Kapsch zum neuen IV-Präsidenten gewählt

Der Wiener Unternehmer Georg Kapsch ist zum neuen Präsidenten der Industriellenvereinigung (IV) gewählt worden. Im Herbst will er ein neues IV-Programm mit Vorschlägen zur Reduzierung der Steuerquote vorlegen.

Die Wahl durch den aus rund 120 Personen bestehenden IV-Bundesvorstand erfolgte mit einer Gegenstimme. Vizepräsidenten werden für die nächsten vier Jahre Hubert Bertsch (Vorarlberg) und Otmar Petschnig (Kärnten) sowie Peter Untersperger (Oberösterreich).

In einer Pressekonferenz nach der Wahl kündigte Kapsch für den Herbst das neue Programm mit Vorschlägen zur Reduzierung der Steuer- und Abgabenquote an, Details wollte er noch nicht sagen. Die Wirtschaft benötige Wachstum und dieses könne man auch „erreichen, indem weniger reglementiert wird“. Eine Analyse der Budgetausgaben zeige, dass im erwarteten Budget 2016 der Anteil der „Ausgaben für die Vergangenheit“ sogar noch größer ausfallen werde. Dies müsse geändert werden.

Georg Kapsch nach seiner Wahl zum Präsidenten der Österreichischen Industriellenvereinigung

APA/Hans Klaus Techt

Georg Kapsch will im Herbst ein neues IV-Programm vorlegen

IV „keine parteipolitische Organisation“

Die Frage, ob eine gesonderte Staatsholding ÖIAG beibehalten werden solle, wollte Kapsch nicht beantworten. Zum Umfang der Staatsunternehmen meinte er, man müsse analysieren, welche Aufgaben der Staat für Grundversorgung und Aufrechterhaltung der Infrastruktur erfüllen müsse: „Wenn ich für eine Verstaatlichung wäre, hätte ich bei der Wahl vielleicht ein oder zwei Stimmen bekommen.“

Der europäische Fiskalpakt sei keine Reglementierung, sondern „Fiskalpolitik“ bzw. Regulierung. Er trete für ein „erweitertes Europa“ anstatt eines Kerneuropa ein, weil ein Kerneuropa zu klein sei, um auf Weltebene mitspielen zu können. Die Organisation sei geschlossen für ein stärkeres Zusammenwachsen des Kontinents, erklärte Kapsch.

„Vor zehn Jahren dachte ich, Europa wäre am erfolgreichsten als freier Verbund. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass das nicht funktioniert“, so Kapsch. Auf die Frage, ob die IV unter seiner Präsidentschaft von der ÖVP wegrücken werde meinte Kapsch, er habe ebensowenig wie Vorgänger ein Parteibuch, die IV sei eine „politische, aber keine parteipolitische Organisation.“

Miteigentümer im Familienunternehmen

Georg Kapsch ist Vorstandsvorsitzender und Miteigentümer der Kapsch AG. Das 1892 als feinmechanische Werkstätte gegründete Familienunternehmen macht sein heutiges Geschäft mit Informations- und Kommunikationstechnologie (z.B. Straßenmautsysteme).

Georg Kapsch fungiert seit Dezember 2008 auch als Präsident der Wiener IV. Er war in den 90er Jahren für das Liberale Forum tätig und gilt als liberal. Die Funktionsperiode an der Spitze der Industriellenvereinigung dauert vier Jahre. Der Präsident kann einmal wiedergewählt werden.

Nachfolger von Veit Sorger

Georg Kapsch folgt dem früheren Papiermanager Veit Sorger nach, der erstmals 2004 an die Spitze des Verbands gewählt wurde. Sorger, davor IV-Vizepräsident, hatte 2000 den politischen Richtungswechsel zu schwarz-blau befürwortet.

Sorger ist am Mittwochabend mit einem Fest in der Industriellenvereinigung am Schwarzenbergplatz verabschiedet worden. Als große Themen der kommenden Jahre nannte Sorger dabei die Veränderungen in der Arbeitsorganisation, den Wirtschaftsstandort Österreich, Bildung, Ausbildung und die Zukunft des politischen Systems.

Für ihn stelle sich die Frage, ob man sich künftig eher „am Schweizer Modell orientieren oder beim etwas erstarrten bisherigen System bleiben“ solle, so Sorger. Unter den Festrednern waren der frühere Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Siemens-Managerin Brigitte Ederer. Sie schlug vor, die EU solle die Hälfte ihrer Regionalförderungen für den Kampf gegen die Jugend-Arbeitslosigkeit umwidmen.

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