Hürden für Wechsel von Neuer Mittelschule

Wer eine Neue Mittelschule besucht, kann bei entsprechend guten Noten problemlos in eine AHS-Oberstufe mit Matura wechseln. Das versprach zumindest die Politik. Doch laut „Kurier“ weigern sich Gymnasien in Wien, Kinder aus der Neuen Mittelschule aufzunehmen.

Der „Kurier“ am Sonntag berichtete von einem Buben aus einer Neuen Mittelschule (NMS), der sich an vier Wiener AHS anmelden wollte und von allen Direktoren abgewiesen wurde. Der „Kurier“ fragte anonym bei weiteren AHS nach: Die Antworten der Direktoren reichten von „Wir nehmen ungern Kinder aus der Neuen Mittelschule, weil wir schlechte Erfahrungen gemacht haben“ bis zu „Wir nehmen keine Schüler aus der Neuen Mittelschule“.

Zugang gesetzlich geregelt

Der Wiener Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch (SPÖ) zeigte sich verärgert: „Zu mir ist bis jetzt noch keine konkrete Beschwerde gekommen. Aber ich habe den Bericht auch sehr aufmerksam zur Kenntnis genommen und halte das für einen sehr unerträglichen Zustand. Ich habe deshalb auch den Stadtschulrat um eine Stellungnahme ersucht.“ Der gesetzliche Rahmen für die Direktoren sei klar und ermögliche den Zugang, daher erwarte er, dass der auch möglich gemacht werde.

Laut Rechtslage dürfen jene Kinder aus der Neuen Mittelschule in ein Gymnasium wechseln, die in den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch einen Einser oder einen Zweier im Zeugnis haben, bei einem Dreier nur in Ausnahmefällen. AHS-Direktoren können dann noch zusätzliche Kriterien festlegen, nach denen sie Schüler aufnehmen.

Direktoren: Keine abgesprochene Benachteiligung

NMS-Absolventen seien beim Zugang zu den AHS-Oberstufen auf jeden Fall gleichberechtigt, betonte AHS-Direktorensprecher Wilhelm Zillner (ÖVP). Für ihn persönlich sei es „auf keinen Fall denkbar“, einen Bewerber nur wegen der Schulform abzuweisen. „Das ist sicherlich kein generelles und kein abgesprochenes Vorgehen“, so Zillner. „Alles andere wäre illegal und nicht zu rechtfertigen.“

Auch laut Ursula Madl, Sprecherin der AHS-Direktoren Wiens, kann es sich „auf gar keinen Fall“ um akkordiertes Vorgehen, sondern maximal „Einzelfälle“ handeln, immerhin gebe es für den Übertritt in die Oberstufe ganz klare Kriterien.

Es gebe an den achtjährigen Gymnasien allerdings immer viele Abweisungen bei den Bewerbungen für die Oberstufe, da diese „heillos überfüllt“ seien.

Stadtschulrat sieht keinen Handlungsbedarf

Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Die Abteilungsleiterin für AHS im Wiener Stadtschulrat, Gabriele Dangl, zeigt sich nicht beunruhigt. Denn die Aufnahme von Schülern aus der Neuen Mittelschule in die acht Oberstufen-Gymnasien in Wien funktioniere, es gebe keine Beschwerden. Der überwiegende Teil der Schüler in Oberstufen-Gymnasien komme aus den Neuen Mittelschulen, so Dangl.

Schwieriger ist laut Gabriele Dangl vom Wiener Stadtschulrat der Wechsel von der Neuen Mittelschule in ein achtjähriges Gymnasium, in die sogenannte Langform. Das scheitere oft schlicht an mangelnden Plätzen, so Dangl.

Handlungsbedarf im Hinblick auf eine Verbesserung der sogenannten Durchlässigkeit sieht Gabriele Dangl jedenfalls keinen. Der Stadtschulrat informiere ohnehin laufend Direktoren, Eltern und Schüler über die herrschende Rechtslage.

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