Blutkonserven: Neun Tage Risiko

Die Frage „Wie sicher ist Spenderblut?“ drängt sich nach der HIV-Infektion einer Patientin in einem Wiener Spital auf. Das Risiko, eine HIV-verseuchte Blutkonserve zu erhalten, ist im sogenannten diagnostischen Fenster begründet.

25.500 Wienerinnen und Wiener haben im vergangenen Jahr Blut gespendet. Dadurch konnten fast 60.000 Blutkonserven gewonnen werden. Sicherheit wird dabei groß geschrieben. Neben einem umfangreichen Fragebogen für den Spender zu Krankheiten und Lebensgewohnheiten wird das Blut vom Roten Kreuz auch umfangreich getestet.

Problem „diagnostisches Fenster“

Dabei tut sich ein Problem auf: das sogenannte diagnostische Fenster. Der Begriff beschreibt den Zeitraum zwischen dem Eindringen von Krankheitserregern in den Körper und der Bildung von Antikörpern dagegen. Im diagnostischen Fenster besteht zwar bereits eine Infektion, mangels vorhandener Antikörper kann diese durch Antikörpertests aber noch nicht erkannt werden.

Blutspende

dpa/Ulrich Perrey

HI-Viren mit langem Zeitfenster

Im Falle von HIV besteht bei der Untersuchung von Blutspenden durch das diagnostische Fenster ein besonderes Problem: Es ist ein Zeitraum von mehreren Wochen, in dem man die Verseuchung von Blut durch HI-Viren durch Antikörpertests nicht nachweisen kann, weil es noch nicht zur Bildung von Antikörpern gekommen ist. Herkömmliche Untersuchungen können nicht das Virus selbst, sondern nur die Antikörper feststellen.

Unsicherheit von neun bis zehn Tagen

Eine deutliche Verbesserung zur Schließung des diagnostischen Fensters bietet der PCR-Test, heißt es beim Österreichischen Roten Kreuz. Damit können nicht nur die Antikörper gegen einen Krankheitserreger festgestellt werden, sondern bereits der Erreger selbst. „Mit der Antikörpertestung beträgt das diagnostische Fenster im Fall von HIV zwölf Wochen“, erläuterte Maria Kral-Glanzer vom Roten Kreuz auf APA-Anfrage. „Der PCR-Test hat diese Unsicherheit auf neun bis zehn Tage reduziert.“

Das Rote Kreuz teste alle Blutspenden sowohl auf Antikörper als auch mit dem PCR-Verfahren, ehe sie freigegeben werden. „Das Restrisiko von neun bis zehn Tagen kann aber bisher kein Test eliminieren.“ Daher sei der Fragebogen, den jeder Blutspender mit detaillierten Angaben auch zu etwaigem Risikoverhalten ausfüllen muss, auch so wichtig, so Kral-Glanzer.

Risiko ist unvermeidbar

Experten bezeichnen das Restrisiko als unvermeidbar. Es muss eingegangen werden, denn Blut kann nicht künstlich hergestellt werden. Die Medizin, etwa bei der Behandlung von Unfallopfern in Lebensgefahr, ist auf Blutkonserven angewiesen. Das Restrisiko lässt sich auch beziffern: Etwa eine Konserve von zweieinhalb Millionen Konserven ist von diesem diagnostischen Fenster betroffen und virenverseucht.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass in einem Krankenhaus in Wien eine Patientin durch eine Blutkonserve mit dem HI-Virus infiziert worden ist. Die Blutkonserve wurde am 10. Jänner in der Blutspendezentrale des Österreichischen Roten Kreuzes in Wieden abgegeben - mehr dazu in HIV-infizierte Blutkonserve in Wien.

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