„Opernball-Mutter“ gestorben

Die „Opernball-Mutter“ Christl Schönfeldt ist im 98. Lebensjahr in ihrer Wiener Wohnung gestorben: Die langjährige Organisatorin (von 1956 bis 1980) des glanzvollen Fests wurde am Dienstag in Grinzing begraben. Sie organisierte den ersten Opernball im Jahr 1956.

Christl Schönfeldt

APA/Schlager

Christl Schönfeldt

Schönfeldt verstarb am 30. Dezember in ihrer Wohnung. Am Dienstag wurde sie am Friedhof in Grinzing im engsten Familienkreis beigesetzt. Schönfeldt wurde am 29. April 1916 in Wien geboren und studierte an der Universität Wien Anglistik, Philologie und Musikwissenschaft. Unmittelbar nach ihrer Promotion wurde sie Sekretärin des Ordinarius für Musikwissenschaft, Erich Schenk, später dann des Ethnologen Hugo Adolf Bernazik. Nach Kriegsende war sie als freie Mitarbeiterin in der damaligen Ravag, der ersten österreichischen Rundfunkgesellschaft, tätig.

1946 wurde sie von Ernst Haeusserman an den Sender Rot-Weiß-Rot engagiert, wo sie das Musikstudio Wien aufbaute. Ein Jahr später heiratete sie den damaligen Nachrichtensprecher von Rot-Weiß-Rot, Carl Graf Schönfeldt, der unter dem Pseudonym Rudolf Hornegg auftrat. Es folgten zahlreiche Kultur- und Musiksendungen, die sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreuten. Gemeinsam mit Kammerschauspielerin Hilde Wagener gründete sie den Verein „Künstler helfen Künstler“, dessen Vorstandsmitglied, Vizepräsidentin und Präsidentin sie lange war.

Organisierte ersten Opernball im Jahr 1956

1955 holte sie Direktor Karl Böhm als seine persönliche Referentin an die Wiener Staatsoper. Einer ihrer Aufgabenbereiche war die Organisation und Durchführung des ersten Wiener Opernballes nach dem Krieg im Jahre 1956 im wiederaufgebauten Opernhaus. „Es war das erste große Fest nach all den schrecklichen Jahren. Alle waren in freudiger Hochstimmung. Es war glanzvoll und erhebend und sofort ein Ball von Weltformat“, hatte sich Christl Gräfin Schönfeldt erinnert. Als beeindruckendsten Opernball nannte die Grande Dame jenen im Jahr 1979, als sie das Spanische Königspaar begrüßen durfte. Noch 2012 hatte Schönfeldt den Opernball selbst besucht.

Christl Schönfeldt und Desiree Treichl-Stürckh

APA/Hochmuth

Schönfeldt und Treichl-Stürgkh

Exportierte Opernball in alle Welt

Nach dem Ende ihrer Tätigkeit als Opernball-Referentin der Wiener Staatsoper exportierte Schönfeldt die Idee des Wiener Opernballs in alle Welt: So organisierte sie u.a. 1982 und 1983 den Opernball in der Alten Oper Frankfurt und wurde 1986 von Zubin Mehta gebeten, ihm bei den Vorbereitungen für einen New Yorker Philharmoniker Ball zu helfen.

1970 wurde die Ballmutter mit dem Goldenen Ehrenzeichen, zehn Jahre später mit dem Großen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet. Im Jahr 2000 erhielt sie das Österreichische Ehrenkreuz. „Christl Schönfeldt hat wesentlich dazu beigetragen, den Ball als glanzvolles Fest und zu einem der bedeutendsten österreichischen Gesellschaftsereignisse zu etablieren. Ich habe sie persönlich sehr geschätzt. Mein Team und ich bedauern ihren Tod sehr. Sie wird immer die ’Übermutter’ des Opernballs bleiben“, so Opernball-Organisatorin Desiree Treichl-Stürgkh.