Politisches Ja zu „Öffi“-Tarifen

Ab 1. Mai gelten neue Tarife bei den Wiener Linien. Den Bedenken der Wiener Linien, dass der Kostendeckungsgrad sinken werde, hält die Stadt entgegen, dass bei öffentlichen Dienstleistern nicht nur wirtschaftliche Aspekte ausschlaggebend seien.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht fürchten die Wiener Linien den sinkenden Kostendeckungsgrad. Für die Politik ist aber eine andere Sicht auf die Tarife für die öffentlichen Verkehrsmittel wichtig: Es gebe einfach ein politisches Bekenntnis zur Tarifreform, so ein Sprecher von Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ). Das sei eben der Unterschied zwischen Gemeinwirtschaft, also öffentlichen Dienstleistern, und der Wirtschaft im Wettbewerb. Hier seien eben nicht nur wirtschaftliche Aspekte relevant.

Außerdem müsse man erst sehen, wie sich die Tarifreform auswirkt. Die Zeichen würden nicht so schlecht aussehen: So seien im Jänner mehr als dreimal soviele Jahreskarten verkauft worden wie im Vergleichsmonat 2011.

Wiener Linien befürchten sinkende Einnahmen

„Ich sehe den verkehrspolitischen Zusammenhang“, hatte Alexandra Reinagl, Geschäftsführerin der Wiener Linien zuvor zu den neuen Tarifen gesagt. Doch insgesamt erwartet sie, dass die von der Rot-Grünen Stadtregierung beschlossene Tarifreform unterm Strich weniger Geld durch den Fahrscheinverkauf bringen wird.

Grafik Tarife

APA/Martin Hirsch

Das sei etwa auf Verlagerungseffekte zurückzuführen. So werde die Zahl der Jahreskartenbesitzer von derzeit rund 390.000 auf mehr als 400.000 steigen, gleichzeitig würden aber weniger Monats- und Wochentickets verkauft werden. Zudem bringe der erwartete Passagierzuwachs durch notwendige Intervallverdichtungen und größeren Materialverschleiß aber auch höhere Kosten mit sich.

Reinagl geht davon aus, dass der Kostendeckungsgrad der Verkehrsbetriebe von derzeit 60 auf 55 Prozent sinken werde. Es gebe aber die Zusicherung der Stadt, dass die „Investitionstätigkeit gesichert“ bleibe. Die zu erwartenden Einnahmensausfälle werden also durch Steuergeld kompensiert. Die entsprechende vertragliche Vereinbarung müsse aber jedes Jahr neu verhandelt werden, so Reinagl.

Künftig regelmäßige Erhöhung der Tarife

Grundsätzlich bewertet Reinagl die Tarifrefom positiv und wünscht sich mittelfristig einen Anteil an Jahreskarten von 45 Prozent. Derzeit sind 38 Prozent aller verkauften Fahrscheine der Wiener Linien Dauernetzkarten.

Teil des Tarifpakets sei auch, dass die Ticketpreise künftig regelmäßig nach einem bestimmten Index erhöht werden. Wann und in welcher Höhe, konnte Reinagl nicht sagen. Steigende Lohn- und Energiekosten müssten aber mit einem „fairen Schlüssel“ abgebildet werden.

Für FPÖ „verfehlte Tarifpolitik“

Die FPÖ spricht von einer „verfehlten Tarifpolitik“. Bereits zu Jahresbeginn hätten SPÖ und Grüne eine Kapitalzufuhr von 24 Mio. Euro als Betriebskostenzuschuss für die Wiener Linien beschlossen. Das gehe „natürlich erneut zu Lasten der Wiener Steuerzahler. Und dabei wurden die Tarife für Einzelfahrt, Wochenkarte, Klimakarte und das Schwarzfahren maßgeblich erhöht“, so FPÖ-Gemeinderätin Barbara Kappel. Von einer echten Tarifrefom sei hier „nichts zu sehen“.

Ertappte Schwarzfahrer müssen 100 Euro zahlen

Die Wiener Linien verzeichneten zu Jahresbeginn einen Rekord an Jahreskartenbesitzern. Im Jänner haben viermal so viele Wiener eine Jahreskarte gekauft. Grund dafür dürften der günstigere Tarif ab Mai und die Verlängerung der U2 in die Donaustadt sein - mehr dazu in Rekord bei Öffi-Jahreskarten.

Die Tarifreform wirkt sich auch auf Schwarzfahrer aus. Waren bisher 70 Euro fällig, so müssen ertappte Schwarzfahrer ab 1. Mai 100 Euro zahlen - mehr dazu in Keine Gnade für Schwarzfahrer.

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