„Gekauft und schon kaputt“ in der AK
„Geplante Obsoleszenz“: Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine absichtliche Verkürzung der Lebensdauer von Geräten, etwa durch den Einbau schwächerer Teile, die Belastungen nur eine bestimmte Zeit widerstehen können.
„Natürlich gibt es das“, sagte etwa Stefan Schriffe von der Initiative „Murks? Nein Danke! e.V.“. 500.000 Waschmaschinen würden etwa jedes Jahr in Österreich verkauft. Aneinandergereiht würde die Schlange von Wien bis München reichen. Vor 15 Jahren hätte sie schon in Linz geendet. Die Lebensdauer habe sich auf sechs Jahre halbiert, sagte Sepp Eisenriegler vom Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z.
„Neue Geräte sind sparsamer“
Die Elektroindustrie bestreitet, dass eine Strategie der künstlichen Verkürzung der Haltbarkeit existiere. Wo wären die vielen aufgebrachten Konsumenten, wenn die Produkte wirklich so früh den Geist aufgäben, fragte Manfred Müller von der Elektro- und Elektronikindustrie. Er sei froh, dass die Waschmaschinen ausgetauscht werden. Geräte, die 14 Jahre und älter sind, würden dreimal so viel Strom und Wasser verbrauchen wie die jüngste Generation.
Dem widersprach Gabriele Zgubic-Engleder von der Arbeiterkammer Wien: „In einer Onlineumfrage des Vereins für Konsumenteninformation im Frühjahr 2013 glauben 56 Prozent der Teilnehmer, dass die Lebensdauer von Produkten künstlich verkürzt wird. Als häufigste Produkte bei denen ein eingebautes vorzeitiges Ablaufdatum vermutet wird, werden elektronische Unterhaltungsgeräte genannt.“
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Schwachstellen im System
Wenn eine Schwachstelle oder ein minderwertiges Material in ein Gerät eingebaut wird, um dessen Lebenszeit zu verkürzen, ist von „geplanter Obsoleszenz“ die Rede. Erfunden wurde diese Technik von Olfred P. Sloan in den 1920er Jahren. Als „General Motors“-Präsident wollte er die Lebensdauer von Autos verkürzen, um den Neukauf von Autos voranzutreiben.
Nicht nur Autos, sondern auch Handys, Elektrogeräte und Waschmaschinen sind auf Grund von minderwertigen Materialen zum Kaputtwerden verurteilt. Bei Waschmaschinen ist zwar die Trommel aus Edelstahl, aber deren Aufhängung gerne aus Kunststoff. Oder bei Fernseher-Receivern werden oft zu schwach dimensionierte Elektrolytkondensatoren verbaut.
„Geplante Obsoleszenz schadet allen. Die kaufende Gesellschaft erwartet zu Recht nachhaltige Produktqualität. Konkrete Beispiele belegen die Hinfälligkeit der Herstellerargumentation. In der werdenden Kreislaufgesellschaft gibt es keinen Endverbraucher. Haltbarkeit ist der stärkste Hebel für Nachhaltigkeit. Wer der Natur Ressourcen entnimmt, trägt Verantwortung für deren Verwendung“, so Schriffde.
Experteninterview mit Eisenriegler
Warum gehen Geräte wie Handys, Fernseher, und Waschmaschinen so schnell kaputt? Sepp Eisenriegler, Geschäftsführer des Reparatur- und Service-Zentrums (R.U.S.Z.) in Wien, kann belegen, was viele schon geahnt haben: Dahinter steckt Absicht - mehr dazu in Geplante Obsoleszenz: Eine logische Folge gesättigter Märkte (help.ORF.at)
Links:
- Arbeiterkammer Wien
- „Murks? Nein Danke!“
- Reparatur- und Service-Zentrum R.U.S.Z.
- Umfrage: Geplante Obsoleszenz „hat System“ (help.ORF.at, 24.04.13)
- Akkus und die geplante Obsoleszenz (help.ORF.at, 27.10.12)