Eltern ängstigen sich vor Erster Hilfe bei Kindern

Mehr als die Hälfte aller Eltern hat Angst davor, bei einem Notfall mit Kindern etwas falsch zu machen. Das hat eine für den Arbeiter-Samariter-Bund Österreich (ASBÖ) durchgeführte Umfrage durch das Meinungsforschungsinstitut Karmasin ergeben.

„50 Prozent der Kindernotfälle sind lebensbedrohlich“, unterstrich Jürgen Grassl, Leiter der ASBÖ-Akademie, die Ausgangslage, wenn Rettungsorganisationen gerufen werden. „Nichts zu tun, ist der häufigste Fehler“, so Grassl bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Umfrage stützt sich auf 300 telefonisch befragte Personen, die angaben, dass in ihrem Haushalt Kindern wohnen.

„Sofortige Hilfe steigert Überlebenschancen“

Gerade im Sommer häufen sich beispielsweise Badeunfälle, und da sind Erste-Hilfe-Kenntnisse gefragt. „Sofortiges Eingreifen steigert die Überlebenschancen um bis zu 70 Prozent“, berichtete Grassl. Besonders wichtig sei bei jedem Unfall die kritische Anfangsphase bis zum Eintreffen der Rettung.

Doch da mangelt es scheinbar an den notwendigen Kenntnissen. Nur 25 Prozent der Befragten glaubten, effektive Erste Hilfe bei Kindern leisten zu können. „Die Eltern sind aber die wichtigsten Ersthelfer“, betonte Grassl, der diese Kenntnisse als „moralische Verpflichtung“ definierte. Besonders wichtig sei das Wissen, dass „Kinder keine kleinen Erwachsenen“ sind. Anatomische Unterschiede, wie etwa die noch elastischeren Knochen, erfordern mitunter andere Maßnahmen.

Wissenslücken aufgedeckt

Fast die Hälfte der Befragten (46 Prozent) gab an, dass sie bereits einmal Erste Hilfe geleistet haben. 84 Prozent davon sagten, sich dabei „sehr sicher“ bis „eher sicher“ gefühlt zu haben. Die Meinungsforscherin Sophie Karmasin unterstrich bei der Präsentation der Umfrage, dass die Teilnehmer der Studie bei genauerem Nachfragen über geeignete Maßnahmen eine gewisse Ahnungslosigkeit gezeigt hätten.

„Im ersten Moment präsentierte man sich sattelfest, im Detail wurden dann aber die falschen Konsequenzen gezogen“, fasste sie ihre Erkenntnisse zusammen. „Letztendlich vertraut nur ein Viertel der Befragten vollkommen auf die eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse und glaubt, bei Kindernotfällen effektive Hilfe leisten zu können“, fügte sie hinzu.

Wissenslücken ergaben sich etwa bei der Frage, was beim Verschlucken von Fremdkörpern zu tun ist. Mit 67 Prozent würde zwar die Mehrheit den Rettungsdienst rufen. Ein Teil der Befragten ergreife aber falsche Maßnahmen: 33 Prozent würden etwa versuchen, den Gegenstand mit dem Zeigefinger aus der Mundhöhle herauszuholen, 32 Prozent würden das Kind auf den Kopf stellen. Zu ähnlich häufigen falschen Aussagen kam es bei der Frage nach Maßnahmen bei großflächigen Armverbrennungen oder bei einem Sonnenstich.

„Erste-Hilfe-Kurs liegt oft lange zurück“

Für Otto Pendl, ASBÖ-Vizepräsident, stellt sich die als Konsequenz zu den Umfrageergebnissen dabei die Frage, ob Eltern Erste-Hilfe-Kurse verpflichtend vorgeschrieben werden sollen: „Eine Ausbildung werdender Eltern über die Geburtsvorbereitung hinweg“ wäre für Pendl sinnvoll, denn „bei mehr als einem Drittel der Befragten liegt der letzte Erste-Hilfe-Kurs neun Jahre oder länger zurück.“

Die Broschüre „Erste Hilfe - Notfälle im Kindesalter“ kann beim ASBÖ unter der Servicenummer 0800 240 144 bestellt werden. Ebenfalls veranstaltet der Arbeiter-Samariter-Bund, wie auch andere Vereine, kostenpflichtige Kurse zum Thema.

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