Facebook-Gegner: Falsche Richtung

In den kommenden Tagen können Facebook-User über die Nutzung ihrer Daten mitentscheiden. Die Wiener Gruppe „europe-v-facebook.org“ sieht einen Schritt in die falsche Richtung und ruft im Internet zum Protest auf.

Nach dem ersten Studium der neuen Bedingungen seien keine echten Verbesserungen beim Datenschutz von Facebook zu entdecken, hieß es in einer Stellungnahme der Wiener Studentengruppe „europe-v-facebook.org“. „Auf den ersten Blick scheint Facebook die von uns aufgedeckten illegalen Praktiken nun einfach ‚weiß waschen‘ zu wollen in dem man sie in die Richtlinie schreibt. Das ist natürlich transparenter, aber eigentlich ein Schritt in die falsche Richtung“, meinte Sprecher Max Schrems.

Für die Gruppe sind demnach weiterhin viele Fragen offen. „Auch mit der neuen Datenschutzrichtlinie scheint es für einen normalen Nutzer unmöglich, auf einen Blick zu erkennen, was Facebook genau mit den Daten tut“, so Schrems.

Facebook-Schrift auf Computer

APA/dpa/Stephan Jansen

22 Anzeigen hatte die Wiener Gruppe gegen Facebook eingebracht

Enteignung der Nutzer befürchtet

Vollkommen neu sei Facebooks Aussage zur Frage, wer für die einzelnen Seiten zuständig sei. In den neuen Bedingungen wäre nun Facebook der „Controller“ für alle Informationen. Diese kleine juristische Änderung bedeute, dass der Nutzer alle Rechte an den Daten verliere. „Dieser kleine Satz ist datenschutzrechtlich eine vollkommene Enteignung der Nutzer. Der Nutzer hat dann keine Rechte mehr über die Daten“, fürchtet Schrems.

Facebook erkläre, so der Wiener, in seinen Datenschutzbestimmungen, dass - so 7.000 Nutzer gleich lautende Vorschläge abgeben - man diese Vorschläge zu einer Abstimmung bringen werde. Diesen Mechanismus will „europe-v-facebook.org“ nützen, um die vorgeschlagenen Änderungen massiv zu verbessern. Ab sofort seien auf der Homepage Verbesserungsvorschläge online.

„Wir wollen hier Facebook mit seinen eigenen Mitteln schlagen. Wenn wir in den nächsten sieben Tagen 7.000 Kommentare zusammenbringen, hat Facebook ein echtes Problem“, meinte Schrems. Man rufe alle Nutzer auf, sich zu informieren und die kritischen Aktivitäten zu unterstützen.

Frist zu Verbesserungen ignoriert

Hintergrund für die Änderungen sind laut „europe-v-facebook.org“ Auflagen der irischen Datenschutzbehörde, die in einem ersten Bericht vom 21. Dezember 2012 Facebook zu massiven Verbesserungen der Datenschutzrichtlinie aufgerufen hätte. Diese Verbesserungen hätten laut dem Bericht schon mit 31. März 2012 erfolgen sollen, Facebook hatte diese Frist aber bisher ignoriert. Der Bericht basiert auf 22 Anzeigen welche von „www.europe-v-facebook.org“ in Irland eingebracht wurden - mehr dazu in Facebook-Verhandlungen in Wien.

„Wir werden Daten so lange einbehalten, wie das erforderlich ist, um sie den Nutzern und anderen Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Diese umfassendere Verpflichtung gilt für alle Daten, die wir über Dich sammeln und erhalten, einschließlich Informationen von Werbetreibenden“, hieß es in einer Erklärung von Facebook über die neuen Richtlinien. Daten, die Facebook von Werbepartnern oder Spieleanbietern bekommt, können damit in einigen Fällen länger als die bisherigen 180 Tage aufbewahrt werden.

Erste Darstellung von Informationen über Cookies

Zur neuen Richtlinie wird von Facebook erstmals sehr ausführlich dargestellt, welche Informationen Facebook über Cookies bekommt - kleine Dateien, die Websites im Browser ablegen, um Nutzer wiederzuerkennen. Über die Verwendung von Cookies durch Facebook hatte es immer wieder zum Teil heftige Diskussionen mit Datenschützern gegeben. Die Nutzer können die Vorschläge bis zum 18. Mai kommentieren und können so deren Änderung herbeiführen.

In einem 14-seitigen Dokument wurden die alten und neuen Passagen zumindest auf Englisch zusammengeführt. Facebook bekräftigt, dass Werbepartner Informationen von Nutzern nach wie vor nur anonymisiert erhalten. Zugleich werden die Mitglieder nun ausdrücklich darauf hingewiesen, dass einige Informationen auch im System bleiben können, wenn sie ihr Facebook-Konto löschen - wie etwa Nachrichten, die sie ihren Freunden geschickt haben.

Außerdem warnt Facebook, dass andere Nutzer Kopien von ihnen zugänglichen Daten wie etwa Bildern anfertigen können, über die man dann keine Kontrolle mehr habe. „Sie sollten deswegen Informationen nur mit Leuten teilen, denen Sie vertrauen“, betont Facebook jetzt in der Richtlinie.

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