Jüdische Kulturwochen eröffnet

Lebendig, vielfältig und verbindend soll das Kulturprogramm der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien sein. Zu sehen etwa bei den Jüdischen Kulturwochen. Zum Auftakt eröffnete IKG-Präsident Oskar Deutsch ein Straßenfest am Judenplatz.

Das grundlegende Ziel der IKG.KULTUR ist es, die jüdische und die nichtjüdische Bevölkerung an die Vielfalt zeitgenössischer jüdischer Kunst und Kultur heranzuführen. Die Jüdischen Kulturwochen von 2. bis 16. Juni stehen ganz im Zeichen Jüdischer Kultur aus Ungarn.

„IKG.KULTUR richtet bewusst den Fokus auf die antisemitischen und rassistischen Auswüchse in unserem Nachbarland“, hieß es in einer Aussendung der IKG. Mit diesem symbolischen Akt sollten die ungarischen Juden und Roma bestärkt werden, sich den rechtsradikalen Tendenzen weiter zu widersetzen und sie zu bekämpfen.

Orban: „Judenfeindlichkeit nicht akzeptabel“

Anfang Mai war der Jüdische Weltkongress (WJC) in Budapest zusammengekommen. Für das Gastgeberland Ungarn war dies aber weniger Auszeichnung als mehr eine Mahnung: „Wir wollen den rund 100.000 jüdischen Ungarn den Rücken stärken, ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind“, erklärte der stellvertretende WJC-Generalsekretär Maram Stern.

In einer Rede vor dem Kongress hatte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban den zunehmenden Antisemitismus in seinem Land scharf verurteilt: Judenfeindlichkeit sei „nicht akzeptabel und nicht hinnehmbar“, sagte Orban. Am Vorabend des Kongresses waren rund 500 Menschen einem Aufruf der Jobbik-Partei gefolgt und hatten in Budapest „die Opfer von Zionismus und Bolschewismus“ gewürdigt. Die Rechts-Außen-Partei Jobbik verfügt über 43 der 386 Sitze im ungarischen Parlament.

Klezmermusik und Hiphop

Zum Straßenfest am Judenplatz geladen sind ungarische Künstler, die einen weiten Bogen jüdischer musikalischer Tradition spannen sollen: „Judrom“ mit Gipsy- und Klezmer-Musik, das „Eszter Vaczi Quartett“ mit Jazz vom Feinsten und das "Kantoren-Duo Gergely Nogradi & Immanuel Zucker: Ein dramatischer und ein sanfter lyrischer Tenor singen altbekannte Melodien. In eine Klangwelt aus Jazz, Volksmusik, Hiphop und klassischer Musik entführen „Butterfly effect“, Joana Feroh & Nikos Pogonatos brechen zu einer Reise „Vom Schtetl bis New York“ auf.

Das Straßenfest bietet auch Informationen zu den schulischen und sozialen Einrichtungen der IKG, aus jüdischen Vereinen und Organisationen. Die Kinderbuchautorin Linda Ban lädt zu einem interaktiven Kinderprogramm zum Judentum, erstmals findet auch ein Kinderflohmarkt statt. Spezialitäten aus der Küche koscherer Gastronomen aus Wien werden aufgetischt, zu Gast ist auch die ungarische Tortendesignerin Rachel Raj, die ihre vielerorts geschätzten „Fluden“ mitbringt.

Kunstvernissage zum „Lebensmarsch“

Am Montag, den 3. Juni, findet in Kooperation mit Loffice eine Kunstvernissage zum Thema „Lebensmarsch“, dem jährlichen Marsch im Gedenken an die Opfer des Holocausts in Budapest, statt. Junge ungarische Künstlerinnen und Künstler zeigen in den Eventräumlichkeiten Reflexionen zum „Lebensmarsch“. Der ungarische Fotograf Tamas Vajda präsentiert dazu Impressionen des jüdischen Lebens.

Höhepunkt des Abends ist ein von der ungarischen Moderatorin und Kulturjournalistin Nora Winkler in deutscher Sprache geführtes Gespräch mit der ungarischen Literaturlegende György Konrad. Konrad ist einer der weltweit bekanntesten zeitgenössischen Autoren Ungarns. Der 80-Jährige ist nicht nur ein Beobachter gesellschaftlicher Vorgänge, sondern auch ein aktiver Kommentator und Meinungsbildner.

Weitere musikalische Höhepunkte

Die Jüdischen Kulturwochen warten in weiterer Folge noch mit einigen besonderen Leckerbissen auf. Im Wiener Musikverein ist am 5. Juni klassische Musik zu hören. Das Budapester Franz Liszt-Kammerorchester mit Solo-Violinistin Orsolya Korcsolan spielt Werke von Mendelssohn, Bruch, Liszt, Chajes, Bartok und Lavry.

Am 13. Juni wird zu Judeo-Folk-Musik mit Eszter Birò und Ensemble ins KIP (Kunst im Prückel) geladen. Am 16. Juni spielt das Bea Palya Trio im Wiener Konzerthaus Musik aus „Tausendundeine sephardische Nacht“.

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