Strabag-Chef schließt Börseabgang nicht aus

Der Chef des Baukonzerns Strabag und Großaktionär Hans Peter Haselsteiner schließt einen Rückzug von der Börse langfristig nicht aus. Und er sagt im Interview für das „Wirtschaftsblatt“, Frank Stronach solle sich eine „dicke Haut“ zulegen.

Derzeit sei ein Rückzug des österreichisches Baukonzerns von der Wiener Börse kein Thema, so Haselsteiner. Die Strabag würde die Börse derzeit nicht brauchen, „aber wir werden sie vielleicht irgendwann wieder brauchen.“

Strabag gehört neben der Haselsteiner-Familie zu 30,2 Prozent der Raiffeisen-Gruppe beziehungsweise deren Versicherung Uniqa. Der russische Oligarch Oleg Deripaska hält 17,6 Prozent. 14,1 Prozent sind in Streubesitz.

Die Gesellschafter hätten sich zu einem Delisting (einem Börseabgang, Anm.) noch nicht durchgerungen. Das sei alles eine Frage, wie weit der Kurs wirklich falle, wird Haselsteiner zitiert. Ab einem bestimmten Punkt sei die Börsennotiz uninteressant. Laut APA ging die Strabag-Aktie am Montag an der Wiener Börse mit 17,51 Euro aus dem Handel, ein Minus von 1,7 Prozent. Vor rund einem Jahr hat das Papier noch bei 24,30 Euro notiert. Vor fünf Jahren lag der Kurs noch bei 54,80 Euro. Seit dem Börsengang 2007 hat die Aktie 65 Prozent an Wert verloren.

Lage derzeit „entspannt“

Derzeit sei die Lage auf den Märkten in Österreich und Deutschland noch entspannt. In Osteuropa aber sei die Krise sehr stark. Während in Deutschland über Personalaufbau nachgedacht werde, drohe in Osteuropa Personalabbau: „Der Balkan ist ein zusammengebrochener Markt“, da fehle das Geld um zu bauen, so Haselsteiner.

Hoffnungsmarkt sei für ihn weiter Russland. „Die Russen werden zunehmend nationalistischer und protektionistischer. Aber wenn man sich mit dem Markt und den Besonderheiten abfindet und anfreundet, ist es der Markt der Zukunft“. Außerdem will Haselsteiner in „drei bis fünf Jahren“ in Russlands Nachbarländern wie Kasachstan und Tadschikistan Niederlassungen gründen.

Hans Peter Haselsteiner

APA/Hans Klaus Techt

Hans Peter Haselsteiner

Mit „gemäßigter Inflation“ aus Euro-Krise

Haselsteiner warnte in dem Interview vor unabsehbaren Reaktionen, sollte Griechenland aus dem Euro ausscheiden. Dann sei sogar eine Weltwirtschaftskrise möglich. Einziger Ausweg aus der Euro-Krise sei für Haselsteiner eine „gemäßigte Inflation“: „Wenn sie Währungsreform, Krieg usw. ausschließen, bleibt nur Inflation“. Die EZB (Europäische Zentralbank) habe die Mittel dafür.

Tipp an Frank Stronach: „Dicke Haut“

Haselsteiner bekräftigte, in zwei Jahren die Unternehmensführung abgeben zu wollen: „In zwei Jahren bin ich dann nur Kuponschneider.“ Dann werde er „mal nach Griechenland fahren und hoffentlich mit dem Euro zahlen“.

Haselsteiner war einst auch Politiker für das Liberale Forum. Frank Stronach rät er nun, sich eine dicke Haut zuzulegen: „Er wird etwas kennenlernen, was er nicht gewohnt ist und mit dem er vor allem nicht rechnet: Dass er sozusagen Freiwild ist bis zu einem gewissen Grad“. Es sei traurig, dass die Politik einen Frank Stronach braucht.

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