbau.

Marina Delcheva, wien.ORF.at