Zenit-Randale: Austria erwartet Strafe

Der Austria-Sieg in der Champions League ist von Ausschreitungen russischer Fans im Stadion überschattet worden. Die Austria kann sich auf eine Geldstrafe der UEFA einstellen. Sehen Sie hier ein Video von den Randalen, gefilmt aus dem Nebensektor.

Bereits am Praterstern war es am Nachmittag zu Ausschreitungen gekommen. Die russischen Fans hatten - offenbar betrunken - eine Gruppe Migranten aus Afghanistan angegriffen, sagte Polizeisprecherin Michaela Rossmann gegenüber Radio Wien. „Es wurden vier Personen festgenommen, eine Person wurde bei der Auseinandersetzung verletzt.“ Zwei Personen wurden anschließend wieder aus der Haft entlassen und auf freiem Fuß angezeigt.

Sieben Festnahmen

Im Stadion kam es dann zu weiteren Attacken. Die im dritten Rang untergebrachten, rund 2.500 mitgereisten russischen Fans zündeten Bengalen und Böller und bewarfen damit Zuschauer im ersten Rang. Rund hundert Zenit-Fans versuchten auch, zu den Austria-Fans zu stürmen. Der mazedonische Referee Aleksandar Stavrev unterbrach die Partie daraufhin für einige Minuten, erst ein Polizeieinsatz sorgte für Ruhe im russischen Sektor.

Video: Aufgenommen von Andreas Terler

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„Die Pyrotechnik wurde gezielt auf Austria-Fans geworfen, als auch in Richtung der Polizei, die dann Pfefferspray einsetzte - dabei wurden sechs Fans leicht verletzt. Während des Spiels wurden im Stadion sieben Personen festgenommen“, sagte Rossmann. 21 Anzeigen wegen Übertretungen nach dem Pyrotechnikgesetz und anderen Verwaltungsvorschriften sowie Sachbeschädigungen wurden erstattet. Unklar ist, wie die Feuerwerkskörper ins Stadion geschmuggel werden konnten. Nach dem Spiel wurden die Fangruppen von einander ferngehalten. Die russischen Anhänger wurden bis zur Grenze begleitet. Zwischenfälle gab es dabei keine.

„Betrachten diese ‚Fans‘ als unsere Gegner“

Nicht nur dem restlichen Publikum im Stadion, das die Ausschreitungen der Zenit-Fans mit Pfiffen quittierte, missfielen die Aktionen im Auswärtssektor. So meinte Zenit-Trainer Luciano Spalletti: „Ich habe die Aussage eines UEFA-Delegierten gehört, dass das Match beinahe abgebrochen worden wäre. Wir haben leider schon oft genug erlebt, dass uns ‚Fans‘ wichtige Punkte gekostet haben. Wenn solche Leute nur zu unseren Spielen kommen, um zu randalieren, dann sollen sie zu Hause bleiben. Wir betrachten diese ‚Fans‘ als unsere Gegner.“

Austria-Trainer Nenad Bjelica meinte zu den Ausschreitungen: „Das war peinlich. Es wird so viel über Rassismus und Aggressionen gesprochen, und dann passiert so etwas. Das hat auf keinem Fußballplatz der Welt etwas verloren. Das ist eine Katastrophe, hoffentlich ist nichts passiert.“

„Es wird sicher ein Verfahren nach sich ziehen, auch für uns als Veranstalter“, meinte Markus Kraetschmer. Wie der Austria-Vorstand betonte, habe es im Vorfeld eine gute Zusammenarbeit mit den Zenit-Verantwortlichen gegeben. Diese haben über den als besonders brutal geltenden Anhang des Vizemeisters aber offenbar keine Kontrolle. „Zenit verurteilt diese Akte des Hooliganismus“, ließ der Verein in einer Aussendung wissen. Man werde Stadionsperren aussprechen.

„Wird sicher ein Verfahren geben“

Die Austria schien nach der Partie ratlos. Dass Knallkörper ins Stadion geschmuggelt werden, sei laut Kraetschmer nicht zu verhindern. „Solche Dinge kann man offenbar nie in den Griff bekommen. Vor allem im Winter kann in der Kleidung viel ins Stadion geschmuggelt werden“, meinte der Wirtschaftsvorstand, der eine genauere Analyse der Vorkommnisse ankündigte. Zumindest konnte die Partie nach dem Polizeieinsatz zu Ende gehen. „Wenn noch mehr passiert wäre, hätte der Schiedsrichter abgebrochen“, verriet Kraetschmer.

Greenpeace-Aktion mit Cheerleaderinnen

Vor dem Match sorgte bereits eine, gegen Zenit-Hauptsponsor Gazprom gerichtete Greenpeace-Aktion für Aufsehen. Als Cheerleader verkleidete Frauen protestierten gegen den Öl-Konzern. Die Aktion wird ebenfalls eine Geldstrafe nach sich ziehen. Im Oktober musste der FC Basel beispielsweise 30.000 Euro Strafe zahlen, nachdem im Champions-League-Spiel gegen Schalke 04 plötzlich ein riesiges Anti-Gazprom-Transparent vom Stadiondach des St. Jakob Parks entrollt wurde.

„Ich schaue schon lange Champions League, Cheerleader habe ich noch nicht gesehen. Deshalb habe ich mich ein wenig gewundert, als die hereinmarschiert sind. Aber da war es schon zu spät“, meinte Kraetschmer. Die Aktion dürfte genau durchgeplant worden sein. Zugang zum Spielfeld erhielten die Aktivisten offenbar durch eine Zusammenarbeit mit zwei bis drei Ordnern.

„Beim Versuch, Daten aufzunehmen, sind Personen offenbar auch in fahrende Autos geflüchtet“, berichtete Kraetschmer. Die Austria will nun die Strafe der UEFA abwarten und dann dementsprechend regressieren.

Historischer Erfolg für die Austria

Sportlich sorgte die Austria für großes Aufsehen und verabschiedete sich mit einem historischen Sieg von der ersten Teilnahme an der Gruppenphase der Champions League. Der österreichische Meister düpierte im letzten Spieltag am Mittwoch Zenit St. Petersburg im Ernst-Happel-Stadion mit 4:1 (1:1) und feierte damit nicht nur den ersten CL-Sieg der Clubgeschichte, sondern auch den ersten eines rot-weiß-roten Teams seit zwölf Jahren - mehr dazu in sport.ORF.at

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