Student klagt wegen MedUni-Tests

Wegen Verletzung des Gleichheitsgrundsatzes hat ein Student Klage beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) eingebracht. Es geht um die „diskriminierende“ Auswertung des Aufnahmetests an der Medizinuni Wien - auch für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle „nicht fair“.

„Die Auswertung ist gleichheitswidrig, mein Mandant wurde von der Medizinischen Universität diskriminiert“, so der Anwalt des Studenten, Raoul Wagner. Er habe auch bei der Uni gegen den negativen Bescheid Berufung eingelegt.

Studenten bei Aufnahmetest

APA/Fohringer

„Gendergerechte“ Auswertung wird geprüft

Laut „Kurier“ (Donnerstag-Ausgabe) schaffte der Student den Aufnahmetest nicht. Hätte er ihn aber als Frau absolviert, würde er jetzt einen Studienplatz haben. Der Test wurde heuer erstmals für Männer und Frauen getrennt ausgewertet. 55,9 Prozent der Frauen und 44,1 Prozent der Männer erhielten einen der 740 Studienplätze.

„Hätte ich den Test als Frau gemacht, hätte ich jetzt einen Studienplatz“, wird der Student zitiert. Klagen gegen die Auswertung des Tests waren schon vor Wochen angekündigt worden - mehr dazu in MedUni: Klagen gegen Gender-Auswertung.

Getrennte Bewertung soll mehr Fairness bringen

Der Unisenat muss nun die Berufung prüfen. Man habe diese Art der Auswertung rechtlich genau geprüft und sei überzeugt davon, dass sie etwaigen Klagen standhält, so sein Sprecher der MedUni. Das jetzt angewendete Verfahren sei auch ein Beitrag für mehr Gender-Fairness.

Eine nach Geschlecht getrennte Auswertung wurde eingeführt, weil sich bisher immer mehr Frauen als Männer für einen Studienplatz beworben hatten - der Anteil von Frauen, die dann tatsächlich auch einen Studienplatz bekommen haben, lag aber immer unter dem der Männer.

Für Töchterle „problematische Diskriminierung“

Anders sieht das aber Wissenschaftsminister Töchterle. „Das ist klarerweise nicht fair und eine problematische Diskriminierung der Burschen“, so Töchterle in der „Kleinen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). Die rechtlichen Chancen könne er als Nichtjurist nur schwer einschätzen. Seinem Rechtsempfinden nach sei „Diskriminierung rein aufgrund des Geschlechts grundsätzlich unrecht“.

In einem ersten Schritt habe nun das Ministerium als Aufsichtsbehörde versucht, für die Studenten eine rasche Lösung zu finden. „Die Universität hat eine Kulanzlösung angeboten und die Plätze von 740 auf 800 erhöht. Wir sind davon ausgegangen, dass damit alle Burschen einen Platz bekommen, die nicht zum Zug kamen. Wenn das nicht der Fall sein sollte, müssen wir uns das neu anschauen“, so Töchterle weiter.

Heinisch-Hosek kontert Töchterle

„Auf voller Fahrt zurück ins Mittelalter“ sieht Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) den Wissenschaftsminister: „Wenn ein Wissenschafatsminister über die Exzellenz von Frauen so denkt, wie es in einigen Zitaten vorkommt, dann erschüttert mich das zutiefst.“ Bei der Frauenförderung sei das Tempo des Ministers nicht so, wie sie es sich wünschen würde.

Den von Töchterle gefundenen Kompromiss mit zusätzlichen Studienplätzen begrüßte Heinisch-Hosek. Aber auch da hätte sie erwartet, dass die Entscheidung, wie viele Plätze eine Uni vergibt, in der Autonomie der Uni bleibe.

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