Kramar: Politik „verbrecherisch“

Seit seinem Auftritt im „Hitler-Kostüm“ ist Hubsi Kramar einer breiten Öffentlichkeit bekannt. Theater über die Kulturseiten hinaus zum Thema zu machen, ist sein Ziel. Die Politik bezeichnete er im wien.ORF.at-Interview als „monströs verbrecherisch“.

Für das Theater sei es wichtig, aus seiner eigenen, engen Welt auszubrechen, sagte Hubsi Kramar gegenüber wien.ORF.at, „erst dann ist es wirklich erfolgreich“. Denn Theater solle nicht nur Theatergeher ansprechen, so Kramar. Erst wenn die Themen auch auf den politischen Seiten der Zeitungen landen, sei das Ziel erreicht, meinte der 64-Jährige.

„Und wenn schon einmal alle Medien hinschauen, ist es g’scheit, wenn man die als Theaterkritiker nimmt“, meinte er. „Dann kann man Interviews geben, in denen man seine Meinung sagen kann.“ Um dieses „bisschen Mehr“ gehe es immer im Leben, so Kramar.

Hubsi Kramar

ORF/Elisabeth Parteli

Kramar will „bisschen mehr“ im Leben

Improvisierte Reden als Herausforderung

Diese mediale Bühne nutzte Kramar etwa mit seinem legendären Auftritt als Hitler am Opernball 2000. Vorbereitet habe er sich auf diese Protestaktion gegen die damalige ÖVP-FPÖ-Regierung nicht, sagte das Urgestein der Wiener Off-Theater-Szene: „Ich habe ein Talent für öffentliches, improvisiertes Reden. Auch im Parlament könnte ich zu verschiedenen Themen ad hoc auftreten.“

Würde er diese Möglichkeit bekommen, würde Kramar zu sozialen Themen sprechen. Am wichtigsten wäre ihm die Bildung, aber auch „das Verhältnis zwischen Männern und Frauen liegt immer noch grundlegend im Argen“, kritisierte der Schauspieler.

Schauspieler Hubsi Kramar im Rahmen der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens der Stadt Wien, 2011

APA/ROLAND SCHLAGER

Kramar bei der Verleihung des Goldenen Verdienstzeichens der Stadt Wien, 2011

Welt „demaskiert“ sich selbst

Auch ganz allgemein liegt für Kramar eine Unsicherheit in der Luft. „Die Machtverhältnisse errichten immer Staudämme, um sich abzusichern. Sie können aber nur bis zu einer gewissen Höhe stauen, dann bricht der Damm. Dann geht es uns wie dem Zauberlehrling: Die Vernichtung kann nicht mehr aufgehalten werden.“ In seinen Produktionen versuche er, gegen diese Unsicherheit anzukämpfen, sagte Kramar. „Mein Thema ist immer Heilung und Medizin, ich komme ja aus einer Arztfamilie.“ Die Welt demaskieren wolle er dagegen nicht, „das passiert einfach.“

„Mich interessiert es, die Verhältnisse zu ändern“, so Kramar. Um ein politisches Mandat werde er sich aber nicht mehr bewerben. „Ich wäre chancenlos“, vermutete er. Man würde ihn mit Dreck bewerfen. Außerdem wäre er ohnehin auf verlorenem Posten. Insgesamt sei die Politik nämlich „monströs verbrecherisch“. „Aber wir wollen das ja so, wir sind so erzogen“, so Kramar.

Bei der Europawahl 2004 kandidierte Kramar für die linke Liste. „Symbolisch“, wie er betont. Der Schauspieler war an 20. Stelle gereiht.

Kramar: „Ich muss nichts mehr werden“

Mit zwei Oscar Wilde Stücken verabschiedet sich Kramar jedenfalls im Herbst nach acht Jahren vom 3raum-Anatomietheater. Für seine „Pension“ hat der 64-Jährige Filmangebote, aber auch das Konzept „3 Räume - ein Theater“ möchte er fortführen - mehr dazu in Hubsi Kramar sperrt sein Theater zu.

Allzu viele Zukunftspläne will Kramar aber nicht machen. Vielleicht gehe es für ihn in Zukunft darum, zu lernen, Dinge nicht mehr zu machen, sagte er: „Das ist ja auch ein tolles Projekt“, meinte der 64-Jährige, denn „ich muss nichts mehr werden.“

Zu Initiativen, die an ihn herantreten, sei es dennoch „unglaublich schwierig, nein zu sagen. Aber man hat ja auch ein Privatleben“, sagte er. Wenn er sich nämlich für eine Sache engagiere, beschäftige er sich auch intensiv damit. Auch deshalb versuche er, so selektiv wie möglich zu sein.

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