Aus für Westbahn-Chef Wehinger

Jetzt ist es fix: Stefan Wehinger gibt die Geschäftsführung der Westbahn Management GmbH ab und scheidet aus dem Unternehmen aus. Als Grund wurden Meinungsverschiedenheiten über die strategische Positionierung genannt.

Stefan Wehinger

APA/Techt

Aufsichtsrat dankte für „Einsatz“

„Stefan Wehinger hat die Westbahn in erstaunlich kurzer Zeit auf die Schiene gebracht und den Kundinnen und Kunden erstmals eine echte Auswahl im Bahnverkehr ermöglicht“, zollte der Aufsichtsrat in einer Aussendung Wehinger Respekt. Weiters dankte man Wehinger „für seinen großen Einsatz“. Die Geschäftsführung werde ab sofort von Erich Forster übernommen.

Umsatzerwartungen nicht erfüllt

Die Westbahn hatte vor fast sechs Monaten, am 11. Dezember 2011, auf der Strecke Wien - Salzburg den Betrieb aufgenommen und macht seitdem den ÖBB Konkurrenz. Eigentümer der Muttergesellschaft Rail Holding AG sind zu je 25,93 Prozent die französische Staatsbahn SNCF, STRABAG-Chef Hans Peter Haselsteiner mit seiner Familien-Privatstiftung sowie Wehinger. Den Rest hält die Schweizer Augusta-Holding, die Investoren vertritt. Wehingers 25,93-prozentiger Anteil wird nun unter den übrigen Gesellschaftern (Haselsteiner, französische Staatsbahn SNCF und Investoren rund um Erhard Grossnigg) aufgeteilt.

Im Mai hatte Wehinger eingeräumt, dass der Umsatz um 20 Prozent unter Plan liege. Das sei auf die Billigpreispolitik der ÖBB zurückzuführen, gegen die die Westbahn auch auf juristischem Weg vorgeht - mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Laut Insidern muss die Westbahn eine Kapitalerhöhung durchführen, Wehinger könne da nicht mitziehen und werde daher aussteigen, hieß es bereits damals aus informierten Kreisen. Die französische Staatsbahn hatte mehrfach betont, sie sehe die Westbahn-Beteiligung als strategisches Investment auf dem europäischen Bahnmarkt.

Wehinger „zu aggressiv“?

Obwohl die Partner mit dem im Dezember erfolgten Markteintritt auf der Strecke Wien - Salzburg eigentlich zufrieden sein sollen, sei es in letzter Zeit häufig zu Diskrepanzen mit Wehinger gekommen, berichtete die Tageszeitung „Der Standard“. Vor allem dessen harte Gangart gegenüber den ÖBB, häufig vor Gericht ausgetragen, soll von Haselsteiner nicht goutiert worden sein.

Das bestätigte Wehinger auch selbst in den „Vorarlberger Nachrichten“. Die anderen Miteigentümer hätten seine „harte juristische Gangart“ gegenüber den „Fouls der ÖBB“ nicht mitgetragen, daher habe er die Konsequenzen gezogen, hieß es dort.

Westbahn

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Westbahn fährt seit Dezember 2011

Neuer Chef bei ÖBB groß geworden

Der künftige Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster kommt - wie sein Vorgänger auch - von den ÖBB. Im Gegensatz zum Vorarlberger Wehinger, der vier Jahre als ÖBB-Personenverkehrsvorstand diente, hat der gebürtige Wiener Forster jedoch sein ganzes früheres Berufsleben bei den ÖBB verbracht. Der Sohn eines Eisenbahners arbeitete selber 36 Jahre bei den Bundesbahnen.

Der heute 55-jährige Forster trat schon mit 18 Jahren bei den ÖBB ein, wo er sich über das Marketing bis zum Leiter des Geschäftsfelds Fernverkehr hocharbeitete. Im Jahr 2011 verließ er die Bundesbahnen, um zur Westbahn zu wechseln. Forster hat ein Doktorat in Psychologie.

ÖBB: „Eisenbahn ist komplexes Geschäft“

Vonseiten der ÖBB wurde der plötzliche Abgang Wehingers nur kurz kommentiert. „Eisenbahn ist ein komplexes Geschäft. Gewinne im ersten Geschäftsjahr anzukündigen war trotz günstiger Voraussetzungen völlig unrealistisch“, hieß es. Dass die Westbahn ihre Anteile ausbauen werde, sei abzusehen gewesen. „Wir gehen davon aus, dass die Westbahn als Mitbewerber langfristig erhalten bleibt“, so die ÖBB.

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