Brandanschlag: Hintergründe unklar

Nach dem Brandanschlag auf ein türkisches Kulturzentrum in Favoriten laufen die Ermittlungen, die Hintergründe sind aber noch unklar. Hinweise auf einen Zusammenhang mit anderen Anschlägen gibt es noch nicht.

Gegen 3.30 Uhr kam es am Mittwoch am Antonsplatz in Wien-Favoriten zu der Explosion. Die bisher unbekannten Täter hatten zwei Fensterscheiben des „Atatürk-Kulturzentrums“ eingeschlagen und mehrere Brandsätze gezündet.

Bilderstrecke: Die Einrichtung des türkischen Kulturzentrums wurde fast ganz zerstört

Glasscheiben eingeschlagen

Die Bücherei mit 4.000 Büchern und Zeitschriften sei komplett zerstört, auch Einrichtungen und elektrische Geräte seien kaputt, sagte Vereinsobmann Murat Barlan gegenüber der Tageszeitung „Kurier“. Verletzt wurde niemand. „Gott sei Dank war die Feuerwehr sofort da und hat den Brand schnell gelöscht. Ich tröste mich auch mit der Tatsache, dass niemandem etwas passiert ist“, so Barlan.

Die Hintergründe sind auch für ihn unklar: „Ich habe absolut keine Ahnung, wer da dahinter stecken könnte. Wir bieten hauptsächlich Kultur- und Bildungsaktivitäten an. Und wir unterscheiden überhaupt nicht bezüglich ethnischer Herkunft oder Religionsbekenntnis, wir sind offen für alle, es wird kein Mensch bei uns gefragt, ob er Türke, Kurde oder Österreicher ist. Ich bin strengstens gegen diese Einteilungen. Deswegen ist dieser Anschlag sehr verwunderlich. Aber wahrscheinlich wollte jemand provozieren.“

Vereinsleiter: "Werden uns nicht einschüchtern lassen

Bereits 2007 war der türkische Kulturverein am Antonsplatz Ziel eines Anschlags. Auch damals wurden in der Nacht Fensterscheiben eingeschlagen und Brandsätze geworfen. „Es ist aber nicht so viel zerstört worden wie dieses Mal“, meinte Barlan.

Er betonte, man werde sich von den Vorfällen nicht einschüchtern lassen und das Zentrum wieder aufbauen. Am kommenden Sonntag wolle man dies im Rahmen einer großen Veranstaltung kundtun. Er habe jedoch Verständnis für alle Eltern, die bisher ihre Kinder ins Kulturzentrum geschickt hatten und nun „verständlicherweise große Angst haben“.

Brandanschlag auf Atatürk-Kulturzentrum

Atatürk-Kulturzentrum

Enormer Schaden im Atatürk-Kulturzentrum

Zusammenhang zwischen Anschlägen unklar

Bereits in der Nacht auf den 16. Jänner war laut „Kurier“ die Auslage eines türkischen Buchgeschäftes in der Wielandgasse in Favoriten von Unbekannten mit einem Molotowcocktail eingeschlagen worden. In der Nacht zum 12. Jänner war die Glastüre eines kurdischen Vereins in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus mit einer Metallstange eingeschlagen worden.

Alle drei Anschläge ereigneten sich nach der Ermordung von drei kurdischen Politikerinnen Anfang Jänner in Paris. Derzeit ist aber noch völlig unklar, ob zwischen den Anschlägen irgendein Zusammenhang besteht und ob sie etwas mit der Ermordung der kurdischen Politikerinnen zu tun haben. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung hat die Ermittlungen aufgenommen.

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