Parkpickerl: Feilschen um Pendlerzüge

Wien wünscht sich bessere Züge für Pendler. „Viele Garnituren sind bummvoll, weil durch die Parkpickerlausweitung mehr Leute auf Öffis umsteigen“, sagte der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Zusatzkosten müssten die ÖBB tragen.

Längere Züge oder Doppelstockwaggons könnten Abhilfe schaffen, für die Zusatzkosten müssten die ÖBB aufkommen, sagte Maresch gegenüber der APA. Diese weigerten sich allerdings, damit Wien zusätzliche Zugsverbindungen bestelle, vermutet er. Denn diese würden dann zulasten des Stadtbudgets gehen. Die ÖBB weisen den Vorwurf zurück.

Zum Hintergrund: Derzeit verhandelt die Stadt mit den Bundesbahnen den seit 2007 gültigen „Verkehrsdienstevertrag“ neu. Dieser regelt - grob gesagt - die Finanzierung des S-Bahn-Verkehrs innerhalb der Kernzone. Für andere Bundesländer gelten ebenfalls derartige Vereinbarungen. Die Wiener Gespräche befinden sich im Finale, schließlich läuft das bestehende Papier mit Jahresende aus.

ÖBB-Pendlerzug

ÖBB/ CI & M / Robert Deopito

ÖBB-Pendlerzug

Maresch: ÖBB halten Waggons zurück

Laut Maresch sind die ÖBB verpflichtet, die von der Stadt gemäß dem noch gültigen Vertrag bestellten Verbindungen mit ausreichender Kapazität zu bedienen: Etwaige Mehrkosten, die jetzt durch den Einsatz längerer Züge oder Doppelstockwaggons anfielen, müsste demnach die Bahn tragen. Allerdings würden sowieso nicht eingesetzte Garnituren auf Abstellgleisen herumstehen, die man doch bitte fahren lassen solle, so Maresch. Das sei auch im Interesse der ÖBB. Denn tue man das nicht, vertreibe man Kundschaft.

„Die ÖBB spekulieren, dass die Stadt neue Taktverbindungen bestellt“, mutmaßt der grüne Verkehrssprecher. Für dichtere Takte - sie sind Teil der Vertragsverhandlungen - müsste nämlich Wien selbst in die Tasche greifen. Deshalb bessere man seitens der Bahn jetzt bewusst nicht beim Wagenmaterial nach, so seine Anschuldigung.

ÖBB weisen Vorwurf zurück

Seitens der ÖBB weist man den Vorwurf zurück. Ein derartiges Kalkül gebe es „natürlich nicht“, so ein ÖBB-Sprecher. Die ÖBB-Sparte Personenverkehr sehe sich laufend die Situation an den Haltestellen an und rüste gegebenenfalls nach. „Aber zu Stoßzeiten fährt eh alles, da steht nichts herum“, versicherte der Sprecher. Die vorhandenen Kapazitäten seien gänzlich ausgereizt.

Abgesehen davon argumentieren die Bundesbahnen, dass anderes oder zusätzliches Wagenmaterial - wenn vom Besteller, also von der Stadt, gewünscht - sehr wohl zu bezahlen sei. Lediglich Umschichten sei inbegriffen. Sprich: Werden Waggons von einem Zug weggenommen und an einen anderen gehängt, ist das im Preis sozusagen inbegriffen.

Ob seit der Ausweitung des Parkpickerls in Wien mehr Pendler in Zügen unterwegs sind, will man bei den ÖBB indes nicht bestätigen. Genaue Zahlen gebe es noch nicht, so der Sprecher. Zwar seien zuletzt mehr Wochen- und Monatskarten verkauft worden, einen Rückschluss auf das konkrete Fahrgastaufkommen lasse das aber nicht zu.

Maresch will billigere Außenzone

Für den grünen Verkehrssprecher wäre die Verbesserung der bestehenden Verbindungen jedenfalls noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Als nächsten Schritt müsse Wien die Niederösterreicher überzeugen, zumindest die erste Außenzone - ähnlich der Wiener „Öffi“-Tarifreform - preislich deutlich zu senken, um Pendlern das Zugsfahren gegenüber dem Autofahren schmackhafter zu machen. Laut Maresch kommen nämlich 70 Prozent der Pendler aus jenem Bereich, der die erste Außenzone umfasst.

Die Ausweitung der Parkpickerlzone in Wien belastet aber auch die Pendler aus dem Burgenland. Die Sozialdemokraten aus beiden Bundesländern wollen daher an einem Pendlerpaket arbeiten, Gespräche laufen bereits seit Monaten. Das teilten am Dienstag der burgenländische Klubobmann Christian Illedits und der Wiener Klubvorsitzende Rudolf Schicker bei einer Pressekonferenz in Eisenstadt mit. Konkret sollen Tarife mit öffentlichen Bauträgern und Betreibern von Park-&-Ride-Anlagen (P&R) ausgehandelt werden - mehr dazu in Parkpickerl: SPÖ schnürt Pendlerpaket (burgenland.ORF.at; 6.11.2012).

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