Mord bei Liesingbach: Lebenslänglich

Zu lebenslanger Haft wegen Raubmordes sind am Dienstag am Wiener Straflandesgericht zwei Slowaken verurteilt worden, die im Juni 2011 einen 33-jährigen Wiener in der Nähe des Liesingbaches mit zwölf Messerstichen ermordet und anschließend beraubt haben.

Richter Roland Weber bezeichnete in der Urteilsverkündung die Tat als „überaus brutal ohne vernünftig erkennbares Motiv“, Milderungsgründe gab es für die zwei mehrfach vorbestraften Männer im Alter von 22 und 31 Jahren keine. Die Angeklagten erbaten sich Bedenkzeit, das Urteil ist somit nicht rechtskräftig.

Zusammentreffen bleibt rätselhaft

Unter welchen Umständen die beiden Slowaken mit dem späteren Opfer am 28. Juni zusammentrafen und schließlich vom Karlsplatz bis zu den Schlafstellen der Täter in einem Park beim Liesingbach fuhren, blieb weitgehend im Dunkeln. Die Angeklagten präsentierten nicht nur mehrere Versionen, sondern beschuldigten sich auch gegenseitig, den Wiener erstochen zu haben.

Am Dienstag legte der 22-jährige Beschuldigte ein Teilgeständnis ab, in dem er zugab, die homosexuellen Avancen, die ihm der 33-Jährige in der U-Bahn gemacht hatte, nur deswegen zugelassen zu haben, weil er dem Mann die Tasche rauben wollte. In dieser erhofften sich die Slowaken eine beträchtliche Summe Bargeld, weil der Wiener ursprünglich Drogen von ihnen habe kaufen wollen.

Die beiden Angeklagten im Prozess um den Mord an einem 33-jährigen Wiener im Liesingbach

APA/Herbert Neubauer

Die beiden Angeklagten beschuldigten sich gegenseitig

Gemeinsamer Tatbeschluß ausreichend

Die Leiche des von Angehörigen als gutmütig und hilfsbereit charakterisierten Wieners wies neun Stiche im Oberkörper sowie drei weitere im Rücken auf. Der Tote war vom Schlafplatz der beiden Slowaken zur Fundstelle an der Liesing geschleift worden. An der Leiche wurde die DNA des älteren Angeklagten entdeckt. Beide Täter hatten in ihrem Heimatdorf in der Ostslowakei mit dem geraubten Handy telefoniert und zwei geraubte Ringe in Bratislava in einer Pfandleihe versetzt.

Dass sich die Angeklagten gegenseitig beschuldigten, half im Endeffekt keinem der beiden. Laut Staatsanwaltschaft handelte es sich nämlich um einen gemeinsamen Tatbeschluss, der auch dann ausreichend sei, wenn nur einer zusticht.

Gegenseitige Beschuldigungen

Warum das Opfer den beiden Slowaken bis zu deren Schlafplatz in einem Park beim Liesingbach gefolgt ist, blieb letztlich unklar. Auch diesbezüglich gab der jüngere Angeklagte an, er habe lediglich einen Platz gesucht, um dem Wiener unbeobachtet dessen Tasche entreißen zu können.

Die Leiche des 33-jährigen Wieners war am 29. Juni 2011 im Schilf des Liesingbachs entdeckt worden. Sie wies zahlreiche Messerstiche auf. Am Fundort der Leiche wurden unter anderem Reste slowakischer Zeitungen gefunden. Hinweise aus der Bevölkerung führten im September zur Ausforschung und Verhaftung dreier Männer, der 22-Jährige und ein 31-Jähriger mussten sich seit März vor Gericht verantworten - mehr dazu in Mordprozess: Keine Geständnisse.

Fundort der Leiche

APA/Schlager

Leiche wurde beim Liesingbach entdeckt

Schmuck des Opfers in Bratislava verkauft

Der 31-Jährige hatte im Prozess ausgesagt, dass es bei dem Schlafplatz der Slowaken beim Liesingbach zu sexuellen Aktivitäten zwischen seinem Freund und dem Opfer gekommen sei. Darauf habe er das Lager verlassen. Plötzlich sei der 22-Jährige aufgeregt zu ihm gekommen. Er habe zwar Blut gesehen, will aber nicht bemerkt haben, dass ein Messer im Spiel war oder dass der Mann im Sterben lag. Beim Wegtragen habe er geholfen, sagte er in seiner Einvernahme aus.

Der 22-Jährige hatte bisher gesagt, die Avancen des Opfers mitbekommen zu haben, so habe ihn dieser in der U-Bahn am Oberschenkel gestreichelt und später auch an der Hand genommen. Dies sei ihm aber nicht recht gewesen. Am Schlafplatz wollte er einen Pullover anziehen, währenddessen habe der 31-Jährige plötzlich auf den Wiener eingestochen. Warum, das wisse er bis heute nicht.

Der Staatsanwalt ging davon aus, dass das Opfer von beiden Beschuldigten in „bewusstem und gewolltem Zusammenwirken“ getötet wurde, um an dessen Habseligkeiten zu kommen. In ihrem Heimatdorf in der Ostslowakei waren die beiden Beschuldigten Nachbarn. Dennoch haben sie eigenen Angaben zufolge nie über die Tat bzw. deren Gründe gesprochen.