Neue App: Krankheiten über Nacht erforschen

Mit der neuen Android-App „Power Sleep“ der Universität Wien können Smartphone- oder Tabletnutzer ab sofort im Schlaf bei der Erforschung von Krankheiten mithelfen. In der Nacht verarbeitet das Gerät Daten für eine Forschungsdatenbank.

An der Universität Wien wurde bereits 2010 das Projekt SIMAP ins Leben gerufen. Dabei werden in einer Forschungsdatenbank Eiweißsequenzen gespeichert und ausgewertet. Mithilfe von Eiweißen können Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer erforscht werden. „Wir müssen mehr über die Funktionen von Proteinen wissen, um diese Erkrankungen zu verstehen“, erklärt Thomas Rattei, Leiter des Projektes an der Uni Wien, gegenüber dem Kurier.

Seit 13. Februar kann nun jeder, der ein Smartphone oder Tablet mit Android besitzt, bei der Proteinforschung mithelfen - und zwar über Nacht. Mit der neuen App „Power Sleep“ kann die nicht genutzte Prozessorleistung dieser Geräte in den Nachtstunden der Forschung zur Verfügung gestellt werden. In der „Schlafzeit“ wird die Rechenleistung für die Verarbeitung von Protein-Daten aus der Forschungsdatenbank der Uni Wien genutzt.

Android App

Samsung

Funktionsweise der neuen App

Die Nutzung der von Samsung entwickelten Android App ist einfach: Vor dem Schlafengehen wird eine Weckzeit eingestellt und das Gerät zum Aufladen des Akkus angesteckt. Wenn das Gerät vollständig geladen ist, erhält das Smartphone oder Tablet ein Datenpaket, das es berechnet. Bevor der Wecker klingelt, werden die verarbeiteten Daten wieder zurückgeschickt. In der Grundeinstellung wird die App nur über WLAN genutzt, auf Wunsch kann auch der 3G-Modus aktiviert werden.

Während die Protein-Daten verarbeitet werden, braucht man sich aber keine Sorgen um persönliche Daten machen: „Die App nutzt ausschließlich Hardware und hat keinen Zugriff auf Bilder, Nachrichten oder Kontakte“, versichert der IT- und Mobile-Chef von Samsung Electronics Austria, Martin Wallner.

Nutzung bestehender Infrastruktur

Durch die Nutzung der Rechenleistung von Smartphones und Tablets können die großen Datenmengen für die Forschung schneller bewältigt werden. „Wir wollen nicht, dass sich jemand zusätzliche Geräte kauft, um an diesem Projekt teilzunehmen. Es soll einfach eine Infrastruktur, die bereits existiert, für einen weiteren, guten Zweck nutzbar gemacht werden“, so Rattei von der Uni Wien. Aktuell umfasst die Forschungsdatenbank etwa 40 Millionen verschiedene Proteinsequenzen aus über 80 Millionen Datenbankeinträgen.

Jeden Tag würden weltweit 60.000 neue Proteinsequenzen entdeckt, so Rattei: „Diese müssen schnellstens der Forschungsgemeinschaft zur Verfügung gestellt werden.“ Das wird auch durch das Projekt SIMAP möglich. Die Proteine werden in kleine Datenpakete gepackt - pro Tag etwa eine halbe Million Pakete mit einer Größe von je etwa einem Megabyte. Zur Aktualisierung brauche man permanent Rechenleistung, die aber problemlos auf viele kleine Computer ausgelagert werden kann. Mithilfe der „Power Sleep“-App kann auf einem Smartphone eines dieser Datenpakete in etwa 30 Minuten berechnet werden.

Das Potenzial ist laut Wallner groß: „Rund sieben Millionen Smartphones liegen in Österreich auf dem Nachtkästchen.“ Rattei zeigte sich auch offen für eine iPhone-App. „Wir sind sehr interessiert daran. Wir haben aber bisher keinen Partner für die Entwicklung gefunden.“ Die Nutzungsmöglichkeiten seien unbeschränkt: Selbst wenn die halbe Million an einem Tag anfallenden Datenpakete verteilt seien, könne die Rechenleistung der Smartphones etwa für die Erstellung besserer Algorithmen für die Sortierung der Proteine genutzt werden.

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