Zwölfjährigen auf Bahnhof zurückgelassen

Ein Flüchtlingsdrama um einen zwölfjährigen Buben bewegt zurzeit das Jugendamt. Seine Familie schaffte die Flucht bis nach Österreich. Für die Weiterreise reichte das Geld nicht mehr für alle. Der Zwölfjährige blieb im September auf dem Westbahnhof zurück.

„Es geht ihm gut, er geht auch schon in die Schule und hat sich nahtlos in die Gemeinschaft eingegliedert“, erzählte Norbert Ceipek, Leiter der Drehscheibe Augarten, einem Krisenzentrum für „unbegleitete minderjährige Fremde“. Der Bub werde zudem psychologisch betreut. Währenddessen wird auch über die Asylanträge versucht, die Eltern zu finden. Dann soll die Familie wieder zusammengeführt werden.

Polizei: Kind aus Syrien

Der Wiener Polizei zufolge stammt der Bub aus Syrien und ist bereits am 20. September am Bahnhof einer fremdenrechtlichen Kontrolle unterzogen worden. „Er trug keine Ausweispapiere bei sich“, sagte Polizeisprecher Roman Hahslinger zur APA. Um die Identität des Burschen zu klären, sei jedoch ein in Österreich lebender Verwandter kontaktiert worden, der bestätigt habe, dass der Bub aus Syrien stammt.

Die „Kronen Zeitung“ berichtete, Schlepper hätten die Familie von Afghanistan über Serbien nach Österreich gebracht. Die Familie habe 16.000 Euro dafür bezahlt. Die fünfköpfige Familie habe weiter nach Berlin fahren wollen, wo Verwandte wohnen. Das Geld für die Fahrkarten hätte aber nur mehr für die Erwachsenen und zwei Kinder gereicht. Der Zwölfjährige sei einfach auf dem Westbahnhof zurückgelassen worden.

Kein „sehr häufiger“ Fall

„Er wurde von der Polizei gefunden und dann zu uns gebracht. Wir haben dann in mühsamer Kleinarbeit herausgefunden, was passiert ist“, meinte Ceipek, in einem Ö3-Interview. Der Zwölfjährige rede nicht viel, nur mit den Kindern im Krisenzentrum lache er gelegentlich.

Laut Ceipek kommt es „nicht sehr häufig vor“, dass Kinder von den Eltern alleine zurückgelassen werden. Viel öfters sei es so, dass Kinder alleine in ein anderes Land voraus geschickt werden. Oft würden Schlepper die Eltern auch darüber informieren, dass es in Ländern wie Österreich eine funktionierende Jugendwohlfahrt gibt, die sich um die Kinder kümmert.

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