Westbahn erneut teurer für Pendler

Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster hat am Montag neue Aufpreise auf Zeitkarten zu Spitzenzeiten angekündigt. Bereits seit September müssen Zeitkartenbesitzer pro Fahrt um zwei bzw. drei Euro mehr bezahlen.

Der Westbahn-Geschäftsführer erläuterte am Vormittag vor Journalisten seine Unzufriedenheit mit dem VOR-System und kündigte neue Aufpreise ab 13. Dezember für Zeitkarten und Top-Jugendtickets an. Auf den Strecken Wien-St.Pölten, St.Pölten-Amstetten und in der Kernzone 100 (Westbahnhof - Wien Hütteldorf) werde in den Westbahn-Zügen ein Aufpreis von 2 Euro eingehoben, zwischen Wien und Amstetten ein Aufpreis von 3 Euro.

Der Aufpreis gilt laut Forster nur bei Zustieg in den Spitzenzeiten, also vor 9.00 Uhr und nach 15.30 Uhr (Montag bis Donnerstag), vor 9.00 Uhr und nach 12.00 Uhr (Freitag), vor 10.00 Uhr und nach 15.30 Uhr (Samstag) und nach 12.00 Uhr (Sonntag). Für Schüler- und Lehrlingsfreifahrten wird kein Aufpreis verlangt. Der Konflikt um Zuschläge für Pendler schwelt schon seit September, als die Westbahn begann, Zuschläge für Zeitkartenbesitzer einzuheben. Nun, nach der Ankündigung der Ausweitung der Zuschläge, ist der Streit eskaliert - mehr dazu in Westbahn erhöht Preise für Pendler

Forster: Westbahn besonders kritisch

Die Ostregion als mit Abstand stärkster Nachfragebereich sei finanziell für die Westbahn besonders kritisch, erklärte Forster, auch designierter Rail Holding-Chef. Die Westbahn erhalte aufgrund der „Light-Mitgliedschaft“ im VOR zu wenig Geld, nämlich keine Einnahmenanteile für Einzeltickets Wien – St. Pölten oder keine Einnahmenanteile an Kernzonentickets für Kunden zwischen Hütteldorf – Wien West und könne in keinem Gremium mitwirken.

Bei den Zeitkarten und Jugend-Netzkarten werde eine Einnahmenbeteiligung der Westbahn nach der echten Nutzung verweigert, denn ÖBB-Personenverkehr und VOR akzeptierten nur ein Modell nach Zuganteilen - das werde aber der Lage bei der Westbahn nicht gerecht, sagte Forster. Außerdem weigere sich das Verkehrsministerium soziale Tarife zu stützen.

VOR: Draußen aus Verbund

„Wir sehen das als klare Ansage der Westbahn, den Verbundraum zu verlassen“, reagierte der Sprecher des VOR, Georg Huemer, gegenüber der APA. Der VOR bedaure diese Entscheidung der Westbahn, allerdings müssten im Verbund gemeinsame Spielregeln für alle gelten. Schon seit der ersten Entscheidung der Westbahn, ab September einseitig Aufschläge einzuführen, würden intensive Gespräche geführt.

Die Westbahn stelle 18 Prozent der Leistungen und kriege 18 Prozent der verteilten Einkünfte - „jetzt wollen sie mehr“, erläuterte der VOR-Sprecher. Trotz allem hoffe man noch auf eine partnerschaftliche Einigung im Interesse der Fahrgäste. Wenn die Westbahn nun ab 13. Dezember Aufschläge verlange, dann bedeute das für die Fahrgäste, dass sie nicht mehr mit Verbundkarten in Westbahn-Zügen fahren könnten - auch nicht wenn sie den Aufpreis bezahlten.

Der Tarifverbund VOR erstreckt sich über Wien, Niederösterreich und das Burgenland und wird von über 40 Verkehrsunternehmen getragen. Zu den Verbundpartnern gehören Schienenverkehrsunternehmen wie ÖBB, Raaberbahn, NÖVOG, Wiener Lokalbahnen und die Wiener Linien sowie über 30 Busunternehmen.

Westbahn: Werden aus dem VOR gedrängt

„Die Westbahn hat aber keinen Ausstieg mitgeteilt“, so das Bahn-Unternehmen nun in einer Aussendung, man werde aus dem VOR gedrängt. Die VOR-Vorgangsweise sei nicht nachvollziehbar. Statt eine Reform der Einnahmenaufteilung durchzuführen werde das Unternehmen aus dem Verkehrsverbund „eliminiert“, heißt es.

Der VOR solle seine „überhastete Entscheidung“ überdenken, appelliert die Westbahn. Während die Westbahn eine Abrechnung aus dem Verbund nach der Anzahl der beförderten Fahrgäste fordert, wird diese derzeit nach der Zahl der angebotenen Züge vollzogen.

Die mehrheitlich private Westbahn fährt seit zwei Jahren auf der Westbahn-Strecke zwischen Wien und Salzburg und macht dort der Staatsbahn ÖBB Konkurrenz. Die Eigentümer der Muttergesellschaft Rail Holding AG (Haselsteiner-Familienprivatstiftung 46,90 Prozent, französische Staatsbahn SNCF 28,0 Prozent, Investoren in der Augusta Holding 25,10 Prozent) haben bisher nur Verluste gesehen.

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