Taxitänzer erobern die Wiener Ballsäle

Damit sich nach „Alles Walzer“ auf der Tanzfläche wirklich alles dreht, bieten immer mehr Ballveranstalter sogenannte Taxitänzer an. Diese können von tanzfreudigen Damen für mehrere Tänze oder auch den ganzen Abend ausgeborgt werden.

„Bei meiner ersten Ballbegleitung war ich mit einer Japanerin am Wiener Opernball. Ich hätte nie gedacht, dass ich da einmal hinkomme, geschweige denn dafür bezahlt werde“, so Lukas. Der Wiener Student ist seit mehreren Jahren als Taxitänzer, Ballbegleitung und Vermittler für die Tanzschule Elmayer im Einsatz. Er vermittelt Tänzer vor allem an Japanerinnen, die in Wien Urlaub machen und auf einen Ball gehen möchten.

„Beim Juristenball und bei der Rudolfina-Redoute werden bereits wieder Tänzer gesucht. Viele Japanerinnen wollen jemanden, der nicht größer als 1,70 Meter ist“, so Lukas. Taxitänzer sind junge Herren, meistens Studenten, die gegen Bezahlung mit Damen auf Bällen tanzen. Während den Veranstaltungen stehen sie entweder bei einem „Taxistand“ bereit oder fordern die Damen im Saal aktiv zum Tanzen auf.

Tanzendes Paar

APA/Hochmuth

Die Tanzschule Elmayer vermittelt Tanzschüler und Profitänzer als Taxitänzer

Tänzer, Tischpartner und Dolmetscher

Taxitänzer gibt es auch in Form von Ballbegleitern. Dabei holt der Tänzer die Dame bereits vom Hotel ab und bringt sie zum Ball. Bei jenen, die nicht Deutsch oder Englisch können, spricht der Taxitänzer für die Dame. Am Ball selbst unterhält er die Dame und fordert sie immer wieder zum Tanzen auf. „Da merkt man eh gleich, ob sie mehr am Tanzen oder am Ballgeschehen selbst interessiert ist“, so Lukas.

Taxitänzer-Sujetbild

Fotolia/ apops

Es gibt auch Taxitänzerinnen

Das Dienstverhältnis endet offiziell um 1.00 Uhr. Dann bringt der Taxitänzer die Dame zurück ins Hotel. „Aber es endet in der Lobby. Ich habe noch nie gehört, dass ein Taxitänzer mit auf das Zimmer gegangen wäre“, so Lukas. Manchmal gibt es Trinkgeld, vor allem, wenn die Dame länger bleiben möchte. „Ich hatte einmal eine Dame, die bis 5.00 Uhr bleiben wollte. Sie hat mir dann sogar ein Katerfrühstück bezahlt“, so Lukas.

Ob der Taxitänzer am Ball Alkohol trinken darf, entscheidet die Dame. Lukas: „Den Japanerinnen ist es wichtig, dass man ihnen beim Trinken Gesellschaft leistet. Wenn die Dame einen Wein bestellt, trinkt auch der Herr einen Wein. Die Dame bezahlt dem Taxitänzer natürlich jedes Getränk, das Essen und den Eintritt.“

Begleitung als Studentenjob

Viele Kundinnen kommen auch aus Deutschland, Großbritannien und Amerika. Ihr Alter variiert zwischen 20 und 60 Jahren. Ab und zu engagieren auch tanzscheue Männer für ihre Frauen eine Tanzbegleitung. Die meisten Taxitänzer sind zwischen 19 und 30 Jahre alt. Lukas: „Es ist ein netter Zuverdienst als Student. Viele hören dann auf, wenn sie eine ernsthafte Beziehung haben oder zu arbeiten anfangen, weil sie dann nicht mehr auf jeden Ball gehen können und auch das Geld nicht mehr so dringend brauchen.“

Profitänzer mit Gold-Star-Niveau

„Immer mehr Bälle bieten diesen Service. Die Ballgäste nehmen das sehr gerne an, weil Damen damit Gelegenheit gegeben wird, mit sehr guten Tänzern zu tanzen“, so Tanzschulenleiter Thomas Schäfer-Elmayer. Seine Taxitänzer müssen als Voraussetzung ein vorbildliches Benehmen und angepasste Kleidung vorweisen und alle Gesellschaftstänze sowie die Fledermausquadrille auf Gold-Star-Niveau beherrschen.

Schild Taxitänzer am Philharmonikerball

Grossbauer

Schild am Philharmonikerball

Die Honorare unterscheiden sich wesentlich von Ball zu Ball und starten bei zehn Euro pro Stunde. Beim Elmayer-Kränzchen, das am 4. März in der Hofburg stattfindet, stellen sich die Taxitänzer in den Dienst der guten Sache. Während sie selbst unbezahlt tanzen, kostet den Damen jeder Tanz fünf Euro. Die Einnahmen kommen der karikativen Organisation „Rettet das Kind“ zugute.

„Taxistand“ neben der Tanzfläche

Bei anderen Bällen wie den Philharmoniker-, Pharmazie- und Kaffeesiederball sind zwischen drei und zwanzig Taxitänzer im Einsatz. „Die Taxitänzer warten an einer bestimmten Stelle und lassen sich von den Damen auffordern“, so Elmayer. Auch beim Philharmonikerball gab es heuer einen „Taxistand“ im Ballsaal.

„Da standen die Taxitänzer im Festsaal neben der Bühne mit einem eigenen Schild“, so Elmayer. „Ich finde das sehr gut, weil die Herren oft zu bequem sind und kaum jemand so gut tanzt wie die Herren, die wir zur Verfügung stellen. Das sind meist Formations- oder Turniertänzer. Für Frauen ist das ein Genuss, mit ihnen tanzen zu können.“

Für die Taxitänzer ist es hingegen nicht nur Spaß, sondern manchmal auch ein beinharter Job. Philipp war bereits öfter für die Tanzschule Elmayer als Taxitänzer im Einsatz. „Wir tanzen mit wirklich jeder Dame, die uns auffordert“, so Philipp. „Es kommen auch Damen, die nicht gut tanzen können und den Herren mit ihren Stöckelschuhen auf die Füße steigen. Auch wenn wir führen, können wir keine Wunder bewirken.“

Taxitänzer Johann und Gerhard

Gerhard Toth

Johann und Gerhard von der Agentur „Taxi-Dancer“

Ballbegleiter sind kein Escort-Service

„In den vergangenen vier bis fünf Jahren ist die Nachfrage nach Taxitänzern bei Ballveranstaltungen ständig gestiegen“, so Gerhard Toth. Der ausgebildete Tanzlehrer betreibt seit 22 Jahren eine Agentur für professionelle Taxitänzer. Anfangs gab es nicht viel Konkurrenz, doch inzwischen haben sich einige Tänzer selbstständig gemacht und auch Tanzschulen haben das Taxitänzer-Modell für sich entdeckt.

Für Toth sind 30 Herren und zehn Damen im Einsatz. In der Ballsaison tanzen jeweils zwei bis vier Taxitänzer auf zwei bis drei Bällen pro Wochenende. Das kostet den Veranstaltern pauschal 40 Euro pro Tänzer pro Stunde. „Wir fordern auf den Bällen die Damen aktiv zum Tanzen auf und bringen sie danach auf ihren Platz zurück“, so Toth. Auch Ballbegleitungen für Gäste aus dem Ausland gehören zum Angebot der Agentur. Toth: „Es ist kein Escort-Service. Wir sind eine seriöse Agentur. Für andere Wünsche gibt es andere Internetseiten und Börsen.“

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