Seidl triumphiert bei Filmpreis

Ulrich Seidl hat mit „Paradies: Liebe“ die Hauptpreise bei der dritten Verleihung der Österreichischen Filmpreise gewonnen. Drei Auszeichnungen gab es auch für Florian Flickers „Grenzgänger“.

Der erste Teil der „Paradies“-Trilogie, der sechsfach nominiert war, erhielt sowohl die Auszeichnung für den besten Film als auch jene für die beste Regie und die beste Hauptdarstellerin (Margarethe Tiesel). Der siebenfach nominierte Favorit „Grenzgänger“ von Florian Flicker erhielt ebenfalls drei Auszeichnungen, darunter jene für das beste Drehbuch durch Flicker selbst und für die beste Kamera (Martin Gschlacht).

Bildershow: Fotos von der Filmpreis-Gala

Ulrich Seidl sagte auf der Bühne weniger, „als ich eigentlich sagen wollte. Dass ich diese Auszeichnung trotz vieler internationaler Preise ausgerechnet hier bekomme, freut mich ganz besonders.“ Auf die Frage von ORF.at, wie man sich fühlt, wenn einfach alles funktioniert, sagt Seidl: „Man nützt es aus. Man weiß, es ist nicht für immer. Und der Erfolg muss auch gar nicht halten. Er darf vorbeigehen. Insofern muss man das nutzen.“

Florian Flicker nahm den Drehbuchpreis mit großen Emotionen entgegen und dankte seinen Produzenten, die ihm nach zehn Jahren wieder die Herstellung eines Filmes ermöglichten.

Tiesel: „Ich freu’ mich wirklich“

Margarethe Tiesel, die Hauptdarstellerin aus „Paradies: Liebe“, setzte sich in der Kategorie der besten Darstellerin u. a. gegen Martina Gedeck („Die Wand“) und Christine Ostermayer („Anfang 80“) durch. Auf der Bühne sagte sie sichtlich gerührt: „Ich freu mich so, ich freu mich so, ich freu mich so!“ Gegenüber ORF.at ergänzte sie: „Es geht mir super“ - und: „Ich freu’ mich wirklich über diese Anerkennung, vor allem, weil es wirklich so anstrengend war.“

Karl Merkatz wurde für seine Rolle in „Anfang 80“ zum besten Darsteller gekürt und mit langem Applaus gefeiert. Als bester Dokumentarfilm wurde „Der Prozess“ von Gerald Igor Hauzenberger prämiert. Er zitierte anlässlich seiner Doku über den Tierschützerprozess in Wiener Neustadt Kafka: „Wer einen solchen Prozess hat, der hat ihn auch schon verloren.“

Der erstmals vergebene Preis für den besten Kurzfilm wurde weiters der jungen Regisseurin Catalina Molina für „Unser Lied“ zugesprochen.

Gala erstmals im Rathaus

Die Preisträger erhielten die von Valie Export gestalteten Skulpturen vor mehr als 1.000 Besuchern erstmals im Rathaus aus den Händen von Ursula Strauß und Thomas Schubert. Die Veranstaltung wurde einmal mehr von Drehbuchautor Rupert Henning moderiert. Die Preise werden durch die anonyme Stimmabgabe der knapp 300 Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films ermittelt. Insgesamt wurden die Filmpreise in 14 Kategorien vergeben.

Preisträger im Überblick

  • Bester Spielfilm: „Paradies: Liebe“ (Produzent: Ulrich Seidl , Regie: Ulrich Seidl)
  • Bester Dokumentarfilm: „Der Prozess“ (Produzent: Michael Seeber, Gerald Igor Hauzenberger, Regie: Gerald Igor Hauzenberger)
  • Bester Kurzfilm: „Unser Lied“ (Regie: Catalina Molina)
  • Beste Regie: Ulrich Seidl („Paradies: Liebe“)
  • Beste Darstellerin: Margarethe Tiesel („Paradies: Liebe“)
  • Bester Darsteller: Karl Merkatz („Anfang 80“)
  • Bestes Drehbuch: Florian Flicker („Grenzgänger“)
  • Beste Kamera: Martin Gschlacht („Grenzgänger“)
  • Bestes Kostümbild: Thomas Olah („Die Vermessung der Welt“)
  • Beste Maske: Monika Fischer-Vorauer, Michaela Oppl („Die Vermessung der Welt“)
  • Beste Musik: Eva Jantschitsch („Grenzgänger“)
  • Bester Schnitt: Monika Willi („Die Lebenden“)
  • Bestes Szenenbild: Katrin Huber („Kuma“)
  • Beste Tongestaltung: Nils Kirchhoff, Bernhard Maisch, Dieter Meyer („More than Honey“)

„Amour“ aus Bewerb zurückgezogen

Seinen Film „Amour“ (Liebe) zurückgezogen hatte im Vorfeld Erfolgsregisseur Michael Haneke. Er sei schon vielfach ausgezeichnet worden, und der Filmpreis helfe seiner Meinung nach anderen Regisseuren mehr, weitere Filme zu realisieren, so die Begründung.

ORF-Schwerpunkt zum Filmpreis

Auf ORF eins wird es am Tag nach der Gala, am 24. Jänner, eine Lange Nacht des Österreichischen Films geben. Dabei werden unter anderem der Dokumentarfilmgewinner „Whore’s Glory“ von Michael Glawogger und ein Special zur Preisverleihung gezeigt.

Zu sehen wird auch Karl Markovics Regiedebüt „Atmen“ sein, dieser Film war beim Österreichischen Filmpreis 2012 der große Gewinner - mehr dazu in Markovics räumt bei Filmpreis ab (wien.ORF.at; 27.1.2012).

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