Stadthalle: „Fehlbetrag von 6,49 Mio. Euro“

Die Wiener Stadthalle hat im vergangenen Jahr wegen riskanter Finanzierungen einen Millionenverlust eingefahren, berichtet „profil“ in seiner jüngsten Ausgabe. Die Stadthalle räumt einen „Fehlbetrag von 6,49 Millionen Euro“ ein.

„Die Leasingfinanzierung für die Halle F ist langfristig angelegt, mit einem Zeithorizont weit über das Jahr 2030 hinaus“, teilte die Stadthalle in einer Aussendung mit. Darin bestätigte die Stadthalle aber auch, dass der „Jahresabschluss 2011/2012 einen Fehlbetrag von 6,49 Millionen Euro“ ausweise, dieser solle „bis Ende des Wirtschaftsjahres 2017/2018 aus eigener Kraft kompensieren“ werden.

Halle F der Stadthalle

APA/Martin Fichter

Halle F der Wiener Stadthalle

Die Stadthalle dementierte, dass sich der Fehlbetrag 2011/2012 ohne den 8,3 Mio.-Euro-Zuschuss der Wien-Holding, deren 100-prozentige Tochter die Stadthalle ist, auf 14,8 Mio. Euro belaufen hätte. Dies sei nicht korrekt. Denn Rückstellungen aus kaufmännischer Vorsicht seien keine Verluste, hieß es. Aus dem Veranlagungsportfolio seien auch keine Verluste lukriert worden - diese würden nur dann entstehen, wenn man die betreffenden Finanzprodukte „glattstellen“ würde. Bereits im September 2011 hatte das Derivateportfolio der Stadthalle für Aufregung gesorgt.

Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelte

Derivatgeschäfte, welche wegen der Errichtung der Halle F eingegangen wurden, drückten schwer auf das Ergebnis, berichtete „profil“ davor. Laut dem Mitte Mai veröffentlichten Jahresabschluss 2012 beläuft sich der Bilanzverlust der Stadthalle auf 6,5 Millionen Euro.

Auf dieses Ergebnis komme das Unternehmen aber nur, weil die Wien Holding ihrer Tochter 8,3 Millionen zugeschossen habe. Tatsächlich habe das Veranstaltungshaus beim Vogelweidplatz zuletzt einen Fehlbetrag von 14,8 Millionen Euro erwirtschaftet. Für zwei mit der Erste Bank abgeschlossene Zinsderivate hätten Rückstellungen in der Höhe von gesamt 3,9 Millionen Euro gebildet werden müssen. Ein mit der Unicredit Bank Austria abgeschlossenes Optionsgeschäft sei zum Bewertungsstichtag mit 3,6 Millionen Euro im Minus gelegen.

Außerdem habe die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Bilanzfälschung ermittelt. Ein Vorhabensbericht (also Anklage, Diversion oder Einstellung des Verfahrens, Anm.) solle demnächst ergehen, hieß es seitens der Behörde gegenüber „profil“.

Stadthalle

APA/Georg Hochmuth

FPÖ und ÖVP fordern Konsequenzen

Scharfe Kritik an der Geschäftsführung übten die Oppositionsparteien: Der Vorstand müsse die Konsequenzen ziehen und zurückzutreten, forderte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache in einer Aussendung.

Die ÖVP wünscht sich deutlich mehr Transparenz: „Wir fordern die zuständige Finanzstadträtin daher auf, alle Spekulationsgeschäfte im ausgelagerten Bereich der Stadt Wien umgehend offenzulegen“, so der Wiener ÖVP-Chef Manfred Juraczka.

Wien Holding übernimmt Stadthallenbad

Das nach einer missglückten Renovierung noch immer gesperrte Stadthallenbad wird künftig nicht mehr von der Stadthalle, sondern von einem neu gegründeten Tochterunternehmen der Wien Holding betrieben - mehr dazu in Wien Holding-Tochter übernimmt Stadthallenbad.

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