Kritik an Asylaktivisten wird lauter

Protestierende Asylwerber und Aktivisten haben wieder eine Nacht in der Votivkirche verbracht. Caritas-Direktor Michael Landau und der Pfarrgemeinderat der Votivkirche sprachen sich indes gegen „Instrumentalisierungsversuche“ durch Aktivisten aus.

"Ein Drittel von ihnen ist wirklich in Not; ein Drittel will jenen in Not ernsthaft helfen, aber bei einem Drittel handelt es sich um reine Aktivisten, um Chaoten, die die Not dieser Menschen instrumentalisieren wollen.“ Scharfe Kritik äußerte Caritas-Direktor Michael Landau in einem Interview für die Sonntag-Ausgabe der „Presse“.

Die Caritas unterstützt zwar einige der Forderungen, die von den Flüchtlingen erhoben werden, die seit November im Sigmund-Freud-Park protestieren. Andererseits habe er durchaus den Eindruck, „dass einige ‚Radikale‘ versuchen würden, die Asylwerber und deren Notsituationen für politische Zwecke zu instrumentalisieren“, wird Landau in dem Artikel zitiert. Er halte das für falsch. Den Menschen müsse geholfen werden – aber „Extremisten, egal, ob von links oder von rechts“, dürfe man in der Debatte nicht das Ruder überlassen.

Asylaktivisten in der Votivkirche

APA/Michael Gruber

Pfarrgemeinderat fordert Abzug

Auch der Pfarrgemeinderat der Votivkirche schloss sich der Kritik an. Nach einer außerordentlichen Sitzung am Sonntag sicherte man den Asylwerbern jegliche Unterstützung zu. Gleichzeitig forderten die Pfarrgemeinderäte aber auch den Abzug jener politischen Aktivisten, die die Menschen, die derzeit in der Kirche Schutz suchen, instrumentalisiert hätten.

„Unsere Forderung ist, den Asylanten zu helfen und die Aktivisten, die die Angelegenheit instrumentalisiert haben, aus der Kirche und dem Umfeld der Asylanten zu entfernen“, hieß es in der Erklärung des Pfarrgemeinderats. Man wolle „im Sinne der christlichen Nächstenliebe den Asylwerbern jede Hilfe zukommen lassen“, die möglich sei. An den rechtlichen Rahmenbedingungen könne man aber nichts ändern, hier sei die Politik zuständig.

Caritas-Notquartier weiter verwaist

Auch ein Sprecher der Caritas kritisierte die Aktivisten, die die Proteste der Asylwerber offenbar organisieren. So seien Asylwerber in der Nacht in der Votivkirche aufgeweckt und mit Falschmeldungen verunsichert worden. Es hätte etwa das Gerücht die Runde gemacht, die Polizei hätte im benachbarten Park Ausweiskontrollen durchgeführt. Bei der Polizei wusste man nichts davon.

Laut Caritas verbrachten etwa 30 Menschen die Nacht auf Sonntag in der Votivkirche. Die vorbereitete Notunterkunft samt Transport dorthin sei auch weiterhin nicht in Anspruch genommen. Etwa 40 Menschen könnten dort Unterschlupf finden - mehr dazu in Notquartier für Flüchtlingsaktivisten leer. Die Flüchtlinge fühlten sich demnach in der Kirche besser geschützt und wollten abwarten, was die Einzelfallprüfung bringe.

Überprüfung der Asylfälle hat begonnen

Beim Runden Tisch war vereinbart worden, in jedem einzelnen Fall die Wiederaufnahme in die Grundversorgung zu überprüfen - mehr dazu in Votivkirche: Runder Tisch zu Asyl. Dem Innenministerium sei dafür eine Liste mit Namen von 71 Personen übermittelt worden, hieß es am Sonntag. Es sei Sonntagfrüh damit begonnen worden, die Fälle zu prüfen. In jenen Fällen, wo dies nicht möglich ist, sollen Caritas und Ministerium gemeinsam nach einer Lösung suchen, betonten beide Seiten.

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