Elsner kam wieder nicht

Der frühere BAWAG-Generaldirektor Helmut Elsner ist auch am Montag aus gesundheitlichen Gründen nicht zum BAWAG-Prozess erschienen. Die Verhandlung war damit schon nach fünf Minuten wieder zu Ende.

Elsner halte sich in Bad Reichenhall in Bayern auf, er habe neuerlich Flüssigkeit in der Lunge und müsse drei Wochen lang behandelt werden, sagte sein Anwalt Andreas Stranzinger. Richter Christian Böhm vertagte die Verhandlung auf morgen, Dienstag.

In einem kurzen Wortwechsel mit Elsners Anwälten zeigte sich der Richter verstimmt, dass der Angeklagte der Ladung neuerlich nicht Folge leistete. Elsner ist bisher kein einziges Mal zum zweiten BAWAG-Prozess vor Gericht erschienen. Der heutige 17. Verhandlungstag wäre alleine dem Ex-BAWAG-Chef gewidmet gewesen.

Elsner-Ladung auch für Dienstag

Die Einrichtung, wo sich Elsner aufhalte, werbe im Internet mit ihren Wellnesseinrichtungen, ätzte der Richter. „Das ist kein Hotel, sondern eine Kuranstalt“, konterte Elsners Anwalt Jürgen Stephan Mertens. Letzte Nacht habe der herzkranke 77-Jährige einen Angina-Pectoris-Anfall erlitten. Anwalt Stranzinger legte zwei ärztliche Bescheinigungen vor.

Für morgen, Dienstag, sind nun alle Angeklagten geladen, auch Elsner soll vor Gericht erscheinen. Laut seinen Anwälten wird Elsner aber auch morgen aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen.

Jürgen Stephan Mertens, Anwalt von Helmut Elsner, beim zweiten BAWAG-Prozess

APA/Herbert Pfarrhofer

Elsner-Anwalt Jürgen Stephan Mertens kündigte an, dass sein Mandant auch am Dienstag nicht erscheinen wird

Privatanklage der BAWAG

Nach der Verhandlung kritisierte Stranzinger vor Journalisten die Kommentare des Richters als „zynisch“. Mertens zeigte gewisses Verständnis für das Gericht, Elsner sei aber nicht vom Staatsanwalt angeklagt, sondern nur von der BAWAG in einer Privatanklage. Deswegen werde sein Mandant nicht das Risiko eines Herztodes eingehen, so der Anwalt.

Dass Elsner überhaupt je zum zweiten BAWAG-Prozess kommt, wird immer unwahrscheinlicher. Elsner ist ja schon im ersten Prozess rechtskräftig wegen Untreue zur Höchststrafe von zehn Jahren verurteilt, wovon er viereinhalb Jahre abgesessen hat, bis er im Sommer 2011 aus gesundheitlichen Gründen für haftunfähig erklärt worden war und entlassen wurde.

Im zweiten BAWAG-Strafprozess ist Elsner nur wegen einer Subsidiarklage der BAWAG mitangeklagt - die Staatsanwaltschaft hatte auf eine neuerliche Anklage verzichtet. Die Bank will auf Elsners Pensionsabfindung zugreifen und erhofft sich durch die Klage bessere Chancen im Zivilverfahren.

Bereits mehrfach geladen

Schon Anfang August war ein Ladungsversuch des Gerichts für Elsner erfolglos geblieben. Ein Vorführungsversuch des Gerichts am 7. August in Elsners Wiener Wohnung war gescheitert, da Elsner dort nicht angetroffen wurde. Er hielt sich auch damals nach Angaben seiner Anwälte und seiner Ehefrau Ruth in einer deutschen Reha-Klinik auf - mehr dazu in Prozess vertagt: Polizei wollte Elsner holen.

Während der Gerichtsgutachter Elsner für verhandlungsfähig erklärt hat, verwies seine Verteidigung auf drei Privatgutachter, wonach Elsner zu krank für die Prozessteilnahme sei.

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