Kritik nach Baumgartner-Sager

In einem offenen Brief an Felix Baumgartner hat die Kinder- und Jugendanwältin Monika Pinterits auf die Aussage des Basejumpers gegenüber der Zeitschrift „Bunte“ reagiert. Baumgartner hatte gesagt, er sei für die „gesunde Ohrfeige“.

„Eine ‚Watschen‘ ist alles andere als gesund, sie kann Kinder unter Umständen krank machen“, betonte Pinterits. Die Juristin wies zugleich darauf hin, dass Gewalt an Kindern seit 1989 in Österreich gesetzlich komplett verboten ist.

Die Aussagen Baumgartners waren in einem von „Bunte“ moderiertem Gespräch zwischen dem „Extremsportler“ und dem deutschen Musikproduzenten Harold Faltermeyer (Komponist von „Axel F.“) gefallen. Wörtlich wird Baumgartner in dem Bericht so zitiert: „Die Kids und Jugendlichen hängen an Computerspielen, ballern rum, knallen ab. Jeder ist ein Held, aber im echten Leben versagen sie. Ein Kind kann nicht einmal mehr einen Ball fangen, den du ihm zuschmeißt.“

Baumgartner: „Bin auch für die gesunde Ohrfeige“

Baumgartner weiter: „Kein Respekt vor dem Alter hat die Jugend, nicht einmal für eine schwangere Frau stehen die im Bus auf. Ich bin übrigens auch für die gesunde Ohrfeige, wenn’s sein muss. War bei meinem Vater nicht anders.“

Faltermeyer, früher auch Produzent von Rainhard Fendrich, scheint übrigens eine ähnliche Meinung zu haben: „Schaden kann’s nicht“, sagte er Baumgartner in dem Gespräch laut „Bunte“. „Kinder brauchen eine starke Hand. Auch ich habe mir ab und zu eine eingefangen von meinem Vater. Geschadet hat es nicht.“ In dem Gespräch kritisiert Faltermeyer, dass der „gute alte Menschenverstand“ zunehmend von Verordnungen und Anweisungen verdrängt werde.

Dazu meinte Baumgartner, die Politiker in seiner Wahlheimat Schweiz würden „uns“ nicht zu Tode reglementieren. Als Beispiel sagte er wörtlich in „Bunte“: „In meinem Lieblingslokal steht ein glühend heißer Ofen mit offenem Feuer. Wenn ein Kind sich mal die Pratzen verbrennt, hat es für den Rest des Lebens kapiert, dass man nicht mit dem Feuer spielen soll.“

Pinterits: „Versuch, Gewalt zu bagatellisieren“

„Wie leider viele andere Erwachsene auch versuchen Sie diese Gewalt, die Ihnen als Kind zugefügt wurde, zu bagatellisieren“, schrieb Pinterits. Leider seien im Bewusstsein vieler Erwachsener Sätze wie „eine Watschen hat noch niemand geschadet“, „Kinder betteln darum“ oder „Was ich mit meinem Kind tue, ist allein meine Sache“ verankert.

„Eltern setzen auch heute noch viel zu oft leichte Schläge als Erziehungsmittel ein - wer jedoch Ohrfeigen in manchen Fällen für angebracht hält, rechtfertigt möglicherweise auch härtere Gewalt in Ausnahmefällen, wenn das Kind besonders ‚schlimm‘ war“, betonte die Kinderanwältin.

Appell an Baumgartner

Laut Studie geben 55 Prozent der 16- bis 20-Jährigen an, körperliche Gewalt in ihrer Kindheit und Jugend erlebt zu haben, die Hälfte aller Eltern bekennt sich dazu, „leichte Formen der Gewalt als Erziehungsmaßnahmen“ anzuwenden.

Pinterits appellierte: „Als Extremsportler sind Sie durch Ihren Sprung aus der Stratosphäre weltweit bekannt geworden und haben als öffentliche Person auch eine Verantwortung. Gewalt - und dazu gehören Schläge jeder Form - sind kein Mittel, das gegenüber Kindern anzuwenden ist. Kinder haben Rechte und ein elementares Recht ist, ohne Gewalt aufzuwachsen.“

Schon öfter Aufhorchen wegen Aussagen

Baumgartner, der mit seinem weltweit live verfolgten „Stratossprung“ im Oktober vergangenen Jahres als erster Mensch im freien Fall Überschallgeschwindigkeit erreicht hat, sorgt mit seinen Aussagen immer wieder für Aufsehen.

Im Oktober 2012 verneinte der Extremsportler gegenüber der „Kleinen Zeitung“ politische Ambitionen: „Nein, man hat das am Beispiel Schwarzenegger gesehen: Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, die sich wirklich auskennen.“

Im Jänner 2013 verteidigte Baumgartner etwa gegenüber Radio RTL in Frankreich die Steuerflucht des Schauspielers Gerard Depardieu nach Russland: „Ich verstehe nicht, wieso die Leute sich beschweren, wenn jemand das macht. Wir wollen doch alle Geld sparen, da ist doch nichts Schlimmes dabei. Das tun wir doch alle mehr oder weniger.“

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