Miguel Herz-Kestranek feierte 65. Geburtstag
Für das deutsche Fernsehen dreht Kestranek mehrmals pro Jahr, in Österreich tritt er regelmäßig mit Lesungen aus seinen Büchern an die Öffentlichkeit. Für viele verkörpert der schreibende Schauspieler jedoch weiterhin den idealen Typus des melancholischen Schnitzler-Darstellers.
Zuletzt erschien sein Buch „Die Frau von Pollak: oder Wie mein Vater jüdische Witze erzählte“, bei den Festspielen Reichenau stand er im Vorjahr in „Anna Karenina“, 2011 in „Spion Oberst Redl“ oder im Jahr davor in Ibsens „Der Volksfeind“ auf der Bühne. Sein jüngstes Kinoengagement hatte er in der Neuverfilmung des Klassikers „Angelique“.
Österreichische Nationalbibliothek/ APA-Fotoservice/ Hautzinger
Ausbildung am Max Reinhardt-Seminar
Herz-Kestranek, der mittlerweile in Wien und St. Gilgen lebt, wurde am 3. April 1948 in St. Gallen in der Schweiz geboren. Er verbrachte seine Kindheit am Wolfgangsee und kam im Alter von 20 Jahren nach Wien, in die Heimatstadt seines Vaters, wo er am Max Reinhardt-Seminar seine Schauspielausbildung absolvierte.
Im Anschluss daran war der Künstler unter anderem Ensemblemitglied am Burgtheater und im Theater in der Josefstadt und hatte Engagements am Wiener Volkstheater und bei den Salzburger Festspielen. Seit 1980 ist Herz-Kestranek als freiberuflicher Schauspieler tätig.
„Tatort“-Kommissar und Chansonnier
Auf der Bühne machte sich der Mime vor allem als Schnitzler-Darsteller einen Namen. In der Regie von Otto Schenk spielte er etwa 1990 an der Josefstadt den „Anatol“. Im Laufe der Zeit verlagerte sich jedoch Herz-Kestraneks Karriere immer mehr vom Theater ins Fernsehen, wo er bereits Anfang der 80er-Jahre in der Jörg-Mauthe-Serie „Familie Merian“ als Magister Liguster seinen ersten Erfolg feiern konnte. Weitere Rollen unter anderem als Kommissar Ullmann im „Tatort“ sowie als Bösewicht in Serien wie „Klinik unter Palmen“ oder in „Kommissar Rex“ folgten.
Eine besondere Vorliebe Herz-Kestraneks gilt der Wiener Kaffeehausliteratur der Jahrhundertwende. Im Rahmen seiner Lesetourneen war er mit Texten von Peter Altenberg, Alfred Polgar und Egon Friedell in den USA und Israel zu hören. In seinem Erfolgsprogramm „Lachertorten mit Noten“ präsentierte sich der Schauspieler auch als Chansonnier.
APA, Robert Jäger
Lesung im Jüdischen Museum
Immer wieder betätigt sich Miguel Herz-Kestranek daneben als Autor und Herausgeber. Im Böhlau-Verlag erschien ein von ihm zusammengestellter Schüttelreimsammelband „Gereimte Sammelschüttler". 1997 veröffentlichte er unter dem Titel "...also hab ich nur mich selbst“ Briefe seines Vaters Stefan, die dieser nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten während der Emigration in Lateinamerika geschrieben hatte.
Eine seiner nächsten Lesungen führt Herz-Kestranek am 16. Mai ins Jüdische Museum, wo er im Rahmen der aktuellen Schau „Alle Meschugge? Jüdischer Witz und Humor“ sein aktuelles Buch "Die Frau von Pollak, oder Wie mein Vater jüdische Witze erzählte” präsentiert - mehr dazu in „Alle Meschugge“ im Jüdischen Museum. Im Anschluss tritt er damit eine Lesereise durch Israel an.