Grüne für Fiakerverbot bei Hitze

Der Umweltsprecher der Grünen, Rüdiger Maresch, fordert, dass die Fiakerpferde an Tagen mit mehr als 30 Grad verpflichtend „hitzefrei“ bekommen müssen. Das Veterinäramt (MA 60) sieht keinen Handlungsbedarf, die Fiaker wollen streiken.

In Wien gibt es derzeit 58 Fiaker-Stehplätze, die sich gut 30 Unternehmer mit insgesamt rund 200 Kutschen teilen. Maresch sind vor allem die seiner Ansicht nach zu wenig beschatteten Standorte wie der Michaelerplatz ein Dorn im Auge. Dort stünden bis zu 15 Gespanne gleichzeitig, was für die einzelnen Fiaker lange Wartezeiten und für die Pferde somit extreme Hitzebelastung bedeute. Denn Schatten gebe es dort erst am Nachmittag. „Der Asphalt heizt sich auf 60 Grad auf und strahlt ab“, kritisierte der grüne Mandatar.

„Vier Pfoten“ für kürzere „Arbeitszeiten“

Bei der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ rennt er damit offene Türen ein. Man unterstütze „natürlich“ die Forderung Mareschs. Denn im Sommer würden immer wieder Pferde kollabieren, so Geschäftsführer Heli Dungler. Grundsätzlich plädiert der Verein für ein generelles Verbot für Fiaker in der Innenstadt, da die Tiere durch den Autoverkehr permanent Stress ausgesetzt seien. Kutschen sollten deshalb nur in Grünlagen wie Schönbrunn fahren dürfen. Das Mindeste sei aber, Standorte nur im Schatten zu erlauben und die „Arbeitszeit“ der Rösser im Sommer von ganztägig auf vier bis fünf Stunden zu reduzieren.

Fiakerpferd trinkt

APA/Neubauer

„Vier Pfoten“ für kürzere Arbeitszeiten im Sommer

Veterinäramt: „Pferde sind Steppentiere“

Im Büro von Tierschutzstadträtin Ulli Sima (SPÖ) verwies man an das Veterinäramt. Deren Leiter Walter Reisp kann die Bedenken nicht nachvollziehen. „Es gibt im Sommer vermehrt Beschwerden von Bürgern, dass die Pferde so arm seien. Daneben gibt es aber auch die wissenschaftliche Sicht: Pferde sind Steppentiere, die die Hitze viel besser aushalten als der Kutscher am Bock“, versicherte der MA 60-Chef. Ein Argument, das Maresch übrigens nicht gelten lassen will. „In der Steppe würden die Tiere jetzt unter einem Baum stehen und nicht am heißen Asphalt.“

Reisp betonte, dass die Wiener Stehplätze allesamt mit Wasserplätzen ausgestatten seien, wo die Tiere trinken und abgespritzt werden können. Außerdem seien im Fiakergesetz fixe Ruhezeiten vorgeschrieben. Wiewohl es manchmal schon zu Kreislaufproblemen bei den Tieren komme, verwies der MA 60-Leiter auf zwei derartige Fälle während der Hitzewelle Mitte Juni.

Fiaker planen „Streik light“

Die Fiaker sind ob der Tierquälerei-Anwürfe nicht erfreut. „Wir werden vorrangig von Leuten beurteilt, die von der Materie keine Ahnung haben“, ärgerte sich Martina Michelfeit, stellvertretende Branchensprecherin in der Wiener Wirtschaftskammer und selbst Fiakerunternehmerin. Deshalb wollen die Kutscher am 20. Juli einen Streik light abhalten. Man werde zwar an den Stehplätzen sein, aber statt Rundfahrten anzubieten die Leute informieren bzw. unberechtigte Vorwürfe richtig stellen. Wie die Sache genau ablaufen wird, werde noch intern diskutiert.

Fiakerpferd trinkt

APA/Hans Klaus Techt

Fiaker: „98 Prozent der Pferde stecken Hitze weg“

Dass Pferde einem „Hitzestress“ ausgesetzt seien, stimme einfach nicht - was Studien belegen würden: „98 Prozent stecken das weg wie nichts und jene Pferdepersönlichkeiten, die das nicht aushalten, werden wir nicht in die Stadt schicken.“ Wenn Rösser einknicken, habe das fast immer andere Gründe, beispielsweise durch Ausrutschen nach Bremsmanövern infolge von Autos, die sich noch knapp vor das Gespann drängen. Angeschirrte Tiere könnten dann erst aufstehen, nachdem sie losgemacht worden sind - und das dauere eben und sei nicht schön anzuschauen.

Fiaker: Strenge Auflagen zwingen zu Sommerbetrieb

Außerdem gebe es strenge Kontrollen seitens der Behörde. „Bei Hitze ist jeden Tag der Amtstierarzt da“, versicherte Michelfeit. Zudem habe man Standorte geändert, wodurch nun ab Mittag überall Schatten vorhanden sei. Die Auflagen seien so streng und verursachten den Unternehmern derart hohe Kosten, dass man an Sommertagen fahren müsse, um das jetzige Niveau halten zu können, gab sie zu bedenken. Wobei es auch in der Fiakerei zwar keine schwarzen, aber sehr wohl einige, „ein bissl grauere“ Schafe gebe. Aber deren Anteil sei auch nicht größer als in allen anderen Branchen.

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