Dayli wegen Sonntagsöffnung geklagt

Die Gewerkschaft hat den Drogeriebetreiber Dayli geklagt, weil er zwei seiner Filialen auch am Sonntag offen hält. Das Argument, dass in die Geschäfte auch eine Gastronomieecke integriert sei, lässt die Gewerkschaft nicht gelten.

Kaffee, Kuchen und Backwaren finden sich neben Haarshampoo und Duschbad. An normalen Tagen wäre das kein Problem, nicht aber am Sonntag. Denn das widerspricht den Gesetzen in Österreich, erklärte Karl Proyer von der Gewerkschaft der Privatangestellten: „Die Bundesgesetze in Österreich sagen, dass der Verkauf von Drogerieartikeln am Sonntag nicht gestattet ist.“

Man dürfe am Sonntag ein Restaurant, ein Kaffeehaus und etwa einen Würstelstand betreiben, so Proyer weiter: „Die Kombination Würstelstand und Drogerieartikel geht nicht.“ Deshalb klagte die Gewerkschaft Dayli beim Handelsgericht wegen unlauteren Wettbewerbs.

Dayli Filiale von außen

APA/Ulrike Innthaler

Eine der beiden Kombifilialen des Schlecker-Nachfolgers

Betriebsrat mit Dayli solidarisch

Dayli hält bereits zwei seiner Filialen auch am Sonntag geöffnet, in Linz-Ebelsberg und in Pögstall in Niederösterreich. In beiden Fällen hat die Gewerkschaft GPA-dpj Dayli auch bei der Gewerbebehörde und beim Arbeitsinspektorat angezeigt. Der Betriebsrat zeigt sich aber in der Frage der Sonntagsöffnung mit dem Unternehmen solidarisch. „Bei uns liegen keine Beschwerden von Mitarbeitern vor“, wird die Betriebsratsvorsitzende Ezter Udvardy in der „Presse“ zitiert.

„Sowohl Gewerkschaften wie Kammern müssen sich einmal eine neue Position überlegen. Wir schreiben das Jahr 2013, nicht 1880. Alle reden vom Greißlersterben. Mit einem Nahversorgergesetz, das bis 300 Quadratmeter Fläche die Sonntagsöffnung freistellt, wäre es beendet“, schlägt er vor.

Unternehmen bleibt gelassen

Der Konzernchef und Miteigentümer von Dayli, Rudolf Haberleitner, beharrt auf der Sonntagsöffnung seiner Nahversorger-Filialen: „Ich fahre bei der Sonntagsöffnung keine Kampflinie. Aber die Geschäfte bleiben offen, weil die Kunden das wollen“, so Haberleitner in den „Oberösterreichischen Nachrichten“. Das sei Bestandteil des Konzepts für Dayli, aber es würde auch ohne funktionieren. Es würden nur weniger Leute beschäftigt. Außerdem werde das rechtlich halten. Das Unternehmen stütze sich auf Gutachten mehrerer Rechtsanwälte, erklärte Geschäftsführer Peter Krammer auf Nachfrage.

Auch in der Wirtschaftskammer wartet man mit Spannung auf die Entscheidung des Handelsgerichts und hofft künftig auf Rechtsklarheit. Denn im Gesetz sei eine Grauzone enthalten, meint Roman Seliger von der Sparte Handel. Gastronomen dürfen nämlich auch Reisebedarf und Geschenkartikel anbieten. Ob Drogerieartikel aber als Geschenke gelten, muss jetzt das Gericht entscheiden.

Dayli Filiale von außen

APA/Robert Jäger

Gewerkschaft wehrt sich gegen Sonntagsöffnung

Haberleitner will europaweit expandieren

Haberleitner hat große Expansionspläne. So sollen allein in Österreich bis 2016 zu den bestehenden 885 rund 300 weitere Standorte entstehen, im Endausbau rund 1.350. Weiters soll der Aufbau eines Netzes von rund 4.800 Shops in Polen, Italien, Spanien, Luxemburg und Belgien - und vor allem in Deutschland erfolgen, wo die Schlecker-Pleite 50.000 Arbeitslose hinterlassen habe.

Drogerieartikel sollen weiterhin das Kernsortiment bilden. Aber Haberleitner ist sich dabei nicht mehr so sicher, denn in den beiden Testshops würden bereits 25 bis 30 Prozent des Umsatzes mit Lebensmitteln erzielt. „Ich habe gedacht, es werden vielleicht zehn Prozent“, so der Unternehmer. Künftig sollen die Kunden auch per Touchscreen rezeptpflichtige Arzneien auswählen können, die aus rechtlichen Gründen über einen tschechischen Pharmadienst nach Hause oder in den Dayli-Shop geliefert werden.

Von Putzerei bis Post-Corner

Auch die übrigen Bausteine gab es bei Schlecker nicht: Bekleidung, Elektrogeräte und den „Super-Dayli“-Onlineeinkauf per überdimensionalen Bildschirm in der Filiale mit einem Angebot von letztlich 200.000 verschiedenen Artikeln. Dazu sollen bis zu 42 Dienstleistungen möglich sein: Putzerei, Autoverleih, Versicherungen, Post-Corner und anderes.

Für heuer lautet das Ziel für Dayli Österreich: 634 Millionen Euro Umsatz und 24 Millionen Ebit, 885 modernisierte Shops und mehr als 4.000 Mitarbeiter. Das Konzernziel bis 2016 wird mit 4.800 Shops, davon 1.500 in Deutschland und 1.200 in Österreich, angegeben.

Lugner abgeblitzt

Eine klare Abfuhr gab es auch für Einkaufszentrumschef Richard Lugner bei der Sonntagsöffnung. Ein Modegeschäft im Kinogebäude dürfe nicht sonntags geöffnet haben, entschied das Handelsgericht eine von der Arbeiterkammer eingebrachte Anzeige - mehr dazu in Lugner: Abfuhr bei Sonntagsöffnung.

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