Massiver Stellenabbau bei BAWAG

Bei der BAWAG steht im Zuge der Umstrukturierung ein weiterer Jobabbau bevor. Die „Wiener Zeitung“ schreibt von insgesamt bis zu 700 Jobs. Von der BAWAG war bisher von maximal 500 Stellen die Rede, nun werde aber „re-evaluiert“, wie es hieß.

Die BAWAG verwies auf das 2010 vorgestellte Restrukturierungsprogramm, wonach bis 2013 rund 500 Jobs wegfallen sollten. Daran habe sich zwar grundsätzlich nichts geändert, das Programm werde aber laufend „re-evaluiert“, also neu bewertet. Bisher seien jedenfalls 330 Jobs abgebaut worden, wie es gegenüber wien.ORF.at hieß.

Betriebsrat fordert rasch klare Informationen

Der BAWAG-Betriebsrat forderte vom Vorstand genauere Informationen über den drohenden Personalabbau: „Wir fordern als Betriebsrat: Schluss mit der Gerüchteküche und mit der Verunsicherung der Kolleginnen und Kollegen“, sagte Ingrid Streibel-Zarfl, Zentralbetriebsratsvorsitzende der BAWAG PSK. „Wir sind informiert, dass der Vorstand an einem Personalabbau arbeitet. Die genaue Anzahl liegt aber noch nicht vor.“

Es werde in den einzelnen Bereichen noch an den Details gearbeitet, vermutet Streibel-Zarfl. Die Zahl solle nun „rasch auf den Tisch“. Außerdem sollten die Manager gleich auch bekanntgeben, „was sie in ihren Verträgen machen“, also auf wie viel Gehalt sie selber verzichten wollen. Der 2010 ausgehandelte Sozialplan mit Stellenstreichungen laufe aber wie vereinbart und sei die gültige Grundlage für die aktuellen Restrukturierungen, so Streibel-Zarfl.

Angeblich keine Geldspritze mehr

„Im Kern geht es darum, dass die US-Finanzmanager von Cerberus in die BAWAG nichts mehr investieren möchten (oder können)“, werden unterdessen Insiderkreise in der „Wiener Zeitung“ zitiert. Das Firmenkundengeschäft werde mangels Profitabilität weitgehend geschlossen. Der Eigenhandel der Bank werde ebenfalls weitgehend aufgegeben, hieß es weiter.

Konkret hätten die neuen Eigenkapitalvorschriften eine weitere Kapitalzufuhr nötig gemacht, Cerberus wolle aber aus kapitalintensiven Geschäften aussteigen, um sich die Geldspritze zu ersparen. Dazu sollten auch vier Zwischenholdings in Steueroasen aufgelöst werden, die zwischen der BAWAG und dem Eigentümer Cerberus stehen. Diese technische Maßnahme würde über 200 Mio. Euro an Eigenmitteln sparen.

BAWAG-Filiale

ORF/Hubert Kickinger

Keine Änderungen beim Filialnetz

Die BAWAG bestätigte, dass der Eigenhandel zurückgefahren werde, aber „die Finanzmarktaktivitäten für Kernkunden und für das Bilanzmanagement der Bank werden wir nicht aussetzen“. Die Bank konzentriere sich wie 2010 angekündigt auf das Retail- und Privatkundengeschäft. Durch die Zusammenführung von Post- und BAWAG-Filialen wird die Zahl der Filialen von 150 auf 500 ausgeweitet.

Das Ende der „Arbeiterbank“

Die nach Karibik-Spekulationsverlusten und Refco-Debakel schwer geschüttelte österreichische Gewerkschaftsbank BAWAG wurde vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) im Mai 2007 an den US-Fonds Cerberus verkauft. Damit war war das Ende der einstigen „Arbeiterbank“ (gegründet: 1922) eingeläutet. Der Abschied von der Vergangenheit war mit Rücktritten gepflastert.

Die einstige Bankführung - allen voran Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner - musste sich zudem wegen jahrelang verschleierter Spekulationsverluste und dem Vorwurf der Bilanzfälschung vor Gericht verantworten. Als einziger der neun Angeklagten musste bisher nur Elsner tatsächlich ins Gefängnis. Wegen seiner Herzprobleme wurde er aber frühzeitig entlassen, beim derzeit laufenden zweiten Strafprozess erschien er noch kein einziges mal - mehr dazu in BAWAG-Haupt-Prozess geht im November weiter.

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