„Gay Cops“ unterrichten in Polizeischule

Schwule, Lesben und Transgender arbeiten auch bei der Polizei. Aktuell hält der Verein „Gay Cops“ in der Wiener Polizeischule Vorträge, um Vorurteile abzubauen und gegen Mobbing vorzugehen. In Wien sind etwa 200 homosexuelle Polizisten im Dienst.

Peter Oberortner ist Vorstandsmitglied des Vereins „Gay Cops Austria“. Seit Juni hält er mit anderen homosexuellen Polizisten Ethikvorträge in der Polizeischule in der Marokkanerkaserne in Wien-Landstraße zum Thema "Homosexualität, Transgender - Umgang mit diesen Minderheiten“. Im jeweils vierstündigen Unterricht stellen sie sich den Fragen der Polizeischüler und -schülerinnen.

Die Vorträge werden unter Aufsicht eines Psychologielehrers der Schule gehalten. „Das ist kein Aufpasser, sondern er hilft uns, damit es nicht drunter und drüber geht und wenn wir einmal eine Frage der Schüler nicht beantworten können“, so Oberortner. Bisher fanden bereits fünf Vorträge statt, zumindest bis Mai 2014 wurde der Unterricht genehmigt.

Homosexualität im Dienst

Wie gehe ich mit Homosexuellen bei Amtshandlungen im Außendienst um? Soll ich mich als Homosexueller im Polizeidienst outen? Wie gehe ich mit Mobbing um? Diese und andere Fragen werden von den Polizeischülern anonym an die Vortragenden gestellt.

„Als Polizist muss man wissen, wie man reagiert, wenn zwei Frauen oder zwei Männer die Tür öffnen. Gewalt in der Familie gibt es auch bei gleichgeschlechtlichen Pärchen“, so Oberortner, der die Polizeischüler auf solche Situationen vorbereiten will. Unterrichtet werden jene Schüler, die am Ende der theoretischen Ausbildung und kurz vor ihrem Praxiseinsatz stehen. Oberortner: „Unsere Vorträge werden sehr gut angenommen. Von 25 Schülern pro Klasse sind uns 20 positiv gegenüber eingestellt.“

Unterschiede in den Wachstuben

Oberortner selbst outete sich vor 19 Jahren. „Ich habe dadurch noch nie ein Problem gehabt“, so der Polizist. Das sei jedoch nicht selbstverständlich. Er rät homosexuellen Polizisten, sich nur zu outen, wenn sie sich mit den Kollegen gut verstehen. „In jedem Bezirk und in jeder Wachstube hätte ich mich nicht geoutet“, so Oberortner. Dadurch, dass er verheiratet war und Vater ist, gibt es weniger Berührungsängste bei Kollegen und Polizeischülern.

Kampf gegen Vorurteile

Wie viele Polizisten in Wien homosexuell sind, kann Oberortner nicht abschätzen. „Es wird geschätzt, dass rund drei Prozent der Bevölkerung homosexuell sind. Daher ist anzunehmen, dass es auch um die drei Prozent der Polizisten sein werden.“ Oberortner hofft, mit den Vorträgen zumindest ein bisschen zu verändern: „Wer vorher 100 Prozent negativ gegenüber Homosexuellen eingestellt war, ist nach unseren Vorträgen vielleicht nur noch 70 Prozent oder weniger negativ eingestellt.“

Lobby für Schwule und Lesben

„Seid ihr echt?“, fragte ein Gast die „Gay Cops“, die in der Polizei-Präsentationsuniform heuer beim Regenbogenball im Parkhotel Schönbrunn vertreten waren. „Gay Cops“ sind Lesben, Schwule und Transgender, die im Polizeidienst stehen und sich seit 2007 als Verein „Gay Cops Austria“ engagieren.

Derzeit zählt der Verein 59 persönlich angemeldete und eine größere Anzahl mit „Nicknamen“ angemeldete Mitglieder. „Viele sind ja nicht beim Verein, da ein Verein ja immer ein bisschen zum Mitwirken verpflichtet“, so Oberortner. Er schätzt die Anzahl an homosexuellen Polizisten in Wien auf über 200.

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