„Krone“-Schreiber Wolf Martin ist tot

Wolf Martin, lange Jahre mit seinem täglichen „In den Wind gereimt“-Gedicht in der „Kronen Zeitung“ vertreten, ist tot. Er sei nach schwerer Krankheit am Donnerstag in Wien im Alter von 64 Jahren verstorben, berichtet die Zeitung.

Martin hatte sich erst Ende März aus dem Geschäft zurückgezogen. Sein letztes Gedicht erschien am 31. März. „Der eigenwillige Poet“ habe die Leser 23 Jahre lang mit seinen Versen zum Nachdenken angeregt, schreibt die „Krone“. Martin habe „polarisiert“, von den Lesern habe es viel Lob, aber auch Kritik gegeben, wurde eingeräumt.

Mehrfache Verurteilungen durch den Presserat

Der als Wolfgang Martinek 1948 geborene Reimer veröffentlichte seine Texte 23 Jahre lang in der „Kronen Zeitung“. Dabei sorgte er mit seinen als rassistisch und hetzerisch verschrienen Zeilen immer wieder für Kontroversen. Mehrfach brachten sie ihm auch Verurteilungen durch den Presserat ein.

Kritik handelte sich Wolf Martin wegen seiner Anspielungen an das Vokabular aus Zeiten der Nazi-Diktatur ein. So wählte er etwa im Jahr 1994 den 20. April - den Geburtstag Adolf Hitlers - für den Reim: „Ich feiere, wenn man mich läßt, heut jenes Adolfs Wiegenfest, der einst in unserm schönen Land an allererster Stelle stand.“ In der letzten Zeile merkte er an, dass es ihm um den früheren Bundespräsidenten Adolf Schärf gehe. Ein anderes Mal fiel ihm zu diesem „großen Tag“ ein: „Ihm seis zur Ehre, uns zum Heil: ‚Taxi orange‘, der II. Teil!“

Seit 1989 in der „Kronen Zeitung“

Vor seiner Karriere bei der „Krone“ versuchte sich Martin als Sozialist, Kommunist und Homosexuellenaktivist. „Krone“-Herausgeber Hans Dichand wurde schließlich durch in der Zeitschrift „FORVM“ veröffentlichte Dramolette auf ihn aufmerksam, woraufhin am 1. April 1989 sein erstes Gedicht in dem Kleinformat erschien.

In seinem letzten Gedicht, gedruckt am 31. März dieses Jahres, hatte Wolf geschrieben, dass er „ziemlich krank“ sei und er nun „Schluss beizeiten“ mache.

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