Grüne planen „Fußgänger-Highways“

Mit eigenen Highways, Leitsystem und behördlichen Regelungen wollen die Wiener Grünen die Situation für Fußgänger verbessern. Ausarbeiten soll die Maßnahmen der Wiener Fußgängerbeauftragte, der derzeit gesucht wird.

Derzeit läuft die Ausschreibung, Ende August müssen sich die Bewerber einem Hearing stellen. Im November wird der Chef-Fußgeher dann der Öffentlichkeit präsentiert. Laut Rüdiger Maresch, Verkehrssprecher der Grünen, soll der Walk-Lobbyist Werbung fürs Zufußgehen machen und Ideen und Anstöße für entsprechende Verbesserungen der Zielgruppe geben.

Der Experte fürs Gehen soll eng mit dem Fahrradbeauftragten Martin Blum zusammenarbeiten, weshalb die Radagentur schon bald zur Agentur für Gehen und Radfahren aufgemotzt wird.

„Highway“ für zügiges Vorankommen

Einige Vorschläge hat die rot-grüne Stadtregierung allerdings schon in der Schublade: So sollen - ähnlich den Hauptradwegerouten - Fußgänger-„Highways“ geschaffen werden. „Das sind nicht unbedingt Fußgängerzonen“, so Maresch. Auf diesen eigens beschilderten Routen soll man vielmehr zügig vorankommen, interessante und sehenswerte Orte Wiens passieren sowie durch entsprechende Möblierung oder Durchschleusung durch Parks oder andere Grünzonen auch Gelegenheit haben, zwischendurch Pausen mit „Aufenthaltsqualität“ einzulegen.

Als Beispiel nannte der grüne Verkehrssprecher eine Strecke, die ausgehend vom Donaukanal durch den 9. Bezirk über die Währinger Straße durch den Uni-Campus im Alten AKH und dann weiter über die Lange Gasse nach Neubau zum Naschmarkt führen könnte. Über den Karlsplatz könnte der „Highway“ dann wieder am Kanal münden.

Konzept nach Londoner Vorbild

Darüber hinaus ist für Wien eine Art Leitsystem für Fußgänger denkbar. Die Idee: Auf Säulen in bestimmten Stadtteilen wird man via Umgebungsplan und Textflächen informiert, wo die nächste Bim-, Bus- und U-Bahnstation, Apotheke, Polizeistation, Kirche, Sehenswürdigkeit oder der nächste Park liegen, wie man am besten dort hinkommt und wie viele Minuten der entsprechende Fußmarsch in Anspruch nimmt.

Ziel ist es laut Maresch, Leuten bewusst zu machen, was man alles in kurzer Zeit per pedes erreichen kann. Verschränken will man dies auch mit dem Gesundheitsaspekt, indem man etwa auch Auskunft darüber erhält, dass eine halbe Stunde Zufußgehen das Herzinfarktrisiko um einen gewissen Prozentsatz senkt. Ein derartiges Konzept gebe es bereits in London.

Erleichterungen auf Gehsteigen

Neben diesen Spezialmaßnahmen stellte der Grüne auch allgemeine Schritte in Aussicht, um Fußgängern das Leben zu erleichtern. „Manchmal ist es so eng, dass ich mir aussuchen kann, ob ich mir links ein Fenstersims reinramme oder rechts mit dem Ellbogen einen Autospiegel abrasiere“, ortete Maresch Handlungsbedarf.

So sollen etwa Firmen, die Baustellen einrichten, behördlich dazu gezwungen werden, trotz Gerüsten das ungehinderte Passieren zu gewährleisten. Schluss sein soll auch damit, dass Pkw legal auf einem Teil der Gehsteige parken dürfen oder Biker am Trottoir unterwegs sind. Über allem stehe auch die Sicherheit für die spazierenden Verkehrsteilnehmer.

Auf einen Zeitplan wollte sich der Grün-Politiker nicht festlegen. Umgesetzt werden sollen die Maßnahmen jedenfalls noch im Laufe der Legislaturperiode - also bis 2015. Mit dem roten Koalitionspartner gebe es diesbezüglich bestes Einvernehmen, versicherte er.

ÖVP gegen Infosäulen

Von der Wiener ÖVP kam zu den geplanten Fußgänger-Maßnahmen Ablehnung. Klubobmann Fritz Aichinger sah etwa für Leitsysteme keine Notwendigkeit: „Jeder Wiener weiß, wohin er muss. Da brauchen wir nicht noch zusätzlich Infosäulen.“ Gemeinderat Bernhard Dworak befürchtete, dass Leitsystem zu einer Verdichtung des „ohnehin schon üppigen Schilderwalds“ auf Wiens Straßen führen könnte.

Link: